Editorial
Wir alle tragen Verantwortung
Während sich viele Menschen in der Kirche nach mehr Synodalität sehnen und demokratische Strukturen einfordern, erleben wir weltweit auf gesellschaftlicher und politischer Ebene einen Kampf der Systeme. Autokratische Herrscher unterdrücken jegliche Opposition und bedrohen ihre Nachbarstaaten. In der EU setzen Regierungen in ihren Staaten demokratische Prinzipien außer Kraft. Und selbst bei uns steht es nicht gut um die Demokratie: Diejenigen, von denen alle Gewalt im Staate ausgehen soll, interessieren sich immer weniger für ihre Rechte und Pflichten: Die Beteiligung an Wahlen erreicht Tiefststände. Den politischen Parteien, aber auch anderen gesellschaftlichen Kräften fehlen Engagierte. Populistische Kräfte nutzen jede Krise, um das Vertrauen in unsere Demokratie auszuhöhlen. Gemeinsame Grundwerte scheinen verloren gegangen zu sein.
Vielleicht ist uns mit zunehmender Distanz zum NS-Unrechtsstaat die Wertschätzung für die demokratische Staatsordnung und das Verständnis dafür verloren gegangen, was es braucht, damit Menschen in Recht und Freiheit leben können. Vielleicht haben zu viele Menschen verlernt, dass Gemeinwohl vor Eigeninteressen geht. Vielleicht erwarten wir von der Politik zu viel, während wir selbst nicht sehen, wo wir uns engagieren und mitgestalten können.
Und wie steht es um unsere Mitarbeit in der Kirche? Sind wir bereit, mehr Verantwortung zu tragen, wenn auf die Nichtgeweihten als Ergebnis der Beratungen des Synodalen Weges die Arbeit in "Synodalen Räten" auch auf Diözesan- und Pfarreiebene zukommt? Wie engagieren wir uns in den Gemeinden vor Ort und nicht zuletzt in unseren Kolpingsfamilien?
Jeder Getaufte trägt Verantwortung, meint unsere Geistliche Leiterin Rosalia Walter in ihrem Debattenbeitrag. Wenn jeder sein Bestes gibt, dann lassen sich die drängenden Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft gemeinsam meistern. Davon war auch Adolph Kolping überzeugt. Dabei ist ein nüchterner Blick auf unsere Lebenswirklichkeit erforderlich, so wie wir das mit unserem erweiterten Leitbild tun. Klaudia Rudersdorf und Martin Rose verweisen darauf in unserem Interview.
Zusammen können wir viel bewirken. Das zeigen sowohl ein Artikel über das Wirkens von Kolpingmitgliedern in der Selbstverwaltung des Handwerks als auch ein Bericht über den Einsatz von Jugendlichen bei der Flutkatastrophe im Ahrtal. Das wird nicht zuletzt auch aus unserer Reportage über die Familienerholung in der Familienferienstätte Vogelsbergdorf deutlich, die dank des großen Engagements durch den Verband der Kolpinghäuser die Corona-Pandemie wohl überstanden hat. Ganz in diesem Sinne betont unser Leitbildentwurf die Bereitschaft aller Mitglieder, "die Heraus-forderungen von Gegenwart und Zukunft anzunehmen und mutig und beherzt unsere Gesellschaft und unsere Kirche mitzugestalten".
Herzlicher Gruß und Treu Kolping
Dein Christoph Nösser
Chefredakteur
christoph.noesser(at)kolping.de
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Totengedenken
Totengedenken
Für die Verstorbenen unserer Gemeinschaft feiern wir am 9. November und 14. Dezember 2022 sowie am 11. Januar und 8. Februar 2023 um 9 Uhr die Heilige Messe in der Minoritenkirche in Köln.
"Wer aber wahrhaft liebt, der gibt nicht bloß dies und das, der gibt sich ganz. Wahre Liebe
kennt keinen, gar keinen Rückhalt."