Ariana hat all das schon hinter sich. Die 24-Jährige aus Lohr am Main in Unterfranken ist seit vergangenem Jahr fertige Schreinergesellin und arbeitet Vollzeit in ihrem Lehrbetrieb. Dass ihr Weg sie in eine Ausbildung führen würde, war für sie nicht immer klar. Ariana hat das Abitur in der Tasche. Abi und dann an die Uni – so denken viele mit Hochschulreife und auch Ariana hatte erst den Plan eines dualen Studiums. In den Vorstellungsgesprächen dafür hat sie dann aber immer mehr gemerkt, dass ihre Leidenschaft eigentlich woanders liegt.
"Ich war schon immer gerne mit Papa in der Werkstatt, habe da zum Beispiel einen Hasenstall gebaut und wusste, dass mir das auch Freude macht." Nach einer kleinen Planänderung war für sie klar: Eine dreijährige Ausbildung zur Schreinerin sollte es sein. Für ihr Umfeld war das eine Überraschung. "Als ich das meinen Eltern sagte, habe ich im ersten Moment schon in geschockte Gesichter geschaut", gibt Ariana zu. Von anderen hat sie auch gehört, sie verschwende ihr Abitur. Harte Worte – die Ariana aber nicht verunsicherten. "Mir war wichtiger, etwas zu machen, was mir Spaß macht", betont sie. Auch wenn der Spaß viel Arbeit bedeutet:
Im ersten Jahr ihrer Ausbildung musste Ariana nochmal die Schulbank drücken. "Das Berufsgrundschuljahr – kurz auch BGJ – ist verpflichtend. Da hat man Fächer, wie Deutsch oder Sozialkunde, aber auch ganz viel Fachunterricht", erzählt Ariana. Die Grundlagen hat sie in dieser Zeit gelernt. "Das macht schon Sinn, das zu wissen, bevor es in den Betrieb geht: Wie gehe ich mit den Werkzeugen um? Wie reagiert Holz?", meint die Schreinerin. Im Betrieb hat sie sich dann schnell im Alltag zurecht gefunden. "Wir bekommen aus dem Büro fertige Materiallisten und Zeichenlisten und dann geht es damit los: Material zurechtzuschneiden, Bohren, Fräsen, Zusammenbauen. Und dann geht es irgendwann ab zum Kunden", erzählt Ariana. Was ihr am meisten Spaß mache? "Ich mag es, wenn wir auf Montage sind: Man sieht das Endprodukt und ist nah am Kunden. Das finde ich cool!" Das sie in ihrem Arbeitsumfeld dabei oft die einzige Frau ist, stört Ariana nicht. "Das Klischee, dass man da lauter blöde Sprüche abbekommt, kann ich so nicht unbedingt bestätigen", meint sie. Es seien eher Kleinigkeiten, die ihr auffallen würden. Dass es auf Baustelle bei den Toiletten oft keine Möglichkeit zum Händewaschen gebe.
Drei Jahre ging Arianas Ausbildung insgesamt. Am Ende davon stand die Gesellenprüfung an. Keine leichte Aufgabe: Die Prüfer fragen Theorie und Praxis ab, und es muss ein Gesellenstück gebaut werden. Ob sie ihres noch hat? Ariana grinst und nimmt ihre Kamera im Videocall ein paar Meter zur Seite. Im Hintergrund: Ein schwebendes TV-Board aus Holz. Ariana gefällt es gut. "Viele sagen, nach einem Jahr landet das Gesellenstück im Keller, weil es einem nicht mehr gefällt. Aber meines hängt jetzt schon länger als ein Jahr da und passt auch gut in die Wohnung", meint sie. Ab November steht dann eine neue Herausforderung bevor:
Ariana besucht dann die Meisterschule, um in einem weiteren Jahr ihren Meister zu machen. Ein Jahr durchgängig ohne Urlaub, Montag bis Freitag von acht bis 17 Uhr. Das ist nicht ohne – für Ariana war allerdings früh klar, dass sie auch ihren Meister machen möchte. "Damit habe ich später einfach nochmal mehr Möglichkeiten", meint sie. Wie es in einem Jahr danach weitergeht, weiß die 23-Jährige aktuell noch nicht. Ob es die Selbstständigkeit wird, ein Betrieb oder in Richtung Design? Ariana stehen viele Wege offen.