Es lohnt sich, weiterzulesen: »Umsonst werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.« (Röm 3,24). Umsonst heißt hier nicht vergeblich, sondern ohne eigene Vorleistung, ohne ein Verdienst, das vorgezeigt oder nachgewiesen werden müsste, macht Gott die gerecht, die glauben und sich seiner Gnade anvertrauen.
Das klingt wie formelhafter Theologen-Sprech: fromm und richtig, aber weit vom konkreten Leben entfernt. In der Tat: So hört es sich an. Es lohnt sich aber, genauer hinzuschauen und darüber nachzudenken: Kern des christlichen Glaubens ist es, dass der unfassbare Gott sich in Jesus von Nazareth zu erkennen gegeben hat: in unserer schwachen, unvollkommenen und sündhaften Menschengestalt. Wenn von Gnade die Rede ist, meint Paulus und mit ihm die christliche Theologie die Zuwendung, die Gott den Menschen schenkt. Lateinisch heißt Gnade »gratia«. Und diese Gnade ist umsonst, nämlich "gratis" – das Geschenk der Liebe Gottes. Gott gießt seine Zuwendung aus. Buchstäblich wie mit einer Gießkanne. Das dürfen wir so glauben, wenn die Kirche im »Engel des Herrn« betet: "Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein…" Und wenn ich dieses Geschenk annehme, wird es mich verwandeln. Dann wird der Glaube in Werken der Liebe tätig. Auch Adolph Kolping wird nicht müde, dies immer wieder zu betonen.