Ausgabe 4-2022 : Oktober

Ein bisschen Hoffnung

Wochenlang beherrschte die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr die Medien. Zahlreiche Helfende waren in den Tagen danach im Ahrtal und halfen, wo sie nur konnten. Einer von ihnen war Johannes. Er hat uns einen kleinen Rückblick gegeben, wie es für ihn war.

Man ahnt ja schon, dass es nicht einfach wird. "Bilder und so kannte man ja, aber wie es wirklich vor Ort aussieht, das hätte ich mir davor nicht vorstellen können." Wenn Johannes heute, ein gutes Jahr nach der Flutkatastrophe, von seinem Einsatz dort berichtet, merkt man ihm an, dass es eindrückliche Tage für ihn waren. Der 23-jährige Student aus dem Saarland war im Juli 2021 mitten in seiner Prüfungsphase, als er in den Medien von der Flutkatastrophe im Ahrtal hörte.

Als die Kolpingjugend und verschiedene Jugendfachstellen aus dem Diözesanverband Trier ein Hilfscamp vor Ort über mehrere Wochen auf die Beine stellten, zögerte Johannes nicht lange und meldete sich spontan für drei Tage mit an. Alleine hätte er sich wahrscheinlich nicht auf den Weg gemacht, meint er, "ich wäre wahrscheinlich ein Stück weit überfordert gewesen, wo ich genau hätte anpacken sollen. Das war schon gut, dass man in der Gruppe war, und das organisiert war." Ende Juli, rund zehn Tage nach der Flut machte Johannes sich in einer Gruppe von rund 15 jungen Leuten auf den Weg. Mit einem Kleinbus aus dem Dekanat fuhr die Gruppe Richtung Flutgebiet. Was ihn die Tage hier genau erwarten würde – davon wusste der Student zu diesem Zeitpunkt noch wenig.

Es sind die kleinen Momente

Geschlafen hat er mit den anderen Teilnehmenden in einem Pfarrheim ein ganzes Stück außerhalb. Am nächsten Tag ging es für den 23-Jährigen auf ein Weingut. Nicht aber zum Schlamm wegschaufeln oder Keller ausräumen. Johannes erledigte dort den Job der Weinbauern – von denen wiederum einige mit ihren Familien direkt betroffen waren und an anderer Stelle anpacken mussten. Eindrücklich hat Johannes die Stimmung vor Ort im Kopf. Neben der ganzen Zerstörung und Verzweiflung spürte er bei den Menschen noch etwas ganz anderes: "Der Zusammenhalt war enorm! Nicht nur innerhalb unserer kleinen Gruppe, sondern ganz generell – die Menschen haben sich überall geholfen und unterstützt, wo sie konnten! Das war sehr beeindruckend zu sehen."

Am zweiten Tag ging es für Johannes zu einer Sammelstelle, an der Helfende alles koordinierten. Dort gab es ein Riesenzelt mit sämtlichen Materialien, Werkzeugen, Verpflegung und Co. Johannes und ein paar andere fuhren schließlich nach Altenburg, einer der Orte, die am stärksten von der Flut betroffen waren. Er landete bei einer Familie mit zwei jüngeren Kindern, deren Haus beschädigt war. Johannes erinnert sich noch genau an eines der Highlights an diesem Tag: "Während wir vor Ort waren, telefonierte der Vater der Familie mit der Versicherung, die ihm in dem Moment mitteilte, dass sie den Schaden übernimmt", erzählt der Student. "Wie der Vater sich gefreut hat, das kann man kaum beschreiben. Das war schon ein sehr besonderer Augenblick!" Es waren diese kleinen Momente, die Johannes im Kopf geblieben sind. Eine dankbare Geste, ein nettes Dankeschön und das Erfahren der Gemeinschaft vor Ort. Auch unter den Helfenden: "Es war ein sehr besonderer Kontext, in dem man als Gruppe super schnell zusammen gewachsen ist."

Allen war klar, dass das, was sie in diesem Augenblick tun, nur ein sehr kleiner Teil ist. Johannes störte das nicht. "Man wusste, was man am Ende des Tages geschafft hatte und wusste auch, dass das im Gesamten ein sehr geringer Teil ist, aber das hat in dem Kontext gar keine Rolle gespielt."

Überraschung per Post

Jetzt, ein gutes Jahr später, sind es die Erinnerungen, die an den Einsatz bleiben. Und die manchmal wieder ganz lebendig werden: "Vor ein paar Wochen habe ich Post von der Familie bekommen, bei der wir waren", erzählt Johannes. "Sie haben berichtet, dass sie als eine der ersten Familien aus ihrer Umgebung wieder zurück in ihr Haus ziehen konnten. Das war eine schöne Überraschung!"