Ausgabe 4-2022 : Oktober

Darf man... sich kleiden, wie man möchte?

Welche Kleidung tragt Ihr selbst am liebsten?

Flo: Ich trage eigentlich immer das, was ich am angenehmsten finde. Oft ist das aber auch einfach das, was im Kleiderschrank oben liegt. Generell mag ich es auch eher bunter.

Daniel: Im Winter laufe ich gerne mal im Hoodie oder mit einem Sweatshirt herum – gerne einfach das, was bequem ist. Außerdem finde ich Hosentaschen wichtig!

Pia: Am liebsten ziehe ich Sportklamotten an, irgendetwas, das praktisch und entspannt ist – zum Beispiel Leggins und T-Shirt.

Daniel Hitzelberger aus dem DV Augsburg trägt seinen Kolpingjugend-pulli schon auch mal in der Arbeit. Eines ist ihm besonders wichtig: »Meine Joggighose brauchen auf jeden Fall Hosentaschen!«, betont der 23-Jährige.

Ist es euch wichtig, wie Ihr gekleidet seid?

Daniel: Tendenziell ist es mir schon eher wichtig, auch, wenn man es dem Ergebnis vielleicht nicht immer ansieht. (lacht)

Pia: Mir ist es oft ziemlich egal – ich bin auch schonmal im Bademantel und Schlafanzug aus dem Haus gegangen. Wenn etwas Besonderes ansteht, habe ich aber schon auch Spaß daran, etwas schönes auszusuchen.

Flo: Ich kann es zum Beispiel gar nicht nachvollziehen, wenn sich Leute am Abend davor schon Klamotten herauslegen. Ich schau morgens, was da ist und ziehe es an. Klar, bei T-Shirts mit Aufdruck schaut man schon mal kurz, was steht da denn überhaupt.

Achtet Ihr bei anderen auf Kleidung?

Pia: Ich achte schon darauf und finde es cool, wenn Leute einen besonders ausgefallen Style haben. Da habe ich auch echt Respekt davor, wenn Leute ihr Ding machen und ihnen egal ist, was andere von ihren Klamotten halten. Ich muss mich aber auch immer bremsen, Menschen wegen ihrer Kleidung nicht zu schnell zu verurteilen.

Flo: Ich achte da schon auch drauf, aber nicht so stark. Wenn ich jemanden zum ersten Mal begegne, könnte ich im Nachhinein zum Beispiel nicht sagen, was die Person angehabt hat.

Daniel: Mir geht es da ähnlich. Aber nicht so, dass ich Leute jetzt immer darauf anspreche oder so.

»Klamotten sind viel mehr und können auch eine politische Fläche bieten«, merkt Pia Held aus dem DV Mainz an. Die 20-Jährige arbeitet im Rettungs- dienst und ist einen Dresscode auf der Arbeit gewohnt.

In welchen Situationen ist es Euch wichtig, schick gekleidet zu sein?

Flo: Wenn ich Eindruck machen muss. Das kann zum Beispiel bei einem Bewerbungsgespräch oder bei Feierlichkeiten sein. Generell einfach bei Situationen, bei denen auch Kleidung zum Ausdruck bringen soll, dass es etwas besonderes ist.

Daniel: Im Arbeitskontext ist es für mich oft dann wichtig, wenn ich weiß, dass ich an dem Tag mit Kunden zu tun haben werde. Notfalls reicht da im Videocall dann auch schnell ein Hemd, was ich obenrum anziehe.

Pia: Typische Anlässe sind bei mir Geburtstage, wenn man feiern geht oder aber auch Bewerbungsgespräche, wo man erwarten muss, dass auch darauf geachtet wird, wie man gekleidet ist.

Ward Ihr schon einmal under- oder overdressed?

Daniel: Ich kam einmal von einer Zeugnisvergabe direkt zu einer Party nach der Diözesankonferenz bei der Kolpingjugend. Da hatte ich noch einen Anzug an und kam mir ehrlich gesagt schon ein bisschen overdressed vor.

Pia: Ich kann mich an eine Situation erinnern, als ich direkt aus der Schule mit dem Fahrrad zum Standesamt gefahren bin und dann dort bei einer Hochzeit in Leggins und T-Shirt war, weil ich dazwischen nicht mehr zu Hause war. Da war ich dann wohl eher ein bisschen underdressed.

Flo: Ich war mal auf einer Hochzeit, habe dort ein Kolpingbanner getragen und habe aus »Kolping-Gewohnheit« einfach ein orangefarbenes Polo-Shirt getragen. Im Nachhinein dachte ich mir, dass ich da auch nochmal nach einem Hemd hätte schauen können.

Was haltet Ihr von einem bestimmten »Dresscode« in der Schule oder am Arbeitsplatz?

Pia: Im Schulkontext halte ich da ehrlich gesagt nicht so viel davon und sehe keinen Grund, warum man da etwas einschränken soll. Im Arbeitskontext kommt es darauf an – wenn ich eine bestimmte Firma präsentieren soll, kann ich das schon nachvollziehen.

Flo: Ich finde die Diskussionen, die oft in der Schule entstehen unnötig. Da wird dann gesagt, etwas ist zu freizügig oder so. Meiner Meinung sollten sich die Leute, die darin ein Problem sehen, lieber beherrschen, anstatt anderen Kleidung vorzuschreiben.

Daniel: Bei den Diskussionen im Schulkontext sehe ich da am ehesten noch in den unteren Jahrgängen einen Grund dafür. Da kann ein Dresscode schon auch irgendwie eine Art Schutzfunktion haben. Im Arbeitskontext kommt es immer darauf an, mit wem man gerade zusammen arbeitet. Wenn ich mit einer kurzen Hose und einer Cap zwischen lauter älteren Männern im Anzug sitze, fühle ich mich da vielleicht dann selbst eher unwohl. 

»Klamotten sind viel mehr und können auch eine politische Fläche bieten«
Pia

Was haltet Ihr von Strafen, wenn Dresscodes nicht eingehalten werden?

Flo: Wenn es klare Regeln gibt, dann kann man von mir aus mal ermahnen oder so. Aber dann als Strafe zum Beispiel andere Klamotten anziehen zu müssen, fände ich schon irgendwie entwürdigend. Außerdem ist es auch ein bisschen fragwürdig, wie man das genau überprüfen will. Gibt es dann eine zentimetergenaue Richtlinie für Röcke oder wie soll das funktionieren?

Daniel: Ich finde solche Strafen nicht gut. Oft liegt ein »Nicht-Einhalten« des Dresscodes dann ja auch daran, dass im Vorfeld einfach nicht richtig kommuniziert wurde. Das muss man vermeiden.

Pia: Ich finde das gar nicht cool – gerade bei Kindern und Jugendlichen, die ja auch in einem Alter sind, in dem man herausfindet, wie man sich kleiden möchte. Das ist ein total sensibles Thema und mit Strafen oder Verboten, etwas nicht anziehen zu dürfen, erreicht man da meiner Meinung nicht viel.

Florian Schmitt aus dem DV Limburg wünscht sich, dass Kleidung generell ein bisschen weniger wichtig sein sollte. »Ich kenne genügend Leute, die sich wegen Kleidung stressen. Das sollte nicht sein«, sagt der 18-jährige Schüler.

Tragt Ihr in Eurem Alltag bestimmte Klamotten nur, weil es ein bestimmter Kontext ist?

Daniel: Ich trage bei Veranstaltungen im Umfeld des Verbandes Klamotten, die irgendwie etwas mit Kolping zu tun haben. Da ist es vor allem eine repräsentative Funktion, die meine Kleidung dann erfüllen soll.

Pia: Ich arbeite als Rettungssanitäterin und habe in dem Kontext natürlich Dienstkleidung an.

Flo: Auch ich trage im Verbandeskontext  Kolping-Klamotten in den Verbandsfarben oder mit dem Kolping-Logo. Das ist aber glaube ich soweit der einzige Kontext, in dem ich bestimmte Kleidung trage.