Unser Leitbild ist die Basis, auf der weiterführende Aussagen und Handlungsvorgaben entwickelt werden können.“ So lautet der grundlegende Satz zur Bedeutung des Leitbildes des Kolpingwerkes Deutschland in seiner Fassung vom 28. Mai 2000. Das Leitbild ist also der Orientierungsrahmen für das Denken und Handeln im Verband. Es beantwortet die Frage, wer wir sind und wofür Kolping steht.
Doch gelten die Aussagen heute noch genauso wie vor 22 Jahren? „In dieser Zeit hat sich in der Gesellschaft und im Verband einiges bewegt. Deswegen bedarf das Leitbild einer Weiterentwicklung“, sagt Klaudia Rudersdorf (58). Die stellvertretende Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes ist Mitglied des Leitungsteams der Kommission Leitbildentwicklung. Diese 30-köpfige Kommission aus Delegierten aller Gliederungen einschließlich der Kolpingjugend sowie der Einrichtungen und Unternehmen stellt seit zwei Jahren alle Sätze des noch geltenden Leitbildes auf den Prüfstand. Die Bestandsaufnahme von Klaudia Rudersdorf klingt eher nach Reform als nach Revolution: „Das Leitbild muss nicht komplett neu gemacht werden; wir wollen es eher fortschreiben. Der Prozess der Leitbildentwicklung hat gezeigt, dass sich an den Grundlagen wenig verändert.“
Katharina Diedrich (26), Diözesanleiterin der Kolpingjugend im Diözesanverband Hildesheim, ergänzt: „Die Kolpingjugend hat in manchen Punkten eine weitergehende Meinung als der Verband. Es geht auch darum, dass bestimmte Begriffe aus der Tradition des Verbandes heute nicht mehr selbstverständlich sind und von der Jugend hinterfragt werden.“ Deshalb gelte es an einigen Punkten, miteinander um die Linie zu ringen. Schließlich kommen sowohl die Kolpingjugendlichen als auch die Mitarbeitenden der Einrichtungen und Unternehmen im aktuellen Leitbild kaum vor. „Sie alle, die Jugendlichen und die hauptberuflichen Mitarbeitenden, sollen sich im Leitbild genauso wiederfinden können wie alle anderen Mitglieder“, sagt Sascha Dederichs (38), Grundsatzreferent der Geschäftsführung im Kolping-Bildungswerk Paderborn. Dadurch fällt der Leitbildkommission die Aufgabe zu, die ganze Heterogenität des Verbandes einzufangen, was nicht ganz leicht ist. „Aber ich glaube, genau das brauchen wir, weil der Verband dadurch offener und zukunftsorientierter wird“, meint Klaudia Rudersdorf.