Ausgabe 4-2021 : Oktober

Mit den Menschen unterwegs

Papst Franziskus hat Josef Holtkotte zum Weihbischof im Erzbistum Paderborn ernannt. Nach neun Jahren als Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland kehrt er in sein Heimatbistum zurück.

Bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz überreicht Josef Holtkotte im Januar 2018 Papst Franziskus im Beisein von Bundessekretär Ulrich Vollmer und des Bundespräsidiums das Buch „Kolping - Eine Geschichte mit Zukunft“.

Josef Holtkotte kennt das Kolpingwerk seit früher Jugend. Er war von 1990 bis 1994 Präses der Kolpingsfamilie in Verl und acht Jahre lang Diözesanpräses im Erzbistum Paderborn. 2012 übernahm er dann von Ottmar Dillenburg das Amt des Bundespräses. Seither hat er das Kolpingwerk Deutschland und die Spiritualität im Verband bei unzähligen Besuchen in Kolpingsfamilien und bei Veranstaltungen auf Diözesan- und Bundesebene geprägt, zahlreiche Menschen in persönlichen Gesprächen begleitet und mit seinen geistlichen Impulsen inspiriert. 

„Ich erlebe unseren Bundespräses Josef Holtkotte im besten Sinne des Wortes als einen Seelsorger, dem alle Menschen gleichermaßen wichtig sind. Sein segenreiches Wirken wird uns fehlen, aber das Bistum Paderborn bereichern. Wir verlieren unseren Bundespräses, behalten aber unseren mit uns freundschaftlich verbundenen Kolpingbruder Josef.“

Ursula Groden-Kranich, Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland 
 

„Das war anstrengend, hat mir aber wirklich viel Freude gemacht, weil das immer mit einer intensiven seelsorgerlichen Aufgabe verbunden war“, bekennt Josef Holtkotte im Rückblick. Diese enge Verbundenheit im Verband, die Gemeinschaft mit engagierten Männern und Frauen, Kindern und Jugendlichen, war für ihn ausschlaggebend, als er sich damals für das Bundespräsesamt zur Wahl stellte. Und diese Verbundenheit war es auch, die seine Arbeit maßgeblich bestimmt und beseelt hat. „Ich habe immer positive Erfahrung mit engagierten Kolpingschwestern und -brüdern vor Ort gemacht. Ich schätze ihre Art, Gottesdienste vorzubereiten, für eine Sache einzustehen, Wertschätzung untereinander weiterzugeben, mit großem Ideenreichtum und mit großer Fürsorge Besuchsdienst für die Alten und Kranken zu organisieren, die Bedürfnisse von Menschen in ihrem Umfeld zu sehen und zu helfen. Aber eben auch ihre Diskussionskultur, bei der man sich auch über problematische Themen austauschen kann. Das hat mich selber bereichert. Das hat mich selber im Glauben bestärkt und mir das Gefühl gegeben, in einer großen Gemeinschaft miteinander unterwegs zu sein.“

„Adolph Kolping sagt: ‚Unser Wahlspruch ist Beten und Lernen und Arbeiten, alles mit Ernst und doch mit Fröhlichkeit.‘ Genauso wirkte Josef Holtkotte. Seine Freude am Glauben, sein Fleiß, seine Zuverlässigkeit und sein Humor prägten sein Handeln und das Miteinander im Verband. Durch seine Gottnähe war er auch den Menschen nah und wirkte so segensreich für das Kolpingwerk Deutschland.“ 

Rosalia Walter, Geistliche  Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland
 

Das herausragendste Ereignis seiner Amtszeit war der Kolpingtag 2015. Der „Markt der Möglichkeiten“ und vor allem der Gottesdienst in der Lanxess-Arena mit 15.000 Teilnehmenden, das sei schon gewaltig gewesen, erinnert sich Holtkotte. Missen möchte er aber auch die vielen „kleinen“ berührenden Momente nicht, „in denen innerlich viel passiert ist“, etwa in persönlichen Begleitungssituationen oder bei manchen Gottesdiensten. 

„Josef hat den Verband der Kolpinghäuser und die damit verbundenen Aufgaben der Interessenvertretung und Beratung der Kolpinghäuser immer positiv und stärkend begleitet. Seine geistigen Impulse zu Beginn der Sitzungen waren ein Geschenk für uns alle: feinsinnig, berührend und inspirierend. Und all das ohne Laptop vor sich – handgeschriebene Worte – ebenso fein wie seine Gedanken und sein Wesen.“ 

Maria Kraft, Vorstandsmitglied des Verbandes der Kolpinghäuser
 

Josef Holtkotte durchstreift 2014 zur Vorbereitung auf den Kolpingtag mit den Kolpingmitgliedern Simone Seipel, Isabell Bea-John und Sohn Frederik sowie Matthias Bierth die Domstadt.
Beim Konveniat 2018 trafen sich die Diözesanpräsides und Geistlichen Leitungen mit Bundespräses Josef Holtkotte in Köln.
Beim Kolpingtag 2015 feiern Bundespräses Josef Holtkotte und Alt-Generalpräses Heinrich Festing mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und vielen Amtsbrüdern den Abschlussgottesdienst in der Kölner Lanxess-Arena.
(v.l.n.r.): Josef Holtkotte bei den Kölner Gesprächen 2017 mit ZdK-Präsident Thomas Sternberg, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Klaudia Rudersdorf, dem Bundesvorsitzenden Thomas Dörflinger und Bundessekretär Ulrich Vollmer.
Bundespräses Josef Holtkotte begrüßt die damalige Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles beim 100. Katholikentag in Leipzig am Kolping-Stand.
Die Vertretenden des Kolpingwerkes beim Synodalen Weg (v.l.n.r.): Josef Holtkotte, die Bundesleiterin der Kolpingjugend Michaela Brönner und die Geistliche Leiterin Rosalia Walter.
2013 diskutiert Josef Holtkotte mit dem Festredner der Kölner Gespräche, Bundespräsident Joachim Gauck.

Freude am Glauben

Holtkotte hat nie Zweifel daran aufkommen lassen, dass mit dem Weiheamt des Priesters besondere Aufgaben verbunden sind. Gleichwohl förderte er die Laien – Frauen und Männer gleichberechtigt – in ihren Charismen und unter­­stützte ihre Ausbildung zur Geistlichen Leitung. Das stelle nicht die Rolle des Priesters in Frage, so Holtkotte, sondern mache deutlich: „Wir wollen miteinander Kirche sein. Jeder in seiner Kompetenz kann sich entsprechend einbringen.“ Für die Zukunft der Kirche und auch des Verbandes sei ihm wichtig gewesen, dass das Amt der Geistlichen Leitung stringent weitergedacht und ausgestaltet wurde. Deshalb setzte er sich sehr dafür ein, dass dieses Amt 2016 auch auf Bundesebene eingeführt und mit Rosalia Walter besetzt wurde. Mit ihr arbeitete er eng und vertrauensvoll zusammen.

„Wenn man Josef kennenlernt, wirkt er sehr ruhig, bedacht und wählt bewusst seine Worte. Wenn man ihn etwas besser kennenlernt, kommen weitere Eigenschaften und Charakterzüge zum Vorschein. So lernt man seine humorvolle und gewitzte Seite kennen, mit der er immer wieder aufs Neue überraschen kann. Außerdem hat er immer ein offenes Ohr für Anliegen, Fragen oder Gespräche.“ 

Elisabeth Adolf, Bundes­jugend­sekretärin der Kolping­jugend im Kolpingwerk

„Adolph Kolping sagt: ‚Unser Wahlspruch ist Beten und Lernen und Arbeiten, alles mit Ernst und doch mit Fröhlichkeit.‘“ Genauso habe Josef Holtkotte gewirkt, findet Rosalia Walter: „Seine Freude am Glauben, sein Fleiß, seine Zuverlässigkeit und sein Humor prägten sein Handeln und das Miteinander im Verband.“ Seine Gelassenheit und seinen Humor lobt auch Pater Hans Langendörfer SJ, langjähriger Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz. Das habe Mut machend gewirkt und eine wache, zuversichtliche Kirchlichkeit vermittelt. „Freundlich und humorvoll im Ton, aber deutlich in der Sache“, so forderte Holtkotte nach Einschätzung von Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, die Umsetzung christlicher Werte in allen Lebensbereichen ein. 

„Im Kontinentalvorstand schätzten wir das vertrauensvolle Miteinander auf Augenhöhe und seine einfühlsamen Impulse zu Beginn jeder Sitzung, die uns bei den bevorstehenden Arbeiten und Diskussionen richtungsweisend wurden. In diesem von ihm geprägten Arbeitsklima des Vertrauens und des Respektes konnte er aber auch schwierige Fragen und Situationen ansprechen und so zu guten Lösungen beitragen. Wir können mit Recht sagen, dass seine innere Haltung als geistlicher Leiter auf die kulturell vielfältigen Nationalverbände in Europa ausstrahlte und damit unsere christlichen Werte in der Europäischen Kolpingarbeit stärkte.“ 

Margrit Unternährer, Vorsitzende Kolping Europa
 

Hier wird deutlich, dass ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit die Repräsentation des Verbandes im gesellschaftlichen und politischen Leben war. Bei Begegnungen mit vielen Menschen, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen, vermittelte er, wofür Kolping steht, welche Positionen der katholische Sozialverband vertritt und wie bei Kolping der christliche Glauben im Alltag gelebt wird. „Diese Möglichkeit soll man nicht verschenken. Das kann ein jeder, der sich mit Kolping oder der Kirche verbunden fühlt, aber man muss es eben auch tun“, betont Holtkotte. Denn gerade in Zeiten, in denen Segmente in Kirche und Gesellschaft auseinanderzubrechen drohen, kommt dem Ringen um Positionen eine besondere Bedeutung zu.

„Wir haben Weihbischof Holtkotte als Bundespräses des Kolpingwerkes als engagierten Mitmenschen kennengelernt, der – freundlich und humorvoll im Ton, aber deutlich in der Sache – die Umsetzung christlicher Werte in allen Lebensbereichen einfordert. Wichtige Themen, die das Handwerk und das Kolpingwerk gemeinsam bewegen, haben wir engagiert miteinander diskutiert. Dabei hat ihn ausgezeichnet, dass er in diesen Gesprächsrunden immer ein offenes Ohr für die Belange der Betriebe vor Ort hatte. Stets zunächst mit Aufmerksamkeit und Empathie die großen wie kleinen Herausforderungen sehen und (zu)hören, um dann kluge eigene Gedanken, Ideen und Impulse zu geben – so hat er uns bereichert. Danke dafür!“ 

Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks
 

Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, andere Aspekte einzubeziehen, die man in seiner eigenen Wahrnehmung so unter Umständen gar nicht gehabt hätte, das macht für Holtkotte die Stärke eines generationsübergreifenden Verbandes aus, der das Miteinander in Kirche und Gesellschaft unterstützt. Er empfand die Zusammenarbeit mit der Kolpingjugend deshalb als große Chance, nahm an zahlreichen Veranstaltungen der Jugendlichen teil und bemühte sich darum, dass sie sich mit ihren Themen verstanden und ernst genommen fühlten. Elisabeth Adolf, Bundesjugendsekretärin der Kolpingjugend im Kolpingwerk bestätigt, dass er „immer ein offenes Ohr für Anliegen, Fragen oder Gespräche“ gehabt habe. 

„Pfarrer Holtkotte ist im Kolpingwerk verwurzelt, dem weithin ungebrochene Vitalität zu eigen ist und das den erwachsenen wie auch den vielen jugendlichen Mitgliedern eine verlässliche und motivierende Orientierung gibt. Der Präses weiß von Traditionen und von Kontinuität zu berichten, aber eben auch von Aufbrüchen im Kolpingwerk und von der Bereitschaft, sich auf Neues und auf neue Themen einzulassen. Seine Berichte gab Josef Holtkotte mit großer Gelassenheit, mit Humor und unaufdringlicher Selbstsicherheit. Und es wirkte mutmachend und brachte eine wache, zuversichtliche Kirchlichkeit in den Raum.“

Pater Hans Langendörfer SJ, langjähriger Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
 

Das Kolpingwerk Deutschland verliert mit Josef Holtkotte eine hochgeschätzte Leitungspersönlichkeit, mit der wir eng, gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet haben. Wir freuen uns über seine Ernennung zum Weihbischof und wünschen ihm in seinem neuen verantwortungsvollen Amt, dass er Segen und Glück verbreiten kann. Denn das ist nach den Worten des seligen Adolph Kolping das Höchste und Beste, was ein Mensch in dieser Welt schaffen kann“, sagt die Bundesvorsitzende Ursula Groden-Kranich, die ihm zugleich zusichert, dass ihm das Kolpingwerk Deutschland auch zukünftig verbunden bleiben wird.

„Unterschiede, ja sogar Gegensätze, ergänzen einander und sind für das Ganze der Kirche fruchtbar. In diesem Sinn haben mir die vielen Begegnungen und gemeinsamen Projekte mit Josef Holtkotte immer wieder die Erfahrung einer faszinierenden Glaubensgemeinschaft vermittelt, die so unterschiedliche Temperamente wie das seine und das meine, Kolping und KAB, segensvoll zusammengebracht hat.“

Stefan-B. Eirich, Bundespräses der KAB Deutschlands
 

Ein Interview mit Weihbischof Josef Holtkotte liest Du hier


Fotos: Barbara Bechtloff, Christoph Nösser, Georg Wahl, Kolpingwerk Deutschland