Ausgabe 1-2023 : Februar

Eine typisch untypische Woche der Bundessekretärin

Bundessekretärin – das mag erst mal nach klassischer Büroarbeit klingen. Dass der Job von Alexandra Horster unglaublich vielseitig ist, weiß niemand besser als sie selbst. Grund genug, der Frau an der Spitze des Bundessekretariats eine Woche lang über die Schulter zu schauen!

Montagmorgen, 8:30 Uhr: 
Gut gelaunt kommt Alexandra Horster wie jeden Tag ganz klimaneutral ins Kölner Bundessekretariat geradelt. Eben hat sie noch mit ihrem 14-jährigen Sohn und Ehemann Marc am heimischen Frühstückstisch gesessen. Die Zeit mit der Familie ist seit ihrem Amtsantritt vor 10 Monaten knapp geworden. Eine 50-60-Stunden-Arbeitswoche ist für die Bundessekretärin eher die Regel als die Ausnahme. Aber was genau verbirgt sich denn jetzt hinter diesem Titel? Alexandra Horster schmunzelt: "Wenn ich mich in einer Runde vorstelle und der Begriff Sekretärin eher für Verwirrung sorgt, sage ich: Ich bin so was wie eine inhaltliche Geschäftsführerin. Ich bin Mitglied im Bundesvorstand und als Leiterin der hauptberuflichen Mitarbeitenden im Bundessekretariat dafür verantwortlich, den ehrenamtlichen Vorstand und unsere Untergliederungen in ihrer Arbeit zu unterstützen."
 

"Ich bin so was wie eine inhaltliche Geschäftsführerin."
Alexandra Horster

So geht es auch direkt los: Für heute stehen neun geplante Termine in Horsters Kalender. Diverse ungeplante werden noch hinzukommen. Neben einer Videokonferenz am Vormittag in Sachen jüngst gegründete Kolping Bildung Deutschland gGmbh, einem Webinar zum Thema "neue Mitgliedersoftware" und zwei Bewerbungsgesprächen geht es heute auch noch zum Notar. Ein Termin, auf den sich die 46-Jährige freut: "Wir haben vom Erzbistum Köln eine Familienferienstätte übernehmen können. Jetzt geht es darum, dieses Haus vom Eigentümer überschrieben zu bekommen und eine Gesellschaft zu gründen, die das Haus betreiben wird." Die neu erworbene Ferienfamilienstätte befindet sich im niedersächsischen Cuxhaven. Insgesamt besitzt KOLPING nun acht Familienferienstätten. Mit ihnen wird das Ziel verfolgt, Familien im Urlaub eine Auszeit zu einem erschwinglichen Preis zu bieten und den Zusammenhalt in der Familie zu stärken. Gemeinsam mit ihrer Familie hat die Bundessekretärin selbst schon mehrfach bei den Kolping-Familienferienstätten eingecheckt und ist ein bekennender Fan: "Ich finde das Konzept ist so überzeugend, weil es Familie als Gesamtes denkt. Hier gibt es durch Kinder- und Jugendangebote zwar Freiräume für alle Beteiligten, aber es gibt eben auch gemeinsame Familienzeit!"

Dienstag, 10:00 Uhr: 
Der einzige Tag der Woche, der vom Ablauf her so etwas wie einem Muster folgt: Im Halbstundentakt geht bei Alexandra Horster die Tür auf, und die Referent*innen der einzelnen Abteilungen des Bundessekretariats nutzen die Zeit für ein Vier-Augen-Gespräch mit der Bundessekretärin. Was muss im Referat Arbeitswelt und Soziales im Blick behalten werden? Womit befassen sich gerade die Jugendgemeinschaftsdienste? Gut acht Stunden wird sich die Bundessekretärin um die verschiedensten Anliegen kümmern – und ihren Stehtisch in dieser Zeit kaum verlassen. Eine echte Routine hat sich nach den zehn Monaten im Amt bei Horster aber noch nicht so recht eingestellt. 

"Tatsächlich sind mir noch nicht alle Grundlagen in Fleisch und Blut übergegangen. Ich bin froh, wenn ich das vielleicht in einem halben Jahr sagen kann. Das liegt auch daran, dass ich so viele verschiedene 'Hüte' aufhabe."
Alexandra Horster

Mittwoch, 10:00 Uhr: 
Es tagt der Verwaltungsrat des Verbandes der Kolpinghäuser e.V. – kurz VKH. Die Kolpinghäuser haben als katholische Gesellenhospize ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Heute zählen das Jugendwohnen, die Familienferienstätten, die Kolping-Hotels und die Vereinshäuser zum VKH, der allein in Deutschland etwa 220 Einrichtungen vertritt.

Per Videokonferenz schaltet sich der Vorstand mit Alexandra Horster zusammen. Dass die Bundessekretärin in dieser Runde einen anderen Hut aufhat, nämlich den der stellvertretenden Vorsitzenden, musste die gebürtige Mönchengladbacherin auf Rückfrage bei ihrer ersten Sitzung tatsächlich erst einmal in ihren Unterlagen nachschauen. Titel sind Alexandra Horster nicht so wichtig. Die Tatsache, dass sie als erste Frau in der Verbandgeschichte die Leitung des Bundessekretariats innehat, allerdings schon: "Mir persönlich ist grundsätzlich wichtig, dass Frauen sich gut emanzipieren. Dadurch, dass unsere Bundesvorsitzende Ursula Groden-Kranich auch die erste Frau in diesem Amt ist, entsteht hoffentlich eine Idee davon, dass bei Kolping die Mitglieder unabhängig vom Geschlecht den Verband gleich gut gestalten und leiten können. Ich wünsche mir, dass Ursula und ich vor allem den jüngeren Frauen Mut machen, bei Kolping öfter in die erste Reihe zu gehen."

Und schon geht es zum nächsten Termin: Im Besprechungsraum wartet das Team von Erik Flügge. Erst kürzlich haben Alexandra Horster und ihre Vorstandskolleg*innen in Zusammenarbeit mit den Kommunikationsstrategen von Squirrel & Nuts den Kampagnen-Slogan zum Leitbild "Zusammen sind wir Kolping" kreiert. Heute soll es darum gehen, die Kommunikationsstrategie des Bundesverbandes zu modernisieren. Eine kreative Aufgabe, an der Horster gerne mitwirkt: "Was ist uns wichtig zu kommunizieren? Welche Themen und Schwerpunkte sind uns wichtig? Das ist auch Chefinnensache. Nebenbei habe ich aber auch ein bisschen Spaß bei der Sache." Die Bundessekretärin hat ganz im Sinne des frischen Leitbilds ein großes Ziel vor Augen: Kolping soll künftig als Einheit begriffen werden – mit all seinen Ausprägungen. 
 

"Ich möchte um alles, wo Kolping draufsteht – den Verband an sich, die Familienferienstätten, das Jugendwohnen, die Hotels, die Bildungsunternehmen – eine Klammer fassen, um Kolping als eine Marke in Deutschland noch bekannter zu machen."
Alexandra Horster

Donnerstag, 8:00 Uhr: 
Außentermin für die Bundessekretärin. Einer von durchschnittlich rund sieben im Monat. Als Frau an der Spitze des Bundessekretariats ist es Horster wichtig, deutschlandweit mit diversen Kolping-Einrichtungen und Diözesanverbänden im engen Austausch zu stehen. Heute geht es nach Bayern. Nach Möglichkeit reist Alexandra Horster zu solchen Treffen mit dem Zug. So kann sie während der Fahrt nicht nur ungestört an ihrem Laptop arbeiten – nebenbei schont sie auch die Umwelt. Eine bewusste Entscheidung. Schließlich ist auch Klimaschutz bei Kolping ein Thema. Das so genannte Klimamobil, welches als gemeinschaftliches Projekt vom Kolpingwerk Deutschland, Kolpingjugend und Kolping International initiiert wurde, ist für Alexandra Horster eine echte Herzensangelegenheit: "Das würde ich gerne mit viel Verve unterstützen und mir wünschen, dass diese Kampagne richtig gut ankommt – auch wenn das eigentlich gar kein klassisches Kolpingthema ist." Im Rahmen der Kampagne fährt ab dem kommenden Sommer ein Elektrofahrzeug samt Expert*innen an Bord im Auftrag des Klimaschutzes quer durch die Republik und ist für Events, Schulveranstaltungen aber auch Privatpersonen buchbar. Das Ziel: nach Möglichkeit alle zu motivieren, sich aktiv mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen und Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Klimaveränderungen zu begreifen.

Freitag, 9:00 Uhr: 
Heute wird das Bundespräsidium für mindestens sechs Stunden tagen. Alexandra Horster zählt zu den neun Teilnehmenden. Auch diese Sitzung findet, wie derzeit viele, hybrid statt. Das bedeutet, dass die Mitglieder teils in Präsenz, teils per Videotelefonat teilnehmen. Auch wenn die Bundessekretärin eigentlich den direkten, persönlichen Austausch bevorzugt, liegen die Vorteile der digitalen Treffen für sie auf der Hand. So auch in diesem Fall: ein ehrenamtlicher Bundesleiter der Kolpingjugend sitzt in Norwegen und macht dort ein Auslandsstudium. "Damit er sein Amt nicht abgeben muss, ermöglichen wir, dass er trotzdem teilnehmen kann. Das ist am Ende dann eine gute Entwicklung mit den Videokonferenzen." Mit Norwegen auf dem Screen tagt das Präsidium heute zu einer Reihe von Verbandsthemen, berät über strategische Entscheidungen und bereitet Schwerpunkte für die nächste Bundesvorstandssitzung vor. 
 

Wer nun aber denkt, Alexandra Horster würde sich am Freitagnachmittag ins Wochenende verabschieden, der irrt: Denn am Samstagmorgen um 9:00 Uhr steht noch die fünfstündige Tagung des Bundesvorstands an. Langweilig wird es der Bundessekretärin bei ihrem Arbeitsalltag im Bundessekretariat in Köln keinesfalls. Aus der Ruhe bringen lässt sich die Kölnerin trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil freut sich Alexandra Horster auf ihre zukünftigen Aufgaben im Bundessekretariat und blickt der kommenden Zeit voller Tatendrang entgegen.

Fotos: Friederike Nehrkorn

Familie

Ein neuer Stern weist uns den Weg...

… in den nächsten Familienurlaub! Denn mit dem Haus Stella Maris, Lateinisch für "Stern des Meeres", reiht sich demnächst das jüngste Mitglied in die Gesellschaft der bisher sieben Familienferienstätten von Kolping ein.