Wenn Jonas morgens gefragt wird, ob er gut geschlafen hat, muss er nicht mehr überlegen. Die Antwort weiß sein Fitnesstracker, die Uhr an seinem Handgelenk. Die hat Jonas‘ Tief- und Leichtschlafphasen minutengenau dokumentiert. Das Frühstück hingegen wird noch nicht automatisch erfasst. Jonas – die Redaktion hat seinen Namen geändert – ist als Bankkaufmann tätig, ein ganz normaler Mitvierziger, der seine Erfahrungen mit den Möglichkeiten des digitalen Zeitalters sammelt und vieles ausprobiert. Jetzt tippt er in die Ernährungs-App seines Handys ein, was und wieviel er gegessen hat. Währenddessen meldet sich die Wetter-App, die mit einem Sensor verbunden ist und unter anderem den CO2-Gehalt der Innenräume misst: Bitte lüften! Jonas steht auf und legt auf dem Weg vom Frühstückstisch zum Küchenfenster sechs Schritte zurück, was wiederum der Uhr an seinem Handgelenk nicht entgeht. Sie hält Jonas dazu an, sich ausreichend zu bewegen.
Mit Luftsensor auf dem Küchenschrank, Fitnesstracker am Handgelenk und seiner Ernährungs-App auf dem Handy ist Jonas noch vergleichsweise übersichtlich mit "Gadgets" ausgestattet. Der Tracking-Markt bietet Geräte zur permanenten Überwachung der Hirnströme, des Sauerstoffgehalts im Blut oder der Körpertemperatur an. Mitteilsame Menschen können natürlich jeden einzelnen dieser Gesundheitswerte in sozialen Netzwerken teilen und ihre Follower über den täglichen Fitnessgrad auf dem Laufenden halten. Der Megatrend "Selbstoptimierung" hat inzwischen einen eigenen Wirtschaftszweig hervorgebracht. 14 Prozent der Deutschen nutzen laut einer Umfrage von 2021 mehrmals pro Woche digitale Gesundheits- oder Fitnessanwendungen. Der Umsatz entsprechender Apps hat sich seit 2017 von 35 auf 101 Millionen Euro fast verdreifacht. Im selben Zeitraum stieg der Umsatz der ergänzenden Ausrüstung von 374 auf 437 Millionen Euro – im Jahr des ersten Corona-Lockdowns 2021 kratzte er an der Marke von einer halben Milliarde.
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