Ausgabe 3-2022 : Juli

Darf man... auf Social-Media nur Perfektes posten?

Noch schnell das super gesunde Frühstück fotografieren, dann ab ins Fitnessstudio und natürlich die neuesten hippen Klamotten an: Auf den Social-Media-Plattformen wirkt oft alles ganz schön perfekt. Aber ob das immer so gut ist?

Auf welchen Plattformen seid Ihr selbst auf Social-Media unterwegs?

Sophie: Ich bin viel auf Social Media unterwegs, vor allem auf Instagram und Facebook, manchmal aber auch auf Snapchat.

Richard: Ich nutze noch Tiktok, aber kein Facebook. WhatsApp und Instagram nutze ich auch und dann noch Plattformen wie Xing oder LinkedIn, wenn die zu Social-Media zählen. 

Katharina:  Am meisten nutze ich Instagram, Facebook eigentlich gar nicht mehr. 

  • Sophie Dziaszyk

    Sophie aus dem DV Berlin macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Inhalte zur Pflegepolitik schaut sich die 20-Jährige auch gerne auf Social Media an.

  • Richard Schnegelsberg

    Er lässt sich gerne auch mal von Inhalten auf Social Media beeinflussen und kauft angeworbene Produkte: Richard Schnegelsberg (21) aus dem DV Köln.

  • Katharina Kling

    Katharina hat ihre Bildschirmzeit im Griff. Eigene Beiträge postet die 17-Jährige aus dem DV Rottenburg-Stuttgart auf Social-Media kaum.

Wie viel Zeit verbringt Ihr auf Social-Media-Plattformen?

Richard: Gefühlt verbringe ich meine ganze Zeit vor dem Bildschirm, aber nicht nur vor Social Media, auch arbeitsbedingt muss ich viel am Bildschirm sein.  

Katharina: Unter der Woche nicht so viel, am Wochenende vielleicht ein bisschen mehr. Das kommt aber auch darauf an, ob ich unterwegs oder daheim bin. Heute beträgt meine Bildschirmzeit bis jetzt ungefähr eineinhalb Stunden. 

Sophie: Bei mir sind das vielleicht so zwei Stunden am Tag für Social Media, meistens eher zwischendurch, wenn man Langeweile hat.

Seid Ihr eher aktiv am posten oder schaut euch eher Inhalte von anderen an?

Katharina: Meistens teile ich lieber Stories von Freunden, wenn wir auf Veranstaltungen oder so waren. Beiträge selber poste ich nicht so viele.

Sophie: Ich poste ab und an etwas auf Instagram, aber auch nicht so viel. Aber wenn man mal ein schönes Foto gemacht hat, dann will man das dann auch posten. 

Richard: Mein Instagramaccount ist mit ein paar persönlichen Eindrücken und ein paar Eindrücken aus dem Ehrenamt gefüllt, mehr aber auch nicht.

Habt Ihr euch schon einmal von Inhalten auf Social-Media-Plattformen beeinflussen lassen?

Sophie: Ja, materielle Dinge, wie Kleidung oder Tee habe ich schon einmal gekauft, weil ich die auf Instagram gesehen habe. Ansonsten schaue ich mir gerne Inhalte zum Thema Selbstakzeptanz an, profitiere davon und lasse mich wahrscheinlich auch ein bisschen beeinflussen. Nur von politischen Inhalten nehme ich Abstand, da bin ich auf Social-Media-Plattformen eher vorsichtig.

Richard: Ich lasse mich gerne beeinflussen und kaufe dann auch gerne mal etwas, was mir öfter angezeigt wurde. Im Rahmen meines Studiums lerne ich Marketingstrategien und finde das spannend, mein eigenes Verhalten nachzuvollziehen und zu verstehen.

Katharina: Einmal habe ich einen Rabattcode verwendet und mir dann etwas bestellt und habe mich da beeinflussen lassen. Aber sonst eher weniger, weil ich einfach nicht so viel am Handy unterwegs bin. 
 

Bei den Personen, die Ihr sowohl im echten Leben kennt, bei denen Ihr aber auch den Social-Media-Kanal kennt – deckt sich das Online-Profil mit der echten Person?

Richard: Gerade, wenn ich an die Schule zurück denke, fallen mir ein paar Beispiele ein, wo sich das überhaupt nicht deckt, gerade was das Thema Selbstbewusstsein angeht. In der Stufe unter mir war ein Mädchen, das auf Social-Media recht erfolgreich war – in echt wirkte sie aber gar nicht glücklich. Ich finde, man merkt, dass der Erfolg auf Social-Media sich bei manchen auch negativ auf die Person auswirken kann und diese im echten Leben dann Probleme hat, ehrliche Kontakte zu knüpfen.

Katharina: Ich habe zwei Freunde, die etwas aktiver in den sozialen Medien sind und da gibt es einen großen Unterschied. Bei einem merkt man keinen Unterschied zu seinem „echten“ Ich, beim anderen total.

Sophie: Bei meinen Freunden deckt sich das ziemlich, da ist kein großer Unterschied. 

Was schaut Ihr euch selbst lieber an? Perfekte oder authentische Inhalte?

Katharina: So halb halb: Wenn man bei einem Bild stark merkt, dass das gestellt ist, dann finde ich das nicht mehr so cool. 

Sophie: Ich möchte mir lieber die authentischen Feeds anschauen – alleine, wenn man Fotos sieht, auf denen lauter hübsche schlanke Menschen sind und sich dann denkt, „Schön hast du das bearbeitet, aber in echt siehst du ganz anders aus“ – das ist nicht so cool. 

Welche Risiken und Gefahren seht Ihr hinter solchen perfekten Inhalten?

Sophie: Wenn ich an 14-15-jährige Mädchen denke, glaube ich, dass die sich sehr stark durch so idealisierte Bilder beeinflussen lassen und dann unbedingt schlanker werden wollen oder so, das passiert schon. Außerdem bekommen die Leute, die diese Inhalte erstellen und damit erfolgreich sind, durch Likes und Kommentare viel Selbstbestätigung und denken sich: „Alle mögen mich.“ Im echten Leben ist man dann aber doch nur ein normaler Mensch. Da kann ein Unterschied entstehen, der nicht gut ist. 

Katharina: Das glaube ich auch! Und gerade jüngere Jugendliche lassen sich von perfekten Inhalten leicht verunsichern. 

Richard: Ich glaube, wenn man ein Bewusstsein dafür schafft, sind so perfekte Inhalte aber auch voll ok. Wenn ich mir bewusst mache, dass mein Gegenüber dieses Bild gerade bearbeitet hat, dann schafft das auch fürs echte Leben ein deutlich größeres Bewusstsein, dass das, was wir wahrnehmen, auch manipuliert sein kann. 

Bearbeitet Ihr selbst Eure Inhalte oder benutzt Filter?

Katharina: Gerade bei Naturaufnahmen verwende ich keine Filter. Wenn es um das eigene Gesicht geht, nehme ich schon mal gerne einen Filter, um zum Beispiel meine Haare in einer kräftigeren Farbe darzustellen.

Richard: Meine Freundin hat eine App, die auf Fotos Pickel oder so entfernt. Und mit Kontrasten oder Helligkeit bearbeite ich meine Bilder auch.

Sophie: Ja, Filter setze ich schon manchmal drauf, damit es einfach mehr Farbe gibt.

Was soll sich Eurer Meinung nach auf  Social-Media-Plattformen verändern?

Richard: Ich würde mir wünschen, dass das Melden von Spam-Nachrichten besser funktioniert und man von diesen Accounts dann wirklich keine Nachrichten mehr bekommt. 

Sophie: Ich habe das Gefühl, dass der Hass im Netz in letzter Zeit enorm zugenommen hat. Das sollte sich auf jeden Fall ändern.

Katharina: Ich finde, es müsste mehr Vorsichtmaßnahmen für jüngere Kinder und Jugendliche geben. 


Fotos: ghcassel/pixabay; privat; iStock/ Royalty Free/Souda/vatrushka67; bruce mars,Árpád Czapp/Unsplash; 

Selbstoptimierung
Geschrieben von
Christian Linker

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