Ausgabe 4-2023 : November

KOLPING auf neuen Wegen

Nach Corona sind in vielen Kolpingsfamilien Verantwortungsträger*innen gefragt, die frischen Wind in das Verbandsleben bringen und es für Nachwuchs attraktiv machen. Das neu geschaffene Referat für Mitgliedergewinnung entwickelt hierfür Ideen und Neuansätze.

Auf dem Weg zum Kern der Sache: Die Teilnehmenden an der Tagung der Vorstände im DV Limburg durchschreiten ein Labyrinth.

Neue Wege müssen eingeschlagen werden, wenn zahlreiche Kolpingsfamilien am Leben erhalten werden sollen. Das war einhellige Auffassung bei einer Tagung der Vorstände von Kolpingsfamilien aus dem Diözesanverband (DV) Limburg, die am 7. Oktober 2023 in Wiesbaden-Naurod stattfand. Im Raum stand die Frage, wie angesichts des teils hohen Altersdurchschnitts in den Kolpingsfamilien Menschen zu motivieren sind, Verantwortung zu übernehmen.

Der DV Limburg stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme bei KOLPING dar. In den vergangenen Jahren und insbesondere in der Corona-Pandemie konnten sich bundesweit viele Kolpingsfamilien nicht wieder aktivieren. Doch es zeichnet sich seit Beginn dieses Jahres ein positiver Trend ab: 3.655 neue Mitglieder konnten bisher in den Verband neu aufgenommen werden. Davon waren ein erfreulich hoher Anteil von 27,3 Prozent junge Menschen. Damit wird die Zahl der 3.093 Austritte im gleichen Zeitraum kompensiert. Nimmt man jedoch die Todesfälle hinzu, weist der Trend auch in den kommenden Jahren nach unten.

Aus diesem Grunde hat das Bundesekretariat eine neue Stelle eingerichtet: Das Referat Mitgliedergewinnung und Verbandsentwicklung. Ziel der Arbeit ist es, zeitgemäße Ideen zu entwickeln, wie insbesondere junge Menschen für das Kolpingwerk anzusprechen sind, um sie als potenzielle Mitglieder zu gewinnen. Das Kolpingwerk mit seinen Einrichtungen und Unternehmen bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, etwa im Bereich Hochschule und Jugendwohnen sowie in der Familienarbeit.

Portrait

Anna Kirwald (29) ist seit Januar 2023 Referentin für Mitgliedergewinnung und Verbandsentwicklung. Sie hat Soziale Arbeit studiert und zuvor als Diözesanreferentin bei der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Erzbistum Paderborn gearbeitet. Selbst ehrenamtlich aktiv ist sie in der Bundesleitung der DPSG.

Verantwortung teilen

Neben der Gewinnung neuer Mitglieder gilt es aber auch, Probleme in den Kolpingsfamilien zu beheben und die Attraktivität der Verbandsarbeit zu steigern. Denn es gibt viele motivierte Leute in den Kolpingsfamilien, die teils seit Jahrzehnten engagierte Mitglieder sind und das Verbandsleben prägen. Diese Mitglieder sollen motiviert werden, dem Verband treu und weiterhin aktiv zu bleiben.

Dazu ist es wichtig, die Kolpingsfamilien handlungsfähig zu erhalten. Und das ist ein Thema der Leitung, wie der DV Limburg ausgemacht hat. Deshalb widmete sich die Vorsitzenden-Tagung der Frage, wie Mitglieder zur Mitarbeit gewonnen und die Übernahme von Verantwortung erleichtert werden kann. Erfahrungswerte, die in die Tagung eingebracht wurden, zeigen, dass bei vielen Menschen die Bereitschaft geringer wird, dauerhafte Verpflichtungen zu übernehmen. Dagegen lassen sie sich viel leichter für ein zeitlich begrenztes Projekt begeistern, insbesondere  wenn der Aufwand überschaubar und flexibel einteilbar ist. Außerdem sollte die Arbeit den Neigungen und Qualifikationen entsprechen, Spaß machen und  Anerkennung einbringen. Ein Lösungsansatz für offene Leitungspositionen könnte deshalb – so die Einschätzung des DV Limburg – sein, die Verantwortung auf ein oder mehrere Teams zu delegieren und so auf viele Schultern zu verteilen. Unter der Aufsicht eines Leitungsteams könnten sich so Teams für Feste, für die Seniorenarbeit, für junge Erwachsene und Familien, für Finanzen und Mitglieder, für Öffentlichkeitsarbeit oder anderes bilden.

Es gibt keine Lösung von der Stange für die Mitgliedergewinnung: Wichtig ist es, die Kolpingsfamilien handlungsfähig zu halten und voranzuschreiten.

KOLPING nutzt Chancen

Bei der Unterschiedlichkeit der Kolpingsfamilien, ihren geografischen Gegebenheiten und sozialen Umfeldern ist es naheliegend, dass es für die Organisation und die von den Teams zu leistende Arbeit keine Lösungen von der Stange gibt. So zeigen beispielsweise Erfahrungen aus einigen lebendigen Kolpingsfamilien mit starkem Zulauf, dass es dort gelingt, KOLPING mit öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, die nicht unmittelbar mit dem kirchlichen Leben zu tun haben, eine Alleinstellung zu schaffen und als Anlaufstelle für Menschen aller Generationen zu positionieren.

Neben den Angeboten ist eine offene Ausstrahlung der Kolpingsfamilie wichtig sowie die Bereitschaft, Menschen im Bekanntenkreis persönlich anzusprechen. Außer diesen Überlegungen, die auf eine Änderung der klassischen Leitungsstrukturen zielen, sind auf Diözesan- und Bundesebene verschiedene andere Maßnahmen in der Diskussion oder bereits in Umsetzung. So hört die Verbandszugehörigkeit von Mitgliedern einer Kolpingsfamilie, die sich auflöst, nicht auf. Alle bleiben automatisch Mitglied im Kolpingwerk Deutschland und können sich darüber hinaus in sogenannten Kolpingsfamilien der Kolpinggruppen sammeln, die in einigen Diözesen organisiert werden. Entsprechende Kolpinggruppen könnten beispielsweise auch die Absolvent*innen der Kolping-Hochschule und Bildungseinrichtungen oder Student*innen an öffentlichen (Fach-)Hochschulen bilden. Eine weitere Idee ist es, die Bewohner*innen von Azubi- und Jugendwohnhäusern in Kooperation zwischen Kolpingjugenden und den Hausleitungen zu Aktionen einzuladen und auf diese Weise in Kontakt mit dem Verband zu bringen. Auch besteht der Ansatz zu schauen, wie einzelne Generationen angesprochen werden können. So bietet beispielsweise der Renteneintritt der Baby-Boomer die Chance, diese als besondere Altersgruppe anzusprechen und adäquate Aktivitäten durchzuführen.

Bei den Überlegungen steht der Verband noch am Anfang. Es werden aber Gremiensitzung wie der Bundeshauptausschuss Anfang November 2023 genutzt, um Konzepte zu erarbeiten und deren Umsetzung anzustoßen.

Du hast eine Idee, wie KOLPING neue Mitglieder gewinnen kann? 
Dann schreib mir: 
anna.kirwald(at)kolping.de

Fotos: Anna Kirwald, Friederike Nehrkorn

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