Ausgabe 4-2022 : Oktober

Interview

Rebecca und Norman Strauch haben die Geschäftsführung im September 2019 von dem Ehepaar Straub übernommen - kurz vor dem Lockdown. Rebecca (38) und Norman (41) haben zwei Söhne im Alter von fünf und sieben Jahren.

Corona hat euch böse mitgespielt. Wie habt ihr den Lockdown und die Zeit seither erlebt?

Norman: Wir waren natürlich völlig unvorbereitet. Nach dem ersten Schock haben wir versucht, das Beste daraus zu machen und die Zeit bestmöglich zu nutzen. Wir haben verschiedene Renovierungen durchgeführt, die so im laufenden Betrieb nicht möglich gewesen wären. Doch es kam kein Ende der Pandemie in Sicht, und im April mussten wir alle Minijobber entlassen. Leute, die hier schon 20 Jahre gearbeitet haben! Das war sehr emotional.

Rebecca: Als Familienferienstätte waren wir in keinem Fördertopf vorgesehen. Wir mussten politische Arbeit leisten, um in einen Topf mit den Jugendherbergen zu kommen. Bis Dezember 2020 wussten wir nicht, ob wir überhaupt überleben werden. Bis dahin hatten wir nur die Soforthilfe bekommen, die alleine durch die Fixkosten nach knapp einem Monat aufgebraucht war.

Norman: Zu diesem Zeitpunkt dachten wir, wir müssten auch dem Personal mitteilen, dass sie zum Jahresende ihre Jobs verlieren. Ohne das Engagement von Frau Borchert und ihrem Team vom Verband der Kolpinghäuser (VKH) aus Köln hätten wir und viele andere es nicht geschafft. Als Geschäftsführerin bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung hat sie sich für uns beim Familienministerium stark gemacht und dort Türen geöffnet.

Wie gelingt es euch, einen Erholungsraum für Familien zu schaffen?

Rebecca: Wir bieten Familien die Möglichkeit, neue Kraft zu tanken. Durch unser vielfältiges Programm kann jedes Familienmitglied die Zeit nach den eigenen Wünschen verbringen. Die Kinderbetreuung ermöglicht den Eltern auch einmal Zeit für sich alleine.

Was habt ihr von früher übernommen, was ist neu?

Norman: Wir haben feste Angebote, die wir beibehalten: das Reiten und viele Kreativworkshops. In den Herbstferien haben wir 100 neue Bäume nachgepflanzt. Viele unserer Bäume im Bibelpark sind der Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen. Wir bemühen uns, den Baumbestand aufrechtzuerhalten und haben – zusammen gemeinsam mit Familien – neue, trockenheitsresistente Bäume nachgepflanzt. Und mit einer Landschaftspädagogin besuchen wir jetzt Biobauernhöfe in der Region, damit die Kinder sehen, wo das Essen herkommt.

Habt ihr neue Projekte für die Zukunft?

Norman: Wir sind sehr vorsichtig mit Zukunftsthemen und Projekten geworden. Der Tagungsbereich mit Billard und Kicker ist aus den 1970er-Jahren. Diesen möchten wir gerne modernisieren, um weiterhin auch für Firmen attraktiv zu bleiben. Außerdem heizen wir momentan mit Öl und Pellets. Aber unsere riesigen Dachflächen sind nach Süden ausgerichtet und damit prädestiniert für Photovoltaikanlagen.

Die 7 Kolping-Familien­ferienstätten

1 Ferienland Salem, Gorschendorf 
2 Ferienparadies Pferdeberg, Duderstadt 
3 Vogelbergsdorf, Herbstein 
4 Kolping Haus Bayerischer Wald, Lam 
5 Allgäuhaus, Wertach 
6 Haus Chiemgau, Teisendorf 
7 Haus Zauberberg, Pfronten
 
Mehr Informationen:
www.kolpinghaeuser.de

Familie

Endlich wieder Kraft tanken

Nach den schwierigen Coronajahren konnten die gemeinnützigen Familienferienstätten in diesem Jahr wieder den ganz normalen Betrieb aufnehmen. Wie wertvoll diese Orte sind und welchen Beitrag sie zum Wohlergehen von Familien leisten, zeigt ein Besuch in der Kolping-Familienferienstätte Vogelsbergdorf.