Man soll mit großen Formulierungen bekanntlich vorsichtig sein. Aber als Ulrich Vollmer Anfang April die Leitung des Bundessekretariats beim Kolpingwerk Deutschland an Alexandra Horster übergeben hat und damit in den Ruhestand getreten war, durfte man schon davon sprechen, dass eine Ära zu Ende gegangen ist. Eine Ära, die nicht erst begonnen hatte, als Vollmer 2008 das Amt des Bundessekretärs übernahm.
„Ein solides Handwerk hat noch niemandem geschadet“, so oder ähnlich mag der Ratschlag von Fine Vollmer lauten, einer resoluten Einzelhändlerin im Münsterland, als ihr Filius sich anschickt, den Beruf des Buchbinders und Restaurators zu erlernen. Dies mag auch erklären, weshalb Vollmer später an keinem Antiquariat einfach nur vorbeigehen kann und die Größe der hauseigenen Bibliothek Dimensionen annimmt, die bei Gattin Monika bisweilen Stirnrunzeln auslöst. 1975 gründet der Buchbindergeselle in seiner Heimatgemeinde Holtwick eine Jungkolping-Gruppe, deren Leitung er auch gleich übernimmt. Vollmer findet Gefallen an der verbandlichen Arbeit. 1977 wird er Diözesanleiter Jungkolping im Diöesanverband (DV) Münster und ab 1980 für zwei Jahre Vorsitzender des Landesarbeitskreises Jungkolping in Nordrhein-Westfalen. Sein inzwischen neuer Arbeitgeber, das Bischöfliche Generalvikariat in Münster, bei dem Vollmer in verschiedenen Funktionen tätig sein wird, begleitet das ehrenamtliche Engagement des jungen Mannes. Das gilt auch, als Vollmer ab 1982 Verantwortung auf Bundesebene übernimmt. Fünf Jahre ist er Zentralleiter Jungkolping im deutschen Verband und gehört auch dem Generalrat des Internationalen Kolpingwerkes an.
Sagt man den Westfalen nach, sie gehörten eher zu den konsequenteren Menschen, ist Ulrich Vollmer ein Beispiel für, wie richtig diese These ist. Eigene Ideen, eigener Kopf, klare Ansage. Damit macht sich auch Vollmer nicht nur Freunde. Ungeachtet dessen bestreitet kaum jemand seine Fähigkeiten. 1992 übernimmt Ulrich Vollmer den Vorsitz im DV Münster, den er bis 2001 innehat. Mit Diözesansekretär Karl Schiewerling bildet er ein Duo wie Karl Schiller und Franz-Josef Strauß in der ersten GroKo – nicht immer einer Meinung, aber stets auf einem gemeinsamen Weg.