Ausgabe 3-2020 : Juli

Gefährliches System – gefährdetes System

Zum Machtdiskurs in der katholischen Kirche. Ein Gastbeitrag von Julia Knop.

Sexualisierter Missbrauch findet in allen Milieus, in Familien und in Sportvereinen statt. Doch jedes soziale System hat seine eigene Gefährdungsstruktur. Ahndung und Prävention von Missbrauch jeglicher Art müssen an diesem systemtypischen Risiko ansetzen. 2018 wurden die Ergebnisse der nach den Forschungsstandorten der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler so genannten M(annheim)-H(eidelberg)-G(ießen)-Studie veröffentlicht. Darin wurden Zahlen, Fakten und Hintergründe sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester offengelegt und wissenschaftlich interpretiert. Den Forscherinnen und Forschern zufolge steht sexueller Missbrauch (auch) in der Kirche im größeren Kontext von Machtmissbrauch. Dieser wiederum finde seinen systemischen Hintergrund im Klerikalismus. „Klerikalismus meint ein hierarchisch-autoritäres System, das auf Seiten des Priesters zu einer Haltung führen kann, nicht geweihte Personen in Interaktionen zu dominieren, weil er qua Amt und Weihe eine übergeordnete Position innehat. Sexueller Missbrauch ist ein extremer Auswuchs dieser Dominanz“, heißt es in der Zusammenfassung der MHG-Studie.

Julia Knop (43) ist seit 2017 Lehrstuhlinhaberin der Professur für Dogmatik an der Universität Erfurt.

Hier wird also das typisch Katholische der Missbrauchsverbrechen von Priestern benannt: Es geht um den Missbrauch einer Machtposition, die im kirchlichen System mit dem Weiheamt verbunden ist. Dieses Weiheamt aber gehört im kirchlichen Selbstverständnis zutiefst zur Identität der katholischen Kirche. Das hat den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer im Nachgang der MHG-Studie dazu veranlasst zu sagen, der Missbrauch von Macht stecke „in der DNA der Kirche“. Machtmissbrauch ist demnach nicht einfach individuelles Fehlverhalten, das eine an sich gute Institution oder Position pervertiere; Machtmissbrauch ist kein Missverständnis. Sondern Machtmissbrauch ist, wenn er zur DNA eines Organismus, einer Organisation, gehört, typisch für dieses System. Es handelt sich dann nicht um Systemversagen, sondern um ein Systemprofil. Kein Wunder, dass Wilmer scharfe Kritik entgegengeschlagen ist: Die katholische Kirche, die sich selbst mitsamt ihrer wesentlichen Strukturen als gottgewollt begreift, soll von Strukturen des Bösen gezeichnet sein? Die heilige Kirche soll ein gefährliches, zuinnerst gefährdetes System sein?

Vor einigen Jahrzehnten wurde diese Frage noch eher abstrakt diskutiert. Prominent geschah das etwa anlässlich der großen Vergebungsbitten Johannes Pauls II. zum heiligen Jahr 2000. Seinerzeit hat man sorgfältig zwischen Sündern in der Kirche und einer sündigen Kirche unterschieden, erstere bejaht, letztere klar abgewiesen. Der Papst sprach als Repräsentant der heiligen Mutter Kirche, deren Antlitz und Mission durch die Sünden ihrer Söhne und Töchter entstellt werde. Mitunter hätten Mitglieder der Kirche es an einem glaubwürdigen Dienst an der Wahrheit, an der Gerechtigkeit, an der Liebe und an der Einheit fehlen lassen. Doch schuldig wurden sie, nicht die Kirche.

Die heutige Debatte um die Kirche als systemisch gefährdetes und gefährliches System wird sehr viel grundsätzlicher geführt. Denn nach Kenntnis der Zahlen, der Qualität klerikalen Missbrauchs und einer mutmaßlich weit höheren Dunkelziffer, ist eine saubere Unterscheidung zwischen einer an sich guten Institution mit guten Hirten und einigen schwarzen Schafen, die darin ihr Unwesen treiben, nicht mehr möglich. Nicht mehr nur das Missverständnis, sondern das Selbstverständnis der Institution Kirche steht heute auf dem Prüfstand. Es geht nicht mehr nur um individuelle Selbstherrlichkeit einzelner Kleriker, sondern darum, ob ein System zu verantworten und wie es zu korrigieren ist, in dem die Position „hochwürdigster Herren“ religiös aufgeladen und äußerer Begrenzung und Kontrolle weitgehend entzogen ist. 

Strukturelle Fragen

Dazu arbeitet das Forum I des Synodalen Wegs, den Katholikinnen und Katholiken unter der gemeinsamen Leitung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) seit Dezember 2019 gehen. Der Name, der zu-gleich Arbeitsauftrag dieser Gruppe ist, lautet: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag.“

Es geht um strukturelle Fragen: Wie wird Macht in der Kirche erworben, legitimiert, begrenzt? Sind kirchliche Machtpositionen, beispielsweise Leitungsaufgaben in Bistum und Gemeinde, zwingend an das Weiheamt gebunden? Wie lassen sich auf der Höhe der Zeit partizipative und demokratische Strukturen auch in der Kirche verwirklichen? Welche Maßnahmen garantieren eine effektive Kontrolle und Rechenschaftspflicht derer, die über Personal, Finanzen und pastorale Planung entscheiden, durch die und gegenüber denen, die von ihren Entscheidungen betroffen sind? Es geht nicht um die Abschaffung von Macht oder Leitung, sondern um Kontrolle, Transparenz und Qualitätssicherung und darum, geschlossene klerikale Systeme aufzubrechen. Damit sind natürlich weitreichende Fragen nach echter Geschlechtergerechtigkeit und konsequenter Kompetenzorientierung verbunden, für die in der katholischen Kirche ja seit Langem Nachholbedarf benannt wird.

Hier ist die Theologie gefragt

Ob im Großen oder im Kleinen: Auf der einen Seite braucht es ehrliche Problemdiagnosen und konkrete, belastbare, evaluierbare Handlungsoptionen. Auf der anderen Seite braucht es fachliche Expertise, um diese Debatten und anstehende Strukturreformen auf der Höhe der Zeit zu führen und zu verwirklichen. Nicht zuletzt die Theologie ist hier gefragt, sind es doch theologische Konzepte, die zur Legitimation des Bestehenden herangezogen werden und, zumindest bisher, Macht – oder in kirchlicher Diktion: sakramentale Vollmacht und Dienstämter – an das Weiheamt und damit an eine höchst exklusive Gruppe gebunden haben. 

Die Themen, die auf dem Synodalen Weg zur Debatte stehen – Macht, Frauen, Priester, Sexualmoral –, wurden aus den Desideraten der MHG-Studie generiert, die sich auf die Situation der deutschen Bistümer bezieht. Es sind aber keine „deutschen“ Themen, sondern Fragen und Verstrickungen, die die katholische Kirche wohl in allen Erdteilen betrifft. Auch deshalb findet der Synodale Weg breite internationale Beachtung. Unter besonderer Beobachtung steht sein Format, das wesentlich partizipativer aufgestellt ist, als es in der katholischen Kirche bisher üblich war. Bischöfe und Priester beraten und entscheiden gemeinsam mit nicht geweihten Frauen und Männern; Beschlüsse brauchen die Mehrheit nicht nur der Bischöfe, sondern des Plenums und der Frauen. 

Auch dass überhaupt Themen aufs Tapet kommen, in denen lehramtliche Punktsetzungen vorliegen – das betrifft insbesondere die Frage der Zugänglichkeit des Priesteramtes und der Sexualmoral – ist neu. Neu ist schließlich, dass die Machtfrage überhaupt gestellt wird. Dass man also über tatsächliche Machtverhältnisse spricht. Sie bestehen ja auch dann, wenn man „Macht“ terminologisch und spirituell zum „Dienst“ oder zur gottgeschenkten „Vollmacht“ erklärt. Doch weder die Nomenklatur noch der gute Wille des Einzelnen, der qua Amt keinen Weltenherrscher, sondern die Ohnmacht des Gekreuzigten repräsentieren soll, schützt vor den Gefährdungen, die allen Machtverhältnissen innewohnen. Erst recht solchen, die religiös legitimiert und bisweilen auch überhöht werden. Ob der Synodale Weg gelingt, ob er am Ende erfolgreich ist, wird auch daran zu messen sein, inwieweit es gelingt, dieses innere Gefährdungspotenzial kirchlicher Mentalitäten und Strukturen ehrlich zu benennen und in der Realität wie in ihren Hintergrundkonzepten aufzubrechen und weiterzuentwickeln.

Quote
1 Frau ist Mitglied im Synodalpräsidium: die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann.

Medien
145 Journalisten hatten sich für die erste Synodalversammlung in Frankfurt am Main akkreditiert.

Foren
4 Synodalforen diskutieren über die zentralen Themen.

Teilnehmende
230 Mitglieder zählt die Synodalversammlung insgesamt.

Alter
16 Jahre ist die jüngste Teilnehmerin der Synodalversammlung

Dauer
2 Jahre sollte der Synodale Weg ursprünglich dauern. Wegen der Corona-Krise wird der Zeitplan aber wohl nicht einzuhalten sein.

„Das darf nie wieder passieren“

Ein Interview mit

  • Karl-Heinz
    Wiesemann

Karl-Heinz Wiesemann

Seit 2007 ist der 59-Jährige Bischof von Speyer. Zusammen mit ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel leitete er das vorbereitende Synodalforum „Macht, Partizipation und Gewaltenteilung“. In der konstituieren Sitzung am 3. und 4. Juli wählten die Teilnehmenden schließlich Lücking-Michel sowie den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zu den beiden Vorsitzenden des Forums.

Sonderlich griffig sind die Titel der Foren des Synodalen Weges nicht. Der Ihres Forums lautet „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“. Wie erklären Sie einem Unbeteiligten, womit Sie sich dort beschäftigen?

Wiesemann: Das Kernthema unseres Forums ist letztlich: Wie können möglichst alle Gläubigen am Leben und am Sendungsauftrag der Kirche und damit auch an den grundlegenden Entscheidungswegen beteiligt werden? Wie kann Macht, die innerhalb der Kirche ausgeübt wird, transparenter und auch besser kontrolliert gestaltet werden? Macht muss immer ausgeübt werden. Die Frage ist nur, wie.

Es gibt also so etwas wie gute und schlechte Macht?

Wiesemann: Macht ist ja an sich nichts Schlechtes. Das Evangelium spricht davon, dass Jesus die Menschen „mit Vollmacht“ gelehrt hat. Die Sendung der Kirche ist es, das Evangelium vom anbrechenden Reich Gottes in der Vollmacht Jesu zu leben und zu verkünden. Es gibt immer zwei Gefahren: Die eine besteht in der Weise einer eigensinnigen Machtausübung, die kein Dienst am Evangelium ist, sondern den Erhalt der eigenen Macht in den Mittelpunkt stellt. In den Evangelien kritisiert Jesus solch „pharisäische“ Haltung derer scharf, die anderen Lasten auflegen, selbst aber nichts zu tragen bereit sind. Die andere besteht darin, dass Machtvakuen entstehen, weil keiner entscheiden will und es keine Führung gibt. Dann sind die Gläubigen „wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Das Hirtenamt in der Kirche ist ein Leitungsamt. Wahrhaft geistliche Leitung ist aber alles andere als Willkür. Auch das Kirchenrecht setzt willkürlicher Machtausübung klare Grenzen.

Was hat die Kirche bisher getan, um Laien besser mit einzubeziehen?

Wiesemann: Wir haben in Deutschland schon viele Strukturen gschaffen, die genau darauf abzielen. In der Nachkonzilszeit etwa durch unsere Pfarrgemeinderäte, die in der Regel alle Laien als Vorsitzende haben. Dadurch haben wir eine starke Mitbeteiligung, weil der Pfarrer lediglich ein gewisses pastorales Vetorecht besitzt. Diese Art der Mitbeteiligung ist eine gewisse deutsche Ausprägung und mehr, als dem allgemeinen Kirchenrecht zugrunde liegt.

Nehmen Sie uns etwas mit in Ihren Alltag. Sie haben ja schon erzählt, dass das Bischofsamt ein Führungsamt ist. In welchen Fällen dürfen auch Sie nicht allein entscheiden?

Wiesemann: Aufgrund der Konkordate, also den Verträgen zwischen dem Staat und dem Heiligen Stuhl, haben wir in Deutschland eine Tradition der starken Mitbeteiligung bei Finanzfragen. Als Bischof habe ich im Diözesansteuerrat wie auch jeder Pfarrer im Verwaltungsrat beziehungsweise im Kirchenvorstand nur eine Stimme von vielen. Wir sind hier demokratisch fest eingebunden, und das ist gut so. Hier müssen wir bei unseren weiteren Überlegungen anknüpfen. Das bestehende Kirchenrecht bietet auf jeden Fall mehr Möglichkeiten effektiver Teilhabe, als bis jetzt ausgeschöpft sind.

Welche Rolle nimmt die Weltkirche dabei ein?

Wiesemann: Wir sehen, dass der Papst eine stärkere synodale Kirche haben möchte, also eine Kirche, in der alle mitdenken und ihren Teil zu Entscheidungen beitragen sollen. Zu sehr wird in der Kirche noch von oben nach unten gedacht. Solch weltlich hierarchisches Denken trifft aber nicht den Kern geistlicher Hierarchie: in der Kirche ist das Amt als Dienst am Volk Gottes eingesetzt. Es muss so wirken, dass die in Taufe und Firmung mit dem Heiligen Geist gesalbten Gläubigen ihrer eigenen Würde als von Gott erwähltes priesterliches und prophetisches Volk nachkommen können. Eine partizipative Kirche ist kein Zugeständnis von oben, sondern entspricht alleine dem Wesen der Kirche. Hier müssen wir uns von so manchem historischen Ballast, der eher in feudalen Strukturen denkt, um der Klarheit und Glaubwürdigkeit unserer Botschaft entledigen. Menschen treten auch deshalb aus der Kirche aus, weil sie das dynamisch partizipative Moment in der Kirche, in dem sich das Wirken des Heiligen Geistes zeigt, kaum oder gar nicht erkennen, sondern ein verhandlungsunfähiges, auf die eigene Privilegienerhaltung fixiertes Gebilde wahrnehmen. Zu solch einer Erneuerung der Kirche aus dem Geist des Evangeliums gehört auch eine stärkere Beachtung der Rechte der Gläubigen.

Wo zum Beispiel?

Wiesemann: Was macht etwa ein Gläubiger, wenn er sich schlecht behandelt oder nicht genug eingebunden fühlt? Welche Appellationsmöglichkeiten hat er dann? Das sind wichtige Aspekte, die geklärt werden müssen. Wir sind zum Beispiel dabei, eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit aufzubauen.

Wo beginnt der Missbrauch von Macht?

Wiesemann: Das ist tatsächlich nicht immer leicht festzustellen. Er beginnt immer dann, wenn Menschen nicht innerlich frei sind, ihre Meinung zu sagen. Und wenn die Wege nicht wirklich transparent sind, wie so etwas miteinander verhandelt werden kann. Da ist man schnell in einer Sakralisierungsfalle.

Was meinen Sie damit?

Wiesemann: Bei den Gesprächen mit Missbrauchsopfern habe ich erlebt, wie sie dem Priester, der sie missbraucht hat, zutiefst vertraut haben. Sie haben dieser Autorität vertraut – weil sie Gott vertraut haben. Das meine ich mit Sakralisierungsfalle. Gott und diese Autorität waren am Ende fast zu einem Ganzen zusammengewachsen. Diese traumatische Erfahrung, dass da jemand ist, der sie so verletzt, in ihrer Seele, in ihrem Leben, geht am Ende bis in die Gotteserfahrung hinein. Die meisten Missbrauchsfälle sind ja aus den 50er und 60er Jahren. Inzwischen leben wir zum Glück in einer anderen Gesellschaft, in der diese Überhöhungen an Wirksamkeit verloren haben. Aber trotzdem müssen wir heute die Lehren daraus ziehen.

Wie sehen die aus?

Wiesemann: Den Betroffenen wurde nicht genügend oder gar nicht geglaubt – nicht nur von den zuständigen kirchlichen Autoritäten, sondern häufig auch vom ganzen kirchlichen Umfeld bis hinein in die Familie. Der Pfarrer war sakrosankt. Das darf nie wieder passieren. Es darf nie wieder sakralisierte Bereiche geben, die keiner genügenden Kontrolle unterliegen.

„Macht muss immer ausgeübt werden. Die Frage ist nur, wie.“
Karl-Heinz Wiesemann

Ihr Hildesheimer Bischofskollege Heiner Wilmer hat einmal gesagt, dass der Machtmissbrauch in der DNA der Kirche steckt.

Wiesemann: Die Versuchung zum Machtmissbrauch ist überall mit der Macht gegeben, auch in demokratischen Strukturen. In der Kirche aber wirkt sich solcher Machtmissbrauch besonders verheerend aus, weil sich hier die ausgeübte Macht auf göttliche Autorität gründet. Dieser Begründungszusammenhang birgt eine erhöhte Gefahr, sich zu immunisieren. Die Heilige Schrift ist voll von zum Teil sehr scharfer Kritik an religiösem Machtmissbrauch, etwa in den Prophetenbüchern und dann in den „antiklerikalen“ Reden Jesu, der hier ganz in der Prophetentradition des Alten Testamentes verwurzelt ist. Die gegenseitige Korrektur hingegen ist bei Jesus ein wesentliches Zeichen der neutestamentlichen Gemeinschaft der Gläubigen, die Bindeund Lösegewalt liegt sowohl beim Amt als auch bei der Gemeinde. Die Bischöfe als Nachfolger der Apostel sind kollegial eingebunden. Man wird nicht Bischof durch eine einsame Kette von Handauflegungen, sondern vermittels Gebet und Handauflegung wird man in die Gemeinschaft der Bischöfe aufgenommen. Das Amt muss eingebunden sein in kollegiale und in synodale Strukturen, in die Mitbeteiligung des Volkes Gottes. Auch etwa bei der Wahl und Ernennung von Bischöfen.

Wie versuchen Sie, mehr Partizipation in Ihrem Bistum zu erreichen?

Wiesemann: Wir haben nach der guten Erfahrung, die wir mit der Beteiligung der diözesanen Räte am pastoralen Umgestaltungsprozess gemacht haben, miteinander beschlossen, diese Partizipation fest zu verankern durch die Einrichtung einer Diözesanversammlung. Darin müssen alle kirchlich und pastoral relevanten Vorgänge miteinander besprochen werden. Dieses Gremium ist einerseits ein Beratungsgremium, andererseits bin ich bei Abweichung von seinen Beschlüssen begründungspflichtig. Das schafft zumindest mehr Transparenz. Das scheint mir ein erster von diesen vielen wichtigen Schritten, die wir als Kirche gehen müssen.

Von eins auf fünf

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf den Synodalen Weg aus: Anders als bisher geplant, wird es im September keine gemeinsame Synodalversammlung aller 230 Teilnehmenden geben. 

Stattdessen findet am 4. September von 10 bis 18 Uhr eine eintägige Konferenz statt – zeitgleich an fünf verschiedenen Orten. Teilnehmen dürfen an jeder dieser regionalen Konferenzen dann nur rund 50 Personen.

Die Fragen stellte Marian Hamacher.

Fotos: Marian Hamacher, Bistum Speyer, privat