Ausgabe 2-2022 : Mai

Er war zukunftsweisend

Kolping International und das Kolpingwerk Deutschland trauern um Prälat Heinrich Festing, der am 20. April im Alter von 91 Jahren gestorben ist.

Prälat Heinrich Festing war von 1972 bis 2002 Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes.

Heinrich Festing hat die Kolpingarbeit in Deutschland und weltweit zwischen 1965 und 2002 tiefgreifend geprägt. Er stand für die weltweite Ausweitung des Verbandes so wie wir ihn heute erleben dürfen. Kolping International – mit seinen mehr als 400 000 Mitgliedern in über 60 Ländern der Erde – gäbe es ohne das Wirken von Generalpräses Heinrich Festing so nicht. Für sein vielfältiges pastorales Wirken sind ihm auch Kolpingsfamilien und viele Kolpingmitglieder, die ihn noch persönlich kennengelernt haben, bis heute dankbar.

Beginnend mit der Aktion Brasilien hat Festing die internationale Ausweitung des Kolpingwerkes unermüdlich vorangetrieben und die Gründung zahlreicher Kolping-Nationalverbände in Europa, Afrika, Lateinamerika und Asien auf den Weg gebracht. Innere Zufriedenheit und große Freude verschaffte ihm bis zu seinem Tod die Tatsache, dass das Kolpingwerk heute ein starker Verband mit lebendigen Gemeinschaften vor Ort – eine Weltfamilie – ist. „Noch bei unserem letzten Zusammentreffen im Februar begegnete ich einem hellwachen und interessierten Heinrich Festing, der mit seiner Herzlichkeit und seiner Person das vermittelte, was Kolping ausmacht: generationenübergreifend weltweit eine Familie zu sein“, sagt Generalpräses Christoph Huber.

Kolpingarbeit in der Bundesrepublik spirituell geprägt

Neben seinen Verpflichtungen als Generalpräses war Festing auch als Zentral- und Bundespräses erstaunlich präsent. Auf diesem Fundament prägte er die Kolpingarbeit in der Bundesrepublik spirituell. In den Ländern Osteuropas war das Kolpingwerk durch die Machtergreifung kommunistischer Diktaturen nach dem Zweiten Weltkrieg verboten und das Vermögen eingezogen worden. Im geteilten Deutschland gab es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR 175 Kolpingsfamilien, die offiziell keine Verbindung zum Deutschen Zentralverband und zum internationalen Kolpingwerk pflegen durften. Doch Heinrich Festing ließ den Kontakt zu den Kolpingsfamilien in der ehemaligen DDR niemals abreißen. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 trug er wesentlich dazu bei, das Kolpingleben in Deutschland ebenfalls wieder zu vereinigen. „Wir werden Prälat Heinrich Festing im Verband dankbar in guter Erinnerung behalten“, sagt Bundespräses Hans-Joachim Wahl. „Sein Wirken als Generalpräses hat in den damaligen Zeiten des Umbruchs im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Niedergang des Warschauer Pakts für tragfähige, zukunftsweisende Weichenstellungen gesorgt, von denen wir heute noch leben.“

In Ratsiek bei Lüdge-Sabbenhausen am 10. Dezember 1930 geboren, wuchs Heinrich Festing in bäuerlicher Umgebung auf und besuchte die Volksschule. Von 1945 bis 1948 erlernte er das Tischlerhandwerk. Vier Jahre arbeitete er als Geselle, dann holte er – wie einst der Verbandsgründer Adolph Kolping – das Abitur nach und begann 1956 sein Theologiestudium. Schon in der Jugendarbeit hatte er sich für Adolph Kolping begeistert und auch anhand seines jungen Lebensweges erkannt, wie viel der Mensch erreichen kann, wenn er sich weiterentwickelt. Nach der Priesterweihe 1961 in Paderborn wirkte er bis 1965 als Vikar in Bigge im Sauerland. Danach war Heinrich Festing sieben Jahre als Diözesanpräses in Paderborn tätig. 1972 wurde er zum Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes und gleichzeitig zum Zentral- bzw. Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland gewählt. Seine Amtszeit als Bundespräses endete mit der Ämtertrennung im Jahr 1996. Seine Amtszeit als Generalpräses endete nach viermaliger Wiederwahl im Jahr 2002.

Zu den größten Erfolgen Heinrich Festings gehörte die Seligsprechung Adolph Kolpings 1991 in Rom. 


Foto: Heinrich Wullhorst