So ein Wanderbuch lässt sich mit einem Tagebuch vergleichen, in dem die Geschichte der Reise erzählt wird. Nur tragen die Wandergesellinnen und -gesellen darin nicht selbst etwas ein – außer ihrer Unterschrift unter einem Steckbrief. Neben den Stadtsiegeln enthält das Buch Arbeitszeugnisse und nette Texte von Menschen, denen sie auf ihrem Weg begegnen – und als „letztes Hemd“ einen Notgroschen. Vincents Altgesellin hat den fünf-Euro-Schein sogar in Form eines T-Shirts gefaltet und eingeklebt.
Die fünf Euro sollen im Notfall aushelfen, wenn keine Arbeit und kein Geld mehr da sind. Aber gleichzeitig steht der Schein auch dafür, dass die Wandergesellinnen und -gesellen mit dem gleichen Betrag losziehen und zurückkehren sollen. Damit soll zum einen kein Unterschied durch die Herkunft entstehen. Zum anderen soll es auf der Walz nicht um das Anhäufen von Reichtum gehen, auch wenn sie natürlich in einem normalen Angestelltenverhältnis einen guten Lohn für ihre Arbeit aushandeln und verhältnismäßig wenig Ausgaben haben. Stattdessen geht es auf der Walz darum, sich weiterzubilden. Sowohl im Handwerk als auch persönlich. Wie der Fokus gelegt wird, liegt dabei im eigenen Ermessen – das heißt, wie viel Zeit tatsächlich mit Arbeit, Reisen oder anderen Dingen verbracht wird, ist ganz unterschiedlich. Im Groben beläuft es sich meistens auf „ein Jahr arbeiten, ein Jahr reisen, aber auch ein Jahr warten“, erklärt Vincent. Und fügt hinzu: „Spätestens, wenn deine Hosentaschen leer sind, arbeitest du wieder.“