Ausgabe 1-2022 : Februar

Begleitung mit Erfolg

Kolpingsfamilien, die sich weiterentwickeln wollen, suchen oft Unterstützung. Dabei hilft BuB – das Programm zur Begleitung und Beratung. Für die Finanzierung dieses Angebotes werden gezielt Mitgliedsbeiträge eingesetzt.

Gruppenfoto nach getaner Arbeit: Die Altmaterial­sammlung ist für die Kolpingsfamilie Schäftlarn immer ein schönes Ereignis, bei dem viele Freiwillige gerne mitwirken.

Auf Plakaten mit Klebepunkten deutlich zu machen, was wichtig ist und was nicht mehr zeitgemäß ist – diese Methode hat viel bewirkt. 2019 hat der Vorstand der Kolpingsfamilie Schäftlarn, Diözesanverband München und Freising, bei einem Klausurtag den kritischen Blick auf seine Arbeit gewagt und über den Fortbestand des Vereins nachgedacht. Dabei steht die Kolpingsfamilie Schäftlarn gut da: 125 Mitglieder, gute Angebote, engagierte Gruppen. Doch wie in vielen anderen Kolpingsfamilien lastete auch in Schäftlarn die Vorstandsarbeit auf wenigen Schultern. „Letztendlich hing die meiste Arbeit an unserer ehemaligen Vorsitzenden. Und das seit vielen Jahren“, berichtet Ingrid Aranzabal Delgado. Sie ist heute Mitglied des Leitungsteams der Kolpingsfamilie. Es war also höchste Zeit, im Vorstand über eine Entlastung und Veränderungen nachzudenken. Über den Diözesanverband hatte der Vorstand von BuB gehört. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das Angebot einer „Begleitung und Beratung von Kolpingsfamilien“. Vorstände, die sich Gedanken um die Zukunft ihrer Kolpingsfamilie machen, können sich an ihren Diözesanverband wenden, der sie an ausgebildete ehrenamtliche Praxisbegleiter_innen vermittelt. Mit der Unterstützung dieser Begleitung stellt der Vorstand seine Arbeit und die Situation der Kolpingsfamilie auf den Prüfstand, um festzustellen, was derzeit gut läuft und wo Veränderungen sinnvoll sind. Schließlich soll sie auch in Zukunft eine begeisterungsfähige Gemeinschaft sein, deren Angebote für die Mitglieder und auch für Neue interessant sind. Ausdrücklich sollen die Begleitung und Beratung also auch die Kolpingsfamilien in Anspruch nehmen, denen es zurzeit noch gut geht, und nicht nur diejenigen, die um ihre Existenz bangen, z. B. weil sie überaltert sind oder weil sich keine neuen Mitglieder mehr finden.

„Bei uns ging es vor allem um unsere Vorstandsarbeit“, sagt Ingrid Aranzabal Delgado. „Wir wollten einen Neuanfang.“ Deshalb wandte sich der Vorstand im Sommer 2019 an Massimo Zanoner, den Verantwortlichen für BuB im DV München und Freising. Nach einem ersten Gespräch traf sich der Vorstand bereits im Sommer 2019 mit ihm und der Praxisbegleiterin Sabine Reiter zu einem Klausurtag. Diese Zeit hat der Vorstand genutzt, um gemeinsam mit der Praxisbegleitung auf die Kolpingsfamilie zu schauen, die derzeitigen Angebote und Aktivitäten zu bewerten und einen kritischen und gleichzeitig konstruktiven Blick auf die Vorstandsarbeit zu werfen. 

„Wir haben an diesem Tag mit Klebepunkten auf Plakaten bewertet, wie wichtig uns einzelne Projekte unserer Kolpingsfamilie sind“, erzählt Ingrid Aranzabal Delgado. Diese Methode habe das Team dann vorangebracht. So wurde auf einen Blick sichtbar, was dem Vorstand wirklich wichtig war und welche Aktivitäten sich überlebt hatten. Die zweimal im Jahr stattfindenden Altmaterialsammlungen der Kolpingsfamile sind demnach wertvolle Aktionen. Damit werden auch heute viele Menschen in Schäftlarn angesprochen, die gerne an den Sammeltagen mitarbeiten und dies auch als ein besonderes Gemeinschaftserlebnis wahrnehmen.

Auch die Familienfreizeiten waren und sind beliebt, und der Aufwand für die Vorbereitung lohnt sich auch weiterhin. Ersatzlos gestrichen wurden dagegen die Grillnachmittage und das Kolping-Café an Sonntagen. Das Interesse daran hatte stark abgenommen und rechtfertigte nicht mehr dem mit der Vorbereitung verbundenen Aufwand.
 

Satzungsänderung machte den Weg frei

Massimo Zanoner beschreibt rückblickend den BuB-Prozess in Schäftlarn als sehr erfolgreich. Die Kolpingsfamilie habe in kurzer Zeit sehr viel erreicht. So habe sich der Vorstand in Abstimmung mit der Kolpingsfamilie im Ergebnis darauf verständigt, zukünftig ein Leitungsteam statt eines klassischen Vorstandes zu wählen. Nach einer Satzungsänderung war dafür der Weg frei. Wegen des Corona-Lockdowns konnten die Wahlen allerdings erst im Herbst 2020 erfolgen. Aus Sicht von Ingrid Aranzabal Delgado war dies genau der richtige Weg. Denn jetzt sei die Arbeit im Leitungsteam gut aufgeteilt, niemand werde überfordert und jeder könne seine Stärken einbringen. Ehemalige Vorstandsmitglieder würden sich jetzt anderweitig in der Kolpingsfamilie engagieren.
 

Seit Herbst 2020 hat die Kolpingsfamilie ein Leitungsteam statt eines klassischen Vorstandes. Diese Veränderung ist eine der wichtigsten Ergebnisse des vorangegangenen BuB-Prozesses.

Zurzeit gibt es rund 100 ausgebildete BuB-Begleiter_innen. Einer davon ist Walter Fehle im Diözesanverband Augsburg. Er hat mehrere Kolpingsfamilien in einem BuB-Prozess begleitet und beraten. Kolpingsfamilien sollten sich allerdings frühzeitig melden, sagt er aus seiner Erfahrung heraus und nicht erst dann, wenn es existenziell ist und es nur noch darum geht die Auflösung abzuwenden. Danach gefragt, weshalb Vorstände, auch wenn es ihnen gut geht, das Angebot nutzen sollten, sagt er: „Im Prozess wird der Vorstand ermutigt und dabei unterstützt, seine Arbeit zu reflektieren. Das ist gut und wichtig. Das geschieht im Tagesgeschäft oft nicht, und das wird durch die Begleitung angestoßen.“ Dann könne BuB tatsächlich ein Katalysator sein.

Erträge Kolpingwerk Deutschland 2020

Im Jahr 2020 betrugen die Gesamt ein­nahmen des Kolpingwerkes Deutschland und der Kolpingwerk Deutschland gemeinnützige GmbH 7.903.634 Euro.

Walter Fehle wünscht sich für die Zukunft einen stärkeren Austausch zwischen Kolpingsfamilien über verschiedene Wege und Möglichkeiten der Vereinsführung. „Wenn BuB dies unterstützt, können Kolpingsfamilien voneinander lernen und gute Ideen teilen“, sagt er. „BuB gibt es allerdings nicht zum Nulltarif“, weiß Otto M. Jacobs. Er ist im Bundessekretariat des Kolpingwerkes Deutschland seit langem verantwortlich für das bundesweit angebotene Programm. Die Ausbildung der ehrenamtlichen Praxisbegleiter_innen auf Bundesebene verursacht Kosten, und im Rahmen der Prozesse mit Kolpingsfamilien fallen Reisekosten und Aufwandsentschädigungen an.

„Wir investieren hier bewusst Mitgliedsbeiträge und setzen sie gezielt ein, um die Zukunft unseres Kolpingverbandes zu sichern und auch weiterhin ein attraktives Verbandsleben zu ermöglichen“, sagt er. „Kein_e Praxisbegleiter_in muss für die Ausbildung Kosten aufwenden, lediglich die eigene Zeit muss eingebracht werden.“

Verwendung der Mitgliedsbeiträge 2020

Im Jahr 2020 wurden an das Kolpingwerk Deutschland Mit­glieds­beiträge in Höhe von 5,14 Mio. Euro überwiesen.

43,1 % (2,21 Mio. Euro) wurden 2020 für die weiteren Aufgaben des Bundesverbandes verwendet.
28,0 % (1,44 Mio. Euro) wurden an die 27 Diözesanverbände zur Finanzierung ihrer Arbeit als Zuschuss gezahlt.
21,6 % (1,11 Mio. Euro) wurden für die Verbandsmedien (Kolpingmagazin, Idee & Tat sowie Online- und Social-Media-Aktivitäten) ausgegeben.
7,3 % (376.000 Euro) sind sogenannte Fixkosten. Dazu zählen:

  • Die Unterstützung der Landes- und Regionalverbände.
  • Beiträge an andere Organisationen (z. B. das Internationale Kolpingwerk).
  • Gruppenunfall- und Haftpflichtversicherung.

Stiftung sichert die Verbandsarbeit

Wie das Kolpingwerk insgesamt mit seinen Finanzen umgeht, zeigt das Kolpingmagazin auch in diesem Jahr wieder kurz und übersichtlich mit den auf diesen Seiten veröffentlichten Infografiken. Wer sich ausführlicher informieren möchte, kann den Finanzbericht anfordern, der auch den gewählten Kontrollgremien vorgelegt wurde. Das Bundessekretariat stellt den Bericht auf Nachfrage gerne digital zur Verfügung. Kontakt: bundessekretariat(at)kolping.de

Kapitalstock Zustiftungsbeträge

Der aus den Zustiftungsbeträgen der Mitglieder finanzierte Kapitalstock wächst weiter: Er lag zum 31. Dezember 2020 bei 16.872.554 Euro. Zur Mittelverwendung aus dem Jahresüberschuss 2020 der Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Deutschland standen 513.099,05 Euro zur Verfügung.

Zur langfristigen Zukunftssicherung hat das Kolpingwerk Deutschland eine Gemeinschaftsstiftung errichtet. Damit wird die Verbandsarbeit ergänzend zu den Mitgliedsbeiträgen langfristig abgesichert. Diese Stiftung wird von vielen Mitgliedern auf vielfältige Weise unterstützt, zum Beispiel durch Vermächtnisse oder Erbschaften. Oder Spender_innen wünschen sich zu einem runden Geburtstag Geld für die Stiftung. Zuwendungen an die Stiftung können steuerlich geltend gemacht werden.

Begleitung und Beratung

Ansprechpartner und Infos

Fotos: Kolpnigsfamilie Schäftlarn, Ilse Graf/privat