Dass Menschen von ihrer Arbeit leben können, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Doch für viele Produzent:innen von Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Blumen gerade in Ländern des sogenannten globalen Südens (der heute gängige Begriff für die sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländer) trifft das sehr oft immer noch nicht zu. Viele Produktpreise, die Endverbraucher:innen in Deutschland täglich beim Einkauf bezahlen, spiegeln nicht den tatsächlichen Wert wider; der Anteil, der für die Arbeitsleistung gezahlt wird, macht nur einen sehr geringen Anteil aus. Die Produzent:innen auf Feldern und Plantagen erhalten oft nur den sprichwörtlichen „Hungerlohn“. Hinzu kommen schlechte Arbeitsbedingungen, fehlender Arbeitsschutz, der Mangel an Mitspracherechten. Zwar steigen viele Preise für Produkte im Zuge der hohen Inflation gerade an. Ursachen dafür sind aber der Krieg in der Ukraine, Lieferschwierigkeiten, Ernteausfälle und stark gestiegene Energiepreise. Von den höheren Produktpreisen in den Geschäften haben die Produzent: innen deshalb nichts. Damit Menschen auch im globalen Süden von ihrer Arbeit leben können, müssen sie angemessen und fair bezahlt werden.
Aufgrund dieser Erkenntnis entstand in den 1950er Jahren die Fairhandelsbewegung: Gemeinnützige Importeure, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Produzentengruppen schlossen sich erstmals mit dem Ziel zusammen, die Armut in wirtschaftlich wenig entwickelten Ländern zu bekämpfen. 1988 siegelte die niederländische Organisation Solidaridad erstmals einen Kaffee, der direkt, ohne den Umweg über einen Zwischenhandel, und zu einem für die Produzierenden fairen Preis verkauft wurde. Inspiriert von dieser Idee gründeten sich in den Folgejahren in Europa und Nordamerika vergleichbare Organisationen, die eigene Produktsiegel für fair gehandelte Produkte vergaben.