Es muss nicht immer ein Studium sein – dachte sich Marina Müller schon während ihres Abiturs und kann heute glücklicher nicht sein. "Ich habe den besten Job der Welt – mit den weltbesten Kunden!", lacht die 32-jährige Essenerin. So hat Marina vor acht Jahren erfolgreich ihre Gesellenprüfung zur Goldschmiedin abgelegt. Nur fünf Jahre später erfüllt sie sich ihren Traum vom eigenen Betrieb im angesagten Essener Stadtteil Rüttenscheid. Im Verkaufsraum ihres Ladens funkeln in diversen Vitrinen ausgefallene Ringe, prunkvolle Kettenanhänger und eleganter Ohrschmuck um die Wette. Alles eigene Entwürfe, darauf ist die Schmuckdesignerin stolz!
1 von 130: Deutsche Meisterstücke
130 Ausbildungsberufe gibt's hierzulande im Handwerk. 1 davon haben wir für Dich besucht. Heute: Goldschmiedin Marina Müller (32 Jahre)
![](/fileadmin/_processed_/7/3/csm_022024_im_fokus_handwerk_Goldschmiedin_moderne_technik_bnw_FN_4879a82d00.jpg)
Ohne das Handwerk würde es das Kolpingwerk so nicht geben. Schließlich gründete Adolph Kolping – selbst gelernter Schuhmacher – vor 175 Jahren seinen katholischen Gesellenverein, um Handwerkern unter die Arme zu greifen. Grund genug, zu schauen: Wie wird Handwerk heute gelebt? Wie hat es sich verändert – und was ist seit Jahrhunderten gleich? Über Meister, Gesellen und Lehrlinge.
Alt – aber echt nicht altbacken
Ihre Werkstatt, die sich direkt an den schicken Laden anschließt, wirkt dagegen fast rustikal – und doch ist es Marinas Lieblingsplatz: Hier finden sich eine historisch anmutende Metallwalze, Ambosse, unzählige Hammer, ein alter Lötkolben, filigrane Zangen und Feilen auf einem recht schmucklosen hölzernen Arbeitstisch. Werkzeug, wie vor hundert Jahren. Marina lacht: "Ja, hier sieht’s fast so aus, wie im Freilichtmuseum Hagen. Viele meiner Werkzeuge sind wirklich richtig alt." Kein Wunder, zählt die Goldschmiedekunst doch zu den Ältesten der Menschheitsgeschichte! Eins hat sich über die Jahrtausende dabei nicht geändert: "Seit Anbeginn der Zeit liegt es in der Natur des Menschen, sich schmücken zu wollen", schmunzelt Marina.
Auch wenn alten Schmiedetechniken täglicher Bestandteil ihrer Arbeit sind, kommen heute aber auch ultramoderne Geräte zum Einsatz: Zum Beispiel ein Laser, ursprünglich für die Dentaltechnik entwickelt. Feinste Reparaturen können so zum Beispiel durchgeführt werden, ohne hitzeempfindliche Steine zu beschädigen – mit dem Lötkolben oftmals undenkbar.
Offenheit für Neuerungen
"Traditionelles Handwerk mit moderner Technik zu vereinen, das finde ich toll!", erklärt Marina, während sie an ihrem Computer an einem neuen Ringentwurf arbeitet. Hierfür nutzt sie ein sogenanntes CAD Programm, mit dessen Hilfe sich die kreativen Designideen der Goldschmiedin in dreidimensionale Objekte auf dem Bildschirm übertragen lassen. "Wer sich für das Handwerk des Goldschmieds interessiert, der sollte ein gutes Auge haben und ein feines Gespür. Generell kann man sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln, was man aber mitbringen sollte, sind Fleiß, Engagement und ein gewisser Selbstanspruch. Und Offenheit ist wichtig. Denn man lernt einfach nie aus."
Als ob Marina mit Design, Herstellung und Vertrieb ihrer Schmuckstücke noch nicht genug zu tun hätte, hat sie demnächst noch eine neue Aufgabe im Köcher: "Ich engagiere mich künftig in der Innung Essen und werde da demnächst im Prüfungsausschuss sitzen. Ich freu mich darauf, denn Handwerk braucht neues, junges Blut."
![](/fileadmin/_processed_/b/e/csm_022024_im_fokus_handwerk_Goldschmiedin1_BNW_FN_423b0f150d.jpg)
Goldschmied*in
Gewerkegruppe: Elektro- und Metallgewerbe
Interessensbereich: Metall, Design, Beauty/Fashion, Verkauf/Beratung
Dauer der Ausbildung: 3,5 Jahre
Vergütung (Brutto):
ca. 650 € im 1. Lehrjahr
ca. 910 € im 4. Lehrjahr
Einstiegsgehalt (Brutto): ca. 2.000 €
Gehalt als Meister (Brutto): ca. 2.500 bis 3.800 €
Voraussetzung:
Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss, Abitur oder Fachabitur
Auch im nächsten Magazin schauen wir uns 1 von 130 an! Gibt es einen handwerklichen Beruf, über den Du mehr erfahren möchtest? Dann schick’ uns gerne Dein Feedback an mitmachen(at)kolping.de oder postalisch an Kolpingwerk Deutschland, Redaktion, St.-Apern-Straße 32, 50667 Köln.
Fotos: Friederike Nehrkorn
Kommentar verfassen