Dass Rogers einmal als angehender Anlagenmechaniker für Sanitär und Heizung im Handwerksbetrieb Schädel in Neckarsulm landen würde, ist wohl dem Schicksal zu verdanken – denn bis vor kurzem lebte der junge Mann noch im fernen Uganda. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums entschließt sich Rogers, seine ostafrikanische Heimat zu verlassen, um ein Freiwilliges Soziales Jahr in Deutschland zu leisten. So wird Rogers 2021 über den BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) an eine Förderschule in Neckarsulm vermittelt – und kommt direkt mit der ansässigen Kolpingsfamilie in Kontakt. "Kolping ist eine Gemeinschaft, die offene Hände hat. Ich bin ohne Familie gekommen und direkt in eine Familie aufgenommen worden", schwärmt Rogers.
1 von 130: Deutsche Meisterstücke
130 Ausbildungsberufe gibt's hierzulande im Handwerk. 1 davon haben wir für Dich besucht. Heute: Anlagenmechaniker Sanitär und Heizung – Rogers Ssebulime (26 Jahre)
Ohne das Handwerk würde es das Kolpingwerk so nicht geben. Schließlich gründete Adolph Kolping – selbst gelernter Schuhmacher – vor 175 Jahren seinen katholischen Gesellenverein, um Handwerkern unter die Arme zu greifen. Grund genug, zu schauen: Wie wird Handwerk heute gelebt? Wie hat es sich verändert – und was ist seit Jahrhunderten gleich? Über Meister, Gesellen und Lehrlinge.
Von Uganda nach Neckarsulm
So lebt er die ersten anderthalb Jahre mit engagierten Kolpingern unter einem Dach – und verdankt auch einer Kolpingschwester seinen aktuellen Job. Denn die empfiehlt den jungen Afrikaner nach Ablauf seines Freiwilligendienstes kurzerhand an Kolpingbruder Johannes Schädel als möglichen Auszubildenden – mit Erfolg! Mittlerweile ist der heute 26-jährige Lehrling in seinem dritten Lehrjahr und wird von allen Kollegen geschätzt.
So lobt ihn sein Chef Johannes Schädel, der den Familienbetrieb bereits in vierter Generation leitet. Genau wie sein Vater ist auch Johannes Schädel von klein auf bei Kolping aktiv und mit der Gemeinschaft eng verwachsen.
Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizungs- oder Klimatechnik müssen heute wahre Hightech-Profis sein: Ihr Aufgabengebiet reicht vom Einbau ganzer Heizungen und Lüftungs- oder Klimaanlagen über die Feineinstellung von PC-gestützten Regelungsanlagen bis hin zur Planung und Einrichtung moderner Bäder. Und genau das kommt bei Rogers gut an. "Mir macht die Abwechslung Spaß. Heute Sanitär, morgen Heizung und übermorgen Gas. Ich finde richtig gut, nicht jeden Tag das Gleiche zu machen", freut sich der 26-jährige Auszubildende.
Große Ziele
Drei Jahre lang werden alle Grundlagen des Berufs im Betrieb, der Berufsschule und in der überbetrieblichen Ausbildung vermittelt, im letzten halben Jahr können sich die Lehrlinge auf einen Bereich spezialisieren, in dem sie dann auch ihre Abschlussprüfung ablegen. Für Rogers ist klar: das ist erst der Anfang! "Wenn alles gut läuft, will ich nach meinem Abschluss noch weiter in Deutschland arbeiten und schauen, ob ich meinen Meister machen kann. Denn mit der Erfahrung und der Qualität meiner Ausbildung kann ich in Uganda vieles besser machen und vielleicht meinen eigenen Betrieb gründen", malt sich Rogers aus.
Anlagenmechaniker*in Sanitär und Heizung
Gewerkegruppe: Elektro und Metallgewerbe
Interessensbereich: Ausbau/Innenarchitektur; Haustechnik; IT/technische Verarbeitung; Metall
Dauer der Ausbildung: 3,5 Jahre
Vergütung (Brutto):
ca. 785 € im 1. Lehrjahr
ca. 968 € im 4. Lehrjahr
Einstiegsgehalt: ca. 2.200 €
Gehalt als Meister: ca. 3.400 €
Voraussetzung: Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss, Abitur oder Fachabitur
Auch im nächsten Magazin schauen wir uns 1 von 130 an! Gibt es einen handwerklichen Beruf, über den Du mehr erfahren möchtest? Dann schick’ uns gerne Dein Feedback an mitmachen(at)kolping.de!
Handwerk in Zahlen
363.000 junge Menschen lernen in Deutschland gerade ein Handwerk. Jedes Jahr kommen rund 140.000 neue hinzu. Denn Handwerk hat viel zu bieten: gute Verdienstmöglichkeiten, Fachkräfte sind gefragt wie nie. Hammer und Hobel gehören auch heute noch in den Werkzeugkasten, doch längst werden in den Gewerken öfter Laptop und Laser gezückt als der Zollstock.
Fotos: Friederike Nehrkorn
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