Wenn Judith Agrada Torrez 15 Jahre zurückschaut, erkennt sie sich selber nicht wieder. "Ich war damals ein anderer Mensch", erinnert sich die 57-Jährige aus Sucre, Bolivien. Sie sei eine Frau gewesen, deren Mann sie ständig kontrollierte und ihr vorschrieb, wann sie das Haus verlassen durfte. "Ich fühlte mich verloren – so, als hätte ich mein Leben verschwendet. Doch das änderte sich, als ich Kolping kennenlernte. Dort fand ich die Kraft, die ich brauchte, um mein Leben zu verändern."
In Bolivien bestehen die Kolpingsfamilien zu 98 Prozent aus Frauen. Im Grunde sind es Frauen-selbsthilfegruppen, die vor allem zwei Ziele haben: den Frauen ihre Rechte zu verdeutlichen und ihnen zu helfen, sich finanziell unabhängiger zu machen. Beides soll ihnen dabei helfen, ihre familiären Probleme zu lösen. "Sich weiterzubilden, um Geld verdienen zu können, ist ebenso wichtig, wie seine Rechte zu kennen«, weiß Yésica Ascui Mendoza, die Regionaldirektorin von Kolping Potosí. »Eines geht nicht ohne das andere."