Ausgabe 1-2022 : Februar

Pflanzenschutz mit Kalk und Schwefel

Weltweit müssen Landwirt_innen inzwischen ihre Anbaumethoden dem Klimawandel anpassen, um Ernteverluste und Pflanzenschäden zu vermindern. In Honduras helfen Kurse von Kolping.

In der Feldschule erklärt Agraringenieur Norman (Mitte), wie sich mit einfachen Zutaten ein Biodünger herstellen lässt und wie Bauernfamilien ihre Felder bei Pilzbefall mit einem Sud aus Kalk und Schwefel behandeln können.

Aufmerksam stehen die Bauern und Bäuerinnen rund um das Feuer, über dem ein weißliches Gebräu köchelt. Unter Rühren werden darin Kalk und Schwefel aufgelöst. Währenddessen erklärt Agraringenieurin Teresita Jesús Lopéz Martinez, wie der Sud angewendet wird: „Er hilft gegen Pilzerkrankungen und Milben und kann in Kaffee-, Bohnen- und Gemüsepflanzungen eingesetzt werden. Dazu wird er einfach aufgesprüht.“ Diesen Sud anstatt herkömmlicher Pestizide zu verwenden, hat klare Vorteile: Seine Herstellung kostet nur ein Viertel dessen, was vergleichbare Mittel im Laden kosten. Und er schädigt weder Gesundheit noch Umwelt.

Klimawandel betrifft Honduras stark

Anbautipps wie diese erhalten die Bauern aus der Region um Danlí von Kolping Honduras. Im Rahmen einer Escuela de Campo (Feldschule) finden zwei Mal pro Woche landwirtschaftliche Schulungen statt, in der sie eine verbesserte Nutzviehhaltung und Möglichkeiten zur Erntesteigerung lernen. Ökologische Anbaumethoden zum Schutz der Umwelt und Anpassungen an den Klimawandel rücken dabei immer mehr ins Zentrum. Seit es heißer und zugleich feuchter geworden ist, haben die Menschen auf ihren Feldern ständig mit Pilz­erkrankungen zu kämpfen. „Honduras ist vom Klimawandel sehr stark betroffen; wir erleben immer häufiger Extreme – Hitze oder zuviel Regen“, fasst Teresita die Lage zusammen. „Alleine letztes Jahr gab es zwei schwere Hurrikans, die viel Regen und Überschwemmungen mit sich brachten und fruchtbaren Boden weggespülten.“

„Und unsere Maisernte fiel in den letzten Jahren viel zu gering aus, weil es so trocken war.“
Pedro

Wie andere Bauernfamilien kämpfen auch Maria Eletis Martínes Espinoza und ihr Mann Pedro Arturo Figueroa Castellanos längst mit den Folgen des Klimawandels. „Nach den Hurrikans konnten wir unsere Bohnen nicht trocknen. Die ganze Ernte ist verschimmelt“, erzählt Pedro. „Und unsere Maisernte fiel in den letzten Jahren viel zu gering aus, weil es so trocken war.“ Solche Erfahrungen machen viele Landwirt_innen im sogenannten corredor seco, einem trockenen Landstrich in Mittelamerika. Früher reichte dort der wenige Regen, um das Überleben der Menschen zu sichern. Doch seit der oft monate­lang ausbleibt, gedeiht das wichtigste Grundnahrungsmittel Mais nicht mehr. Die Konsequenzen sind fatal, Berichte über mangelernährte Kinder und erhöhte Kindersterblichkeit häufen sich. „Die Ernährungssicherheit unseres Landes ist in Gefahr, denn die Bauern können kaum auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren“, bestätigt Agraringenieur Norman Danilo Escota Chirinos von der Landwirtschafts-Universität El Zamorano. 

Kolping: eine starke Gemeinschaft

Während viele honduranische Bauern keine andere Perspektive sehen, als ihr Land zu verlassen und in die USA zu flüchten, haben Maria und Pedro das Glück, Mitglied einer starken Gemeinschaft zu sein. Kolping Honduras ist einer der am schnellsten wachsenden Kolpingverbände weltweit. In nur 16 Jahren gewann der 2004 gegründete Verband über 5.000 Mitglieder, die sich auf knapp 450 Gruppen verteilen. Maria wundern diese Zahlen nicht. „Kolping empfängt auch die einfachen Leute mit offenen Armen und hilft ihnen. Uns hat Kolping neben landwirtschaftlichen Schulungen einen Kredit gegeben, mit dem wir auf den Anbau von Kochbananen umstellen konnten“, sagt sie. Sie hat mit ihrem Mann das Maisfeld umgepflügt und darauf Bananensetzlinge gepflanzt – gedüngt mit organischem Kompost. Wie man diesen Biodünger herstellt, haben sie ebenfalls in der Escuela de Campo gelernt. „Wir müssen so schonend wie möglich mit Ressourcen umgehen und dafür sorgen, dass die Böden nicht degradieren und das Wasser nicht verseucht wird“, betont Norman. Zusätzlich erklärt der Agraringenieur den Bauern, wie wichtig es ist, die Felder nicht noch weiter auszudehnen, sondern stattdessen den ursprünglichen Wald zu erhalten. 

Zusätzliche Investitionen

Pedro und Maria wohnen mit ihren Kindern am Rand eines tropischen Waldes, durch dessen Wipfel Brüllaffen turnen. Würde das nächtliche Brüllen verstummen, wäre das für die beiden ein großer Verlust. „Die Natur ist unser Zuhause. Wir müssen sie für unsere Kinder erhalten“, betont Maria. Deshalb haben die beiden beantragt, dass der Wald vor ihrer Haustür als besonders schützenswert eingestuft wird. „Wenn wir langfristig überleben wollen, müssen wir zwei Dinge tun: Die Natur bewahren und uns den Veränderungen anpassen“, weiß Pedro. Doch Anpassung erfordert Investitionen. Die Bananen brauchen zwar weniger Wasser als der Mais, doch ohne zusätzliche Bewässerung kommen auch sie nicht aus. Deshalb gruben Maria und Pedro einen Brunnen und investierten einen Teil ihres Kolping-Kredites in eine Pumpe, die nun ein Bewässerungssystem auf dem Feld speist. Das Problem der in der Feuchtigkeit verschimmelnden Ernten konnte das Bauernpaar mithilfe eines Trockenzeltes aus Plastik lösen. Darunter staut sich die Sonnenwärme – nicht jedoch die Feuchtigkeit, sodass Bohnen und Getreide schneller trocknen. „Kolping hilft uns dabei, unsere Landwirtschaft so zu verändern, dass wir dem Klimawandel und seinen Folgen nicht mehr schutzlos ausgeliefert sind“, sagt Maria dankbar.

Text: Katharina Nickoleit
Foto: Christian Nusch