Mit prüfendem Blick inspiziert Kalaivani die kleine Baustelle ihres Dorfes im indischen Tamil Nadu. Hier entsteht gerade ein weiterer Wassertank, der mit Wasser aus dem Dorfbrunnen gespeist werden soll. Es ist bereits der Achte, der in den Gassen von Reddiyur installiert wird. „Das ist eine wichtige Maßnahme, um den Frauen hier das Leben zu erleichtern“, erklärt Kalaivani. „Dank der Tanks müssen sie nicht mehr so weit laufen, um Wasser zu holen.“
Ihre Kolpingschwester Puspa Mary neben ihr nickt zustimmend. Auch sie weiß nur zu gut: Wer keine hausnahe Wasserstelle besitzt, muss das lebensnotwendige Nass mühsam heranschleppen – oft kilometerweit, jeden Tag. „Seit Kalaivani unsere Dorfratsvorsitzende ist, verändert sich das Dorf. Wir bekommen Wasser und Toiletten. Das ist wirklich eine große Verbesserung“, sagt Puspa Mary dankbar.
Fortschritt in Reddiyur – den hat nicht etwa eine gebildete Frau gebracht. Die Dorfratsvorsitzende Kalaivani ist nur eine einfache, arme Weberin. Doch sie hatte Kolping an ihrer Seite, wurde gefördert und konnte sich weiterentwickeln. Gemeinsam mit ihrem Mann stellt die 48-Jährige Baumwollsaris für Zwischenhändler her. Zwei Euro erhalten sie für jede der sechs Meter langen Stoffbahnen. Früher, als die Beiden ihren Webstuhl noch mit der Hand betrieben, schafften sie gerade mal einen Sari pro Tag. „Aber wir hatten das große Glück, von unserer Kolpingsfamilie einen Kleinkredit zu erhalten. Damit kauften wir einen maschinellen Webstuhl. Jetzt können wir drei Saris pro Tag herstellen“, erzählt Kalaivani.