Ausgabe 3-2020 : Juli

Kolping hilft nah und fern

Geschwister halten zusammen: Dank Spendeneinnahmen im Kolping-Corona-Fonds von über 500.000 Euro haben in zahlreichen Partnerländern bereits erfolgreich Hilfsaktionen für die weltweit Ärmsten stattgefunden.

Es gibt Zeiten, da wachsen Menschen über sich hinaus. Da bewältigen sie Herausforderungen, von denen sie zuvor nie geglaubt hätten, diese meistern zu können. In den vergangenen Wochen und Monaten durften wir in unserer weltweiten Kolpingsfamilie genau dies vielerorts erleben. Unter schwierigsten Umständen haben Kolpingschwestern und -brüder nicht nur ihren Familien das Überleben gesichert. Sie haben sich zudem auch um jene gekümmert, die es nicht schaffen, angesichts von Arbeitsverboten und Kontaktbeschränkungen mit allem Lebenswichtigen zu versorgen.

Für uns in Deutschland wandern die aktuellen Corona-Infektionszahlen in den Nachrichten immer weiter in den Hintergrund. Eine neue App kann uns warnen, wenn wir Kontakt mit Menschen hatten, die mit Covid-19 infiziert sind. Für die Rettung von Arbeitsplätzen, Unternehmen und unserer Infrastruktur haben wir in Deutschland das größte Hilfsprogramm in der Geschichte unseres Landes aufgelegt. Und auch wenn dies einen gigantischen Schuldenberg bedeutet, so kann Deutschland diese Maßnahmen derzeit zu null Prozent Zinsen schultern. Unser Lebensstandard wird damit voraussichtlich gesichert. Und vielen Kolpingschwestern und -brüdern hier ist bewusst, dass unser Land trotz aller Entbehrungen, Einschränkungen und Trauer um verstorbene Menschen vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie kommt. Es ist im Großen der Volkswirtschaften wie im Kleinen des menschlichen Miteinanders: Mit mehr Geld stehen einem mehr Behandlungsmöglichkeiten offen. Mit einem Sparpolster kommt man nun einmal besser durch schlechte Zeiten, als wenn man morgens erarbeiten muss, was abends auf den Tisch kommt. Die Nachrichtenbilder zeigten uns eindrücklich, wie sich indische Wanderarbeiter nach dem Lockdown der Großstädte auf den Weg in ihre hunderte Kilometer entfernten Heimatdörfer machen, weil sie nun keine Arbeit mehr haben. Ganze Familien sind innerhalb der Länder Asiens, Lateinamerikas und auch Afrikas unterwegs, weil sie derzeit keine Chance auf Einkommen und Nahrung haben, wenn ihre Baustellen geschlossen sind und der Straßenverkauf von Lebensmitteln verboten ist. Keine App und auch kein staatliches Hilfsprogramm unterstützt diese Menschen, die aktuell oft stärker von den Folgen der Kontaktbeschränkungen betroffen sind als vom Risiko einer Infektion. Sie sind angewiesen auf ihre Mitmenschen in nah und fern.

Ihr Ruf wird gehört. Weltweit engagieren sich Menschen in unserem Verband, weil sie daran glauben, dass wir alle miteinander verbunden und füreinander verantwortlich sind. Adolph Kolping selbst hat es so ins Wort gebracht:

„Gott hat die Welt nicht für einen, sondern für viele Menschen geschaffen, die in Gemeinschaft miteinander leben sollen. Allein kann der einzelne Mensch für die Bedürfnisse seines Lebens nicht sorgen, er hat fremde Hilfe notwendig und muss darum seinesgleichen suchen.“
Adolph Kolping

Was erfreulich ist: Diese „fremde Hilfe“ läuft auf Hochtouren. Möglich gemacht hat das eine wahrhaft überwältigende Spendenbereitschaft im Verband: Seit April haben wir schon über eine halbe Million Euro an Spenden für den Kolping-Corona-Fonds erhalten! Dafür danken wir allen Spenderinnen und Spendern von Herzen. Danke, dass Ihr Euch so verbunden mit unseren Kolpinggeschwistern weltweit zeigt und sofort gehandelt habt. Euch ist es zu verdanken, dass auf allen Kontinenten bereits zahlreiche erfolgreiche Hilfsaktionen laufen. Denn über 90 Prozent der Mittel gingen binnen kurzer Zeit direkt an die Kolpingverbände vor Ort.

Akute Krisen fordern schnelle Taten

In Europa unterstützt zum Beispiel Kolping Albanien 64 arme Familien sowie behinderte Menschen mit monatlichen Lebensmittelpaketen. Das Verpacken, den Transport und die Verteilung übernimmt die Kolpingjugend. Ähnliches geschieht in Rumänien, der Ukraine sowie in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. In Myanmar sind es Mitglieder des Nationalvorstandes sowie zahlreiche Freiwillige, die Lebensmittel zu besonders bedürftigen Kolpingmitgliedern fahren. Zusätzlich hat Kolping Myanmar ein Aufklärungsteam ausgebildet, das Verhaltens- und Schutzmaßnahmen in alle Kolpingsfamilien des Landes bringt, darunter auch ein Hygienepaket mit Masken, Seifen, Desinfektionsmitteln und einer Aufklärungsbroschüre.

In Lateinamerika haben die Nationalverbände in der Dominikanischen Republik und in Ecuador zuletzt größere Solidaritätskampagnen gestartet – ebenfalls mit der Verteilung von Lebensmitteln, Schutzsets und Präventionsinfos. „Kolping-Solidarität in Aktion“ steht auf der orangefarbenen Kampagnen-Stofftasche von Kolping Ecuador, die an hunderte Familien verteilt wurde.

„Die Menschen sind Kolping International für diese Hilfe äußerst dankbar.“
Geschaftsführerin Jeanette Calvachi

Dabei wissen unsere Mitglieder, dass Kolping International keine Nothilfeorganisation ist, sondern im Normalfall auf nachhaltige Veränderungen setzt. Doch akute Krisen fordern schnelle Taten. Umso dankbarer sind die Menschen vor Ort für die Solidarität und das prompte Engagement ihrer Kolpinggeschwister in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Diese weltweite Verbundenheit hat es möglich gemacht, dass Kolping International in zahlreichen Ländern unterstützen konnte. In Afrika haben bislang Tansania, Südafrika, Uganda, Ruanda und Nigeria Mittel erhalten. Hier wird gerade verstärkt Saatgut verteilt. In Lateinamerika flossen Gelder nach Peru, Bolivien, Chile, Costa Rica, Mexiko, die Dominikanische Republik, Honduras, Ecuador, Nicaragua und Brasilien. Auf dem asiatischen Kontinent wurden Menschen in Indien, den Philippinen, Indonesien, Myanmar, Timor-Leste und Sri Lanka mit Hilfsgütern versorgt. Wer sich ausführlich über die konkreten Hilfeleistungen vor Ort informieren möchte, findet diese ganz aktuell auf unserer Internetseite www.kolping.net/coronahilfe-aktuell

Woher nehmen die Kolpingmitglieder in diesen Ländern die Kraft, sich so einzusetzen? Viele berichten, dass ihnen ihr Glaube und das Vorbild Adolph Kolpings in dieser Zeit besonderen Mut geben. Andere betonen die Kraft der Gemeinschaft ihrer Kolpingsfamilie. Sie ist für sie ein Ort, an dem sie Halt und Sicherheit erfahren. Das schafft Raum für Engagement. Nicht zuletzt hören wir im Generalsekretariat auch, dass die internationale Unterstützung Mut macht:„Wenn binnen so kurzer Zeit so viel internationale Hilfe organisiert wird, dann trauen wir uns vor Ort auch zu, diese rasch umzusetzen. Auch wenn das heißt, manchmal selbst ins Risiko zu gehen.“

Hilfsfond

Den Hilfsfond können Sie unter dem Stichwort „Kolping-Corona-Fonds“ unterstützen:

KOLPING INTERNATIONAL Cooperation e.V., DKM Darlehnskasse Münster eG,
IBAN DE74 4006 0265 0001 3135 00,
BIC: GENODEM1 DKM

Aktuelle Informationen finden Sie unter www.kolping.net. Ihre Fragen beantworten die Mitarbeitenden von Kolping International gerne auch telefonisch unter (0221) 77880-37 oder per Mail an spenden(at)kolping.net.

Text: Markus Demele
Fotos: Christian Nusch, Kolping International