Es gibt Zeiten, da wachsen Menschen über sich hinaus. Da bewältigen sie Herausforderungen, von denen sie zuvor nie geglaubt hätten, diese meistern zu können. In den vergangenen Wochen und Monaten durften wir in unserer weltweiten Kolpingsfamilie genau dies vielerorts erleben. Unter schwierigsten Umständen haben Kolpingschwestern und -brüder nicht nur ihren Familien das Überleben gesichert. Sie haben sich zudem auch um jene gekümmert, die es nicht schaffen, angesichts von Arbeitsverboten und Kontaktbeschränkungen mit allem Lebenswichtigen zu versorgen.
Für uns in Deutschland wandern die aktuellen Corona-Infektionszahlen in den Nachrichten immer weiter in den Hintergrund. Eine neue App kann uns warnen, wenn wir Kontakt mit Menschen hatten, die mit Covid-19 infiziert sind. Für die Rettung von Arbeitsplätzen, Unternehmen und unserer Infrastruktur haben wir in Deutschland das größte Hilfsprogramm in der Geschichte unseres Landes aufgelegt. Und auch wenn dies einen gigantischen Schuldenberg bedeutet, so kann Deutschland diese Maßnahmen derzeit zu null Prozent Zinsen schultern. Unser Lebensstandard wird damit voraussichtlich gesichert. Und vielen Kolpingschwestern und -brüdern hier ist bewusst, dass unser Land trotz aller Entbehrungen, Einschränkungen und Trauer um verstorbene Menschen vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie kommt. Es ist im Großen der Volkswirtschaften wie im Kleinen des menschlichen Miteinanders: Mit mehr Geld stehen einem mehr Behandlungsmöglichkeiten offen. Mit einem Sparpolster kommt man nun einmal besser durch schlechte Zeiten, als wenn man morgens erarbeiten muss, was abends auf den Tisch kommt. Die Nachrichtenbilder zeigten uns eindrücklich, wie sich indische Wanderarbeiter nach dem Lockdown der Großstädte auf den Weg in ihre hunderte Kilometer entfernten Heimatdörfer machen, weil sie nun keine Arbeit mehr haben. Ganze Familien sind innerhalb der Länder Asiens, Lateinamerikas und auch Afrikas unterwegs, weil sie derzeit keine Chance auf Einkommen und Nahrung haben, wenn ihre Baustellen geschlossen sind und der Straßenverkauf von Lebensmitteln verboten ist. Keine App und auch kein staatliches Hilfsprogramm unterstützt diese Menschen, die aktuell oft stärker von den Folgen der Kontaktbeschränkungen betroffen sind als vom Risiko einer Infektion. Sie sind angewiesen auf ihre Mitmenschen in nah und fern.
Ihr Ruf wird gehört. Weltweit engagieren sich Menschen in unserem Verband, weil sie daran glauben, dass wir alle miteinander verbunden und füreinander verantwortlich sind. Adolph Kolping selbst hat es so ins Wort gebracht: