Ausgabe 4-2020 : November

Chance für die Zukunft?

Ist der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland eine Chance für die innerkirchliche Demokratie?

Etwas zugespitzt ging es um diese Fragestellung beim zweiten Kamingespräch des Kolpingwerkes Diözesanverband (DV) Essen und des Kolping-Bildungswerkes.

Um diese Frage fachkundig zu bearbeiten, wurden Anfang Oktober zwei hochkarätige Gäste in die Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ nach Mülheim a. d. Ruhr eingeladen. Matthias Sellmann und Andrea Qualbrink sind beide in den Synodalen Weg der Katholischen Kirche involviert. Sellmann arbeitet im Forum „Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche“ mit, während Qualbrink Mitglied des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ ist. Beide machten übereinstimmend an diesem Abend deutlich, dass hart, aber fair in der Sache um Ergebnisse und Positionen gerungen wird. Dass dabei Einstellungen, wie etwa Möglichkeiten des „Diakonats der Frau“, deutlich kontroverser diskutiert werden als zum Beispiel mehr Mitspracherecht der Wirtschaftsräte der Bistümer, versteht sich von selbst. Aber gerade die Verbände wie der BDKJ, KAB und Kolping würden in den bisherigen Treffen des Synodalen Weges selbstbewusst und klar auftreten. Ein Problem stellt vielmehr die Uneinigkeit der verschiedenen Diözesanbischöfe dar. Hier merke man, wie gespalten die Positionen in der Deutschen Bischofskonferenz zurzeit seien. Wichtig ist aber, dass der Synodale Weg als Chance und nicht als elitär-intellektuelle Diskursrunde gesehen wird, sondern zum Schluss des mehrjährigen Prozesses konkrete Ergebnisse an der Basis ankämen. 

Noch ist der Prozess, der im Januar 2020 mit einer großen Synodalversammlung in Frankfurt startete, im Anfangsstadium. Dass es sich jedoch lohnt, den weiteren Weg zu gehen, da waren sich Diskutanten und die gut 25 Teilnehmenden in der „Wolfsburg“ einig. Und wenn sich beide Seiten wie bisher ernst nehmen, dann ist dieser Weg sicher weit mehr als ein Feigenblatt innerkirchlicher Demokratie.