Ausgabe 2-2021 : Mai

Weniger diskutieren, mehr handeln!

Seit 2010 hat sich die Zahl der Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, von 41 Million auf knapp 80 Millionen fast verdoppelt.

Der Schutz von Geflüchteten ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine moralische. Die aktuelle Lage lässt allerdings daran zweifeln, ob diese moralische Verpflichtung immer noch als solche wahrgenommen wird.

Seit 2010 hat sich die Zahl der Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, von 41 Million auf knapp 80 Millionen (Stand Ende 2019) fast verdoppelt. Die große Mehrheit dieser Menschen sucht jedoch nicht in Europa, sondern innerhalb des eigenen Landes oder in benachbarten Ländern Schutz. Nur ein geringer Anteil schafft es bis nach Europa. Trotzdem ist die Situation in vielen Flüchtlingslagern in der EU und an ihren Außengrenzen katastrophal, wie man beispielsweise in Moria oder Bihac sehen kann. Deutschland und die anderen europäischen Staaten, ebenso die Europäische Union, müssen ihrer Verantwortung endlich nachkommen.

Verantwortung nicht abwälzen

Dabei ist es nicht ausreichend, finanzielle Unterstützung zu leisten und die Verantwortung anderen Staaten zu überlassen. Es braucht endlich eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik, die nicht Abschottung und Abschreckung als Grundlage hat, sondern die Verantwortung für Menschen in Not übernimmt. Es bringt nichts, wenn bei jeder Rettungsaktion im Mittelmeer wieder eine neue Diskussion über Verteilung und Verantwortung beginnt und darüber hinaus das Retten von Menschenleben kriminalisiert wird. Die Verantwortung darf nicht länger auf Ehrenamtliche und Nicht-Regierungsorganisationen abgewälzt werden.

Auch in Deutschland leben Geflüchtete mitunter in prekären Verhältnissen. Mangelnde Verteilungsstrategien, lange Wartezeiten auf behördliche Entscheidungen oder erhöhte Mietpreise zwingen Geflüchtete oft dazu, für einen langen Zeitraum in provisorischen Unterkünften zu verweilen. Das erschwert eine gesellschaftliche Teilhabe enorm.

"Die Menschen brauchen vor Ort stabile politische Verhältnisse und Perspektiven für eine sichere und menschenwürdige Lebensgrundlage."

Darüber hinaus muss auch das Thema der Fluchtursachenbekämpfung ernsthaft bearbeitet und dementsprechend gehandelt werden. Zwar wird viel diskutiert, aber nur wenig umgesetzt. Die Menschen brauchen vor Ort stabile politische Verhältnisse und Perspektiven für eine sichere und menschenwürdige Lebensgrundlage. Stellen wir hingegen weiterhin wirtschaftliche und politische Interessen sowie umweltschädliches Handeln in den Vordergrund, werden in Zukunft noch mehr Menschen – insbesondere aufgrund der Auswirkungen von Klimaveränderungen – ihre Heimat verlassen müssen.

Foto: pixabay/geralt

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