In der Berufsausbildung hat sich gezeigt, dass eine Ausbildung allein aus dem Homeoffice heraus meistens nicht funktioniert, sondern aus der Interaktion mit den Ausbilderinnen und Ausbildern, Kolleginnen und Kollegen sowie oft auch mit den Kundinnen und Kunden lebt.
Allerdings wurden die Ausbildungen in ihren Inhalten und der Durchführung zuletzt immer digitaler. Ist die Digitalisierung der Ausbildung also nur ein Modethema mit viel Aufwand, aber geringem oder zumindest ungewissen Ertrag? Darauf kann ich nur mit „Nein“ antworten. Denn die jungen Menschen werden für eine Arbeitswelt 4.0 ausgebildet, in der die Digitalisierung rapide weiter zunehmen wird und für die die entsprechenden digitalen Kompetenzen vermittelt werden müssen. Damit einher geht, dass lebenslanges und selbst organisiertes Lernen für alle Menschen immer stärker relevant wird, da Tätigkeiten und Lebensverhältnisse sich viel schneller ändern – also auch immer wieder neu gelernt werden müssen.
Die Digitalisierung der Ausbildung ist hier sicher nicht das einzige Mittel, um die jungen Menschen darauf vorzubereiten. In erster Linie werden dies weiter die Ausbilderinnen und Ausbilder tun. Aber genau die stehen hinter dem Einsatz der digitalen Medien, setzen diese individuell für den Auszubildenden ein und können in vielen Fällen damit auch individueller auf die jeweiligen Bedarfe eingehen. Zudem kann die Affinität der jungen Menschen für digitale Medien durchaus auch für die Lernmotivation genutzt werden.
Die Frage ist deswegen nicht, ob wir eine digitale Ausbildung wollen – sondern, welche digitale Ausbildung wir wollen. Außerdem ist immer zu fragen, welchen Mehrwert die Digitalisierung in jedem einzelnen Fall bringt. Damit ist die Digitalisierung kein Drohszenario, sondern eine zu gestaltende Herausforderung. Natürlich kann auf allgemeine Gefahren wie etwa den Arbeitsplatzverlust oder auch Zukunftsverheißungen hingewiesen werden. Allerdings sollte der Blick weniger auf die großen Visionen gerichtet werden. Vielmehr gilt es dort anzupacken, wo man selbst auch gestalten kann, zum Beispiel in der Ausbildung. Adolph Kolping hat die Umbrüche der Arbeitswelt 1.0 in seinem Bereich entschlossen gestaltet – und diese seine Haltung ist immer noch aktuell. Auch in einer Arbeitswelt 4.0.
Bild: Glenn Carstens-Peters/Unsplash
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