Ausgabe 2-2022 : Mai

Tatkräftige Hoffnung statt eitel Freude

Tod und Auferstehung gehören für Christinnen und Christen schon immer zusammen. Doch selten haben wir das in Deutschland in den vergangenen sieben Jahrzehnten so unmittelbar erlebt wie in dieser Fasten- und Osterzeit.

In diesen Tagen will der Jubel über die Auferstehung nicht so recht laut werden: der Krieg in der Ukraine, die himmelschreiende Not der Menschen, die Erfahrung, willkürlicher Ge­walt ausgeliefert zu sein, ist stärker als alle Frühlingsgefühle, die einen erfüllen könnten.

Tatsächlich gibt es Ostern nicht ohne Karfreitag, Auferstehung nicht ohne den Schmerz über den Tod. Das wird uns in diesen Tagen und Wochen deutlichst vor Augen geführt. Die Verstrickung in das Böse ist mächtig und längst nicht überwunden.  Wir sind zwar mit dem Wissen um Ostern in den Spuren Jesu unterwegs, aber da ist noch viel zu tun.

Gut, dass auch die Botschaft der Apostel nach der umwerfenden Erfahrung der Auferstehung diese schmerzhafte Wirklichkeit der Welt im Blick behält. In einer der nachösterlichen Predigten, die uns die Apostelgeschichte überliefert, sagen sie: „Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen.“  (Apg 14,22) Es wird berichtet, dass sie damit ihre Schwestern und Brüder im Glauben stärken.

Es gilt also, umzukehren zu einem verantwortlichen, solidarischen Lebensstil. Das wird in jedem Fall bedeuten, dass wir uns umstellen müssen, dass Verzicht angesagt ist. Wir müssen die ohnehin knappen Ressourcen schonen, die dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung dienen, teilen, was wir zum Leben haben, damit es für alle reicht, und das Ganze im Blick behalten, nicht nur unser persönliches Wohlbefinden.  
 

Wirklichkeitsferner Tagtraum?

Die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod macht uns Christen nicht zu wirklichkeitsfernen Tagträumern. Schon Adolph Kolping weiß es präzise zu benennen: „Das menschliche Leben hienieden ist nie ganz schwarz, schlecht und verdorben. In ihm liegen nur die bösen und schlechten Elemente im Streit miteinander, ein Kampf, der nach der Natur des Menschen und seiner Aufgabe diesseits nicht ganz aufhören kann und also auch nicht aufhören wird.“

Lassen wir uns motivieren durch die Erfahrung des Seligen Adolph Kolping, der sagt: „Was wäre der wahren christlichen Nächstenliebe je zu schwer gewesen? Vor welcher Gefahr, vor welcher Mühe und vor welcher Aufopferung wäre je der wahre Seeleneifer zurückgebebt?“ Und der schließlich ein kräftiges, geradezu überschwängliches Bild seiner Hoffnung malt, wenn er sagt: „Weil der Herr auferstanden ist, ist das Christentum unsterblich, unüberwindlich, wahrhaft das Reich Gottes auf Erden.“ Setzen wir uns weiter dafür ein, dass auch wir einmal sagen können: „Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55). Der Anfang ist gemacht.
 

Hans-Joachim Wahl
Bundespräses


Kolpingwerk Deutschland
50606 Köln
bundespraeses@kolping.de