Ausgabe 3-2023 : August

Salz der Erde und Licht der Welt

"Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt." (Mt 5,13 f.)

Jesus spricht vom Reich Gottes in starken Bildern. Da ist das kleinste aller Samenkörner, das zu einem Baum wird, in dem sogar die Vögel des Himmels nisten können (Lk 13,19), da gibt es ein bisschen Sauerteig, das einen ganzen Trog durchsäuern kann (Lk 13, 21). Da ist der gute Samen, der am Ende reiche Frucht trägt, und erst am Ende werden Unkraut und Weizen voneinander getrennt (vgl. Mk 13 und Mt 13).

Das Reich Gottes braucht Zeit zu wachsen und zu reifen. Da ist eine verwandelnde Dynamik am Werk, die sich gewaltfrei und von Natur aus vollzieht.

Der Ruf, für Erneuerung und Wandel zu sorgen, dringt gleichermaßen in die Kirche wie in die Gesellschaft. Nicht selten klingt die Erwartung mit, dass Veränderungen allein durch Verordnungen oder noch so einstimmige Beschlüsse jetzt endlich erreicht werden können. 

Licht macht sichtbar

Wenn ich die Bilder Jesu betrachte, wird nichts befohlen und nichts durchgepeitscht. Vielmehr werden hier verwandelnde Prozesse beschrieben. Die geschehen lautlos, aber ihre Wirkung steht außer Zweifel. Licht macht sichtbar, was nicht auf Anhieb zu sehen ist, weil es getarnt oder unter den Teppich gefegt wurde; es beleuchtet blinde Flecken und dunkle Ecken. Unrecht benennen und dagegen angehen, Wege eröffnen, die noch im Dunkeln liegen, ist Auftrag für die, die Jesus nachfolgen.

Salz gibt der Speise Geschmack, wenn es in der richtigen Menge eingesetzt wird. Salz beißt und reinigt, wenn es in Wunden gelangt, aber es wirkt, weil es seine Kraft entfalten kann.

Allzu viel ist ungesund. Zuviel Licht blendet, versalzenes Essen schmeckt nicht. So sehr es manchmal geboten sein mag, gewisse Suppen zu versalzen – im alltäglichen Gebrauch gelten bei Salz und Licht Maß und Ziel. Hier erkenne ich den Auftrag Jesu: erkennbar und dynamisch in dieser Welt wirksam zu sein, sich immer wieder einzumischen, verwandelnde Prozesse gewaltfrei und mit langem Atem in Gang zu setzen. 

Um es mit Jesus zu sagen: "Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten …" (Mt 5, 15 f.).
 

Hans-Joachim Wahl
Bundespräses


Kolpingwerk Deutschland
50606 Köln
bundespraeses(at)kolping.de

Foto: pamela_d_mcadams/iStockphoto

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