War es bisher zuweilen die Kirchensteuer, die viele Menschen zum Austritt aus der Kirche bewogen hat, so ist es heute oft auch der Umgang der Amtsträger mit Tätern und Opfern sexualisierter Gewalt, oder mit Menschen, deren Lebensführung sich nicht hundertprozentig mit den Regeln der Kirche deckt, um einmal die wichtigsten Gründe zu nennen, die für einen Austritt aus der Kirche angegeben werden.
Es lohnt sich, hinter diese Beweggründe zu schauen: da haben Glaube und Religion die Bedeutung für das persönliche Leben verloren, der soziale Druck, Gewohnheiten beizubehalten, wird schwächer. Nicht selten sind es aber ganz persönliche Erfahrungen von Brüskierung, Verletzung, Zurücksetzung und Enttäuschung, die Menschen dazu bringen, mit "der Kirche" zu brechen. Persönliche Enttäuschung und Verletzung betreffen aber immer konkrete Personen, die der Institution ihr Gesicht geben. Da ist oft genug der wahre Grund zu finden, und da müsste die Heilung ansetzen. Da ist behutsamer, liebevoller Umgang miteinander gefragt, da geht es um Barmherzigkeit und um die Gewissheit, dass das Leben mehr Möglichkeiten kennt, als wir uns vorstellen können.