Der Stau will einfach nicht enden – und die rumänische Grenze ist noch lange nicht in Sicht. Es ist der 28. Februar, der vierte Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine. Seit zwei Tagen und zwei Nächten schon sitzt Halyna Yeromina zusammen mit ihren beiden Söhnen im Familienauto, das ihrem Ziel kaum näherkommt. Im Schnitt gerade einmal etwas mehr als 300 Meter pro Stunde. Doch tatsächlich geht es oft stundenlang nicht einen einzigen Zentimeter vorwärts. Es sind zwei zermürbende Tage.
Eigentlich sind es von ihrer Heimatstadt Czernowitz aus nur an die 30 Kilometer bis ins Nachbarland. 30 Kilometer, die in diesem Moment aber vor allem eines bedeuten: Sicherheit. 30 Kilometer, die daher schier unüberwindlich scheinen. Die Straße ist einfach zu voll. Gerade einmal die Hälfte der Strecke haben sie geschafft, als die 41-Jährige entscheidet, zu drehen und zurückzufahren. 30 Minuten später sind sie wieder zu Hause. Wieder dort, wo Yeromina zusammen mit ihrem Mann vier Tage nach Kriegsbeginn eigentlich entschieden hatte, das Land zu verlassen. Aus Sorge um die beiden Söhne. 17 und elf Jahre alt.