Ausgabe 2-2021 : Mai

Ein wichtiges Rufzeichen

Die Botschaft Adolph Kolpings verbindet: Damals wie heute. Sie hilft und fordert geradezu dazu auf, an einer Kirche des Miteinanders und des Volkes Gottes mitzubauen.

Corona wird uns verändern. Unsere Gesellschaft, unsere Kirche. Die Gottesdienste, die wir in dieser Zeit feierten und feiern, waren und sind mehrfache Richtungswechsel. Wir blicken nicht nur auf die Wahrheit, dass das Leben stärker ist als der Tod, sondern erleben gleichzeitig unsere tödliche Verwundbarkeit, die das Leben enger macht. Wir blicken nicht nur auf den offenen Himmel, der jede Todesgrenze sprengt, sondern stehen gleichzeitig vor verschlossenen Kirchentüren oder versammeln uns auf Abstand mit wenigen Mitfeiernden in der Kirche, um Leben zu schützen. Gerade weil das so ist, brauchen wir Mut, Gottvertrauen und Orientierung am Seligen Adolph Kolping. Er stärkt uns.

Vor mehr als 170 Jahren gründete Adolph Kolping den katholischen Gesellenverein. Es ist eine Erfolgsgeschichte. Durch die Jahrzehnte war der Gesellenverein – die heutige Kolpingsfamilie – verlässlich, bot Heimat, setzte Akzente, war Begleiter vieler Menschen. Jede Kolpingsfamilie, die Kolpingjugend, die vielen Bildungseinrichtungen sind Weg- und Lebensgemeinschaft für Suchende und Fragende. Kolping ist eine Glaubensgemeinschaft, Ort von Kirche in mehr als 60 Ländern der Welt.

"Ich möchte dazu einzuladen, an einer Kirche des Miteinanders, des Volkes Gottes zu bauen."

Adolph Kolping verbindet uns. Seine Ideen tragen bis heute. Ich meine, jeder Gesellenverein damals, jede Kolpingsfamilie heute steht für Gottesnähe und Menschennähe, für die Freude am Glauben und das Engagement für den Nächsten. Deshalb ist unser Blick mit Adolph Kolping immer Gott und den Nächsten zugewandt. Deshalb ist unser Blick mit Adolph Kolping immer mitgestaltend in Kirche und Gesellschaft.

Ich möchte dazu einzuladen, an einer Kirche des Miteinanders, des Volkes Gottes zu bauen. Mitzugestalten, nicht mit einfachen Schablonen oder billigen Parolen, sondern mit Gewissen und einem Menschenbild, das andere ernst nimmt und jedem Menschen seine Würde lässt.

Ein Auftrag an alle Menschen guten Willens

Mir geht es nicht darum, Kirche auf einer Insel der Seligen sich träumen oder verträumen zu lassen und über die böse Welt zu schimpfen. Das hat auch Adolph Kolping nicht getan. Kolpingsfamilien haben keine Wagenburg-Mentalität, sondern sind einladend, offen, neugierig, interessiert. Kolpingsfamilien halten die Frage nach der Gegenwart Gottes offen. Sie setzen Zeichen der Liebe und Nähe Gottes, Zeichen des Friedens und des Vertrauens, die wir so nötig brauchen.

Unsere Glaubensüberzeugung und unser (soziales) Engagement leben aus der einen Botschaft, unserer gemeinsamen Hoffnung, die uns verbindet. Diese Botschaft wird auch konkret vor Ort geteilt und gelebt.

Die Botschaft Adolph Kolpings, seine Worte bleiben uns ein Rufzeichen, ein Auftrag an alle Menschen guten Willens, an alle Schwestern und Brüder, die sich einsetzen, die ihren Glauben ernst nehmen und die Antworten geben auf die Fragen der Zeit. Adolph Kolping bleibt uns Richtschnur. Leben wir aus seinem Vorbild miteinander, stärken wir uns darin und seien wir einladend, aufmerksam und hoffnungsfroh.

Gott ist mitten unter uns. Wir dürfen ihn suchen und finden, ihm begegnen und ihn erfahren. Auch weiterhin im Leben einer jeden Kolpingsfamilie und überall, wo Menschen im Geiste Adolph Kolpings zusammenkommen. Denn so sind wir Kirche! Lassen wir Gott ein in unser Leben. Bleiben wir mit Adolph Kolping, der in den Spuren Jesu Christi unterwegs war, auf dem Weg. Er ist Begleiter und Orientierung. Konkret. Immer.

Josef Holtkotte
Bundespräses

Kolpingwerk Deutschland
50606 Köln

bundespraeses@kolping.de

Fotos: Barbara Bechtloff, Marian Hamacher