Ausgabe 4-2021 : Oktober

Auf dem Weg zur Kirche

Wo sich zwei oder drei in Jesu Namen versammeln, entsteht Kirche. Die Gemeinschaft stärkt uns in unserem Glauben und schenkt uns Kraft für unseren Lebensweg.

Wir feiern Gottesdienst sonntags und werktags, morgens, abends oder im Verlauf eines Tages. Die Nähe unseres Gottes, die Gegenwart Jesu Christi ist zu jeder Zeit ein Geschenk. Der Gottesdienst als Tagesbeginn gibt mir Kraft für den Tag; Gott kann mir Hilfe sein, Begleitung für alles, was heute auf mich zukommt. Vielleicht bleibt nur ein Wort, ein Satz in meinem Gedächtnis, und das kann mutmachend für den Tag sein.

Der Gottesdienst abends als Tagesabschluss verdeutlicht, dass ich den vergangenen Tag zurück in Gottes Hand lege. Er kann mir helfen, alles, was ich heute im Laufe des Tages erlebt habe – Gutes oder Schlechtes – alle Begegnungen mit Menschen, Freude und Not, alles was mich bewegt, neu anzuschauen. Er kann mir helfen, meine Gedanken zu ordnen.

Gottesdienst feiern hat also immer einen Sinn, in jeder Situation, in jedem Tagesrhythmus. Mit allem, was mich ausmacht, bin ich vor Gott. 
Bundespräses Josef Holtkotte

Wie feiere ich den Gottesdienst mit? Bin ich belastet mit Leid über eine Krankheit, mit Sorgen darüber, wie es weitergehen soll? Oder mit Hoffnung und großem Vertrauen? Wo ist Gott in meinem Leben? 

Im Gottesdienst erlebe ich Kirche. „Kirche“, aus dem Griechischen übertragen, bedeutet „dem Herrn gehörend“. Eine Gemeinschaft, die sich durch Gott zusammenfindet, in der Glaube, Hoffnung und Liebe lebendig sind, soll und will sie sein.

Unsere Kirchen bieten Raum für alle Fragen und Herausforderungen; sie bieten Raum für mein Da-sein und So-sein. Frieden und Versöhnung weiterzugeben und aus der Freude und Kraft des Auferstandenen zu leben, ist ein Grundauftrag der Kirche. Glaube in der Gemeinschaft der versammelten Gemeinde. Das ist Kirche. Eine Stärkung auf unserem Lebensweg.

Die Begegnung mit Gott führt immer zur Solidarität mit dem Anderen, dem Nächsten. Auch im Gottesdienst mit den Schwestern und Brüder, mit denen ich gemeinsam feiere. Füreinander beten und miteinander glauben, das ist unsere Kraft.

Gottvertrauen schenkt Mut und Zuversicht!

Glauben bedeutet, vertrauensvoll, getröstet und froh leben zu können. Aber wer kann dies? Wer von uns kann inmitten der Dunkelheiten und Bedrängnisse dieser Welt und in dem Auf und Ab und den Wechselfällen des Lebens unverzagt, getröstet und im Innersten froh leben? Wer kann angetanes Unrecht hinnehmen in der Kraft des Verzeihens? Wer überwindet die Lüge und die Bosheit durch die Wahrheit und die Liebe? Dies alles ist eigentlich nicht unsere Art. Aber es ist die Weise des Glaubens.

Wer nach dem Glauben fragt, der bekommt es mit Jesus Christus zu tun. Denn der Glaube, nach dem gefragt wird, ist seinem Wesen nach Gottes Treue, Gottes Zuwendung, Gottes Ja.

Gottvertrauen schenkt Mut und Zuversicht! Glauben bedeutet mehr, als eine Lehre redlich und gehorsam anzunehmen. Glauben heißt, unser Misstrauen in Vertrauen zu verwandeln, unsere Verkrampftheit in Aufgeschlossenheit, unser verstecktes Nein in ein offenes Ja zu Gott. Es geht im Glauben um eine Wandlung unseres Wesens. Glaube braucht Identität und Gemeinschaft. Glaube braucht Hoffnung und Bekenntnis. Wir haben eine gute Zukunft, wenn wir in den Spuren Jesu unterwegs bleiben. Lebendiger und gelebter Glaube zeigt sich durch Haltung und Handlung. Daraus lebt Kirche.

Weihbischof Josef Holtkotte
Bundespräses

Kolpingwerk Deutschland
50606 Köln

bundespraeses(at)kolping.de
 

Fotos: Martin Grünewald, Marian Hamacher