Ausgabe 3-2023 : August

Alternative Wohnprojekte fürs beste Alter

Viele Menschen scheuen sich zu überlegen, wie sie im Alter wohnen möchten. Wer ein selbstbestimmtes, würde- und sinnvolles Leben führen will, sollte sich frühzeitig darum bemühen. Ein paar Modelle haben wir uns genauer angeschaut.

 

Genosse Kevin Trendelenburg (links) mit Genossin Kathleen Battke (rechts) in seiner neuen Wohnung

Möglichst lange selbstständig in der gewohnten Umgebung und mit den vertrauten sozialen Kontakten leben – das wünschen sich viele Senior*innen. Doch für viele bleibt das ein unerfüllter Traum. Denn in Deutschland fehlen laut einer aktuellen Studie des Pestel-Instituts derzeit etwa 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen. Der Umzug ist angesichts stark gestiegener Kosten und weit verbreiteter Altersarmut unerschwinglich. Und selbst für den barrierefreien Umbau der eigenen vier Wände reicht das Geld oft nicht. Da bleibt für viele nur der Schritt ins Seniorenheim, mit dem vielfach ein selbstbestimmtes und sinnstiftendes Leben verloren geht. Umso wichtiger ist es, recht- zeitig vorzusorgen, um im Alter ein unbeschwertes und erfülltes Leben führen zu können. Und dann ist vielleicht die eigene Single-Mietwohnung oder der Umzug ins Seniorenheim gar nicht die erste Wahl: Es gibt spannende Wohnprojekte fürs Alter, die auf Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung setzen.

"Dadurch, dass wir Mitglieder der Genossenschaft sind, haben wir uns auch füreinander verpflichtet. Wir können nicht einfach sagen: Du bist mir egal!"
Kathleen Battke, 64, Genossin

Alle unter einem Dach: Mehrgenerationswohnen mit Tradition – Wohnprojekt Amaryllis in Bonn

Die Wohngenossenschaft Amaryllis am Stadtrand von Bonn besteht bereits seit 16 Jahren. Damals einer der Vorreiter in Sachen Mehrgenerationswohnen ist das genossenschaftliche Projekt heute noch so gefragt, wie eh und je.

Aktuell wohnen rund 70 Menschen in 33 Wohneinheiten Tür an Tür: Singles wie Familien, Senior*innen mit und ohne Pflegebedarf als auch Menschen mit Behinderung. Die Altersspanne reicht von 1 bis 90 Jahren.

Die Kosten sind für die Bewohner seit Jahren stabil – wurden lediglich einmal nach unten korrigiert: Um Mitglied zu werden, fällt ein Eintrittsgeld in Höhe von 100 Euro an. Darüber hinaus wird eine Pflichteinlage fällig, die nach Auszug zurückerstattet wird. Diese beträgt bei freifinanzierten Wohnungen 500 Euro pro Quadratmeter. Die Nettomiete liegt hier bei 8,80 Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommen Elektrizität, Telefon und Internet. Neben den eigenen Wohnflächen profitieren die Bewohner von einer Vielzahl gemeinschaftlich nutzbarer Bereiche. Da die Parkplätze hauptsächlich unterirdisch zu finden sind, gibt es einen hohen Anteil an Grünflächen. Der große Gemeinschaftsgarten in der Mitte der Anlage wird von allen Generationen gerne genutzt, jeder, der mag, kann sich hier einbringen und engagieren.

Öffentlich geförderte Wohnungen

Eine Besonderheit des selbstverwalteten Projekts: weitere sechs Wohnungen von Amaryllis sind öffentlich gefördert. Je nach Größe der Wohnung zahlen Mieter mit einem Wohnberechtigungsschein 300 Euro Einlage pro Quadratmeter. Die Nettomiete liegt hier bei erschwinglichen 5,30 Euro pro Quadratmeter.

Seit fünfzehn Jahren leben Kathleen Battke und ihr Mann Thomas nun schon in dem selbstverwalteten Wohnprojekt – und das aus tiefster Überzeugung: "Ich finde die Genossenschaft ist eine unglaublich sinnvolle Form des Zusammenlebens, weil es eben eine solidarische Form ist. In unserer Wettbewerb-und Leistungsgesellschaft fehlt mir das einfach", findet die 64-Jährige. Ein Umzug in ein Eigenheim oder eine ‚normale‘ Mietwohnung ist für das Paar ausgeschlossen. Außerdem sind sie sich sicher, dass das Leben in der genossenschaftlichen Gemeinschaft auch eine positive Wirkung aufs Altern ausübt.

"Das hier ist ein lebendiger Organismus, wo immer viel passiert, mit vielen Entscheidungsprozessen – das hält die Birne fit."
Thomas Bebiolka, 65, seit 15 Jahren Genosse

Allen Genoss*innen ist ein selbstbestimmtes Leben wichtig – egal in welcher Lebensphase. Das bedeutet aber auch, sich gegenseitig zu unterstützen und zu lernen, Hilfe anzunehmen. „Die Einzigartigkeit des Aufeinander-Angewiesenseins und was man daraus machen kann, ist für mich ganz wichtig! Dadurch, dass wir Mitglieder der Genossenschaft sind, haben wir uns auch füreinander verpflichtet. Wir können nicht einfach sagen: Du bist mir egal!“, erklärt Kathleen Battke.

Flexibilität bei Veränderungen

Auch die junge Familie Trendelenburg hat vor drei Jahren im Wohnprojekt Amaryllis ihr Zuhause gefunden. Kevin, Charlotte und ihr kleiner Sohn Theo hatten Glück: eine 39 Quadratmeter große Wohnung war gerade frei – denn eine Warteliste für Interessierte gibt es hier nicht. Als vor anderthalb Jahren Töchterchen Alma die Familie komplettiert, ist klar, dass die Familie umziehen muss. Zum Glück können die Trendelenburgs aber in der Genossenschaft wohnen bleiben – über einen Ringtausch mit anderen Genossen haben sie nun eine größere Wohnung, die sie derzeit gemeinsam mit einigen Genoss*innen renovieren. In eine herkömmliche Mietwohnung zu ziehen, kommt für die Vier nicht in Frage. „Es geht darum, in diesen Gemeinschaftsfeldern zu wachsen. Hier hat man viel mehr Auseinandersetzungsprozesse als beim üblichen Wohnen. Das ist anstrengend und zeitintensiv, aber auch schön und bereichernd,“ findet der 33-jährige Familienvater.

Das Dorf: Ein Wohnprojekt in Mülheim mit kurzen Wegen

Das Fliedner Dorf von oben

Das Erleben von Gemeinschaft ist auch für die 84-jährige Liesel Gödecke wichtig. Viele Jahre lebte sie alleine in ihrer Wohnung. Nach einem Sturz hinterfragt die ehemalige Lehrerin ihre Wohnsituation. "Ich dachte: Jetzt ist es so weit, du musst umziehen! Und ich hatte Glück, es war im Dorf gerade etwas frei geworden", erzählt die agile Rentnerin.

"Das Dorf" in dem Liesel heute lebt, ist ein integratives Wohnprojekt der Theodor Fliedner Stiftung, das auf 64.000 Quadratmetern etwa 600 Bewohner*innen ein Zuhause bietet. Das Besondere hierbei: ob Senior*innen, Pflegebedürfte, Behinderte, Familien mit Kindern und Pflegepersonal – alle wohnen Tür an Tür.

Liesels Bungalow befindet sich im Dorfabschnit "Waldhof". Hier stehen 20 Mietwohnungen für betreutes Wohnen bereit. Jeder Waldhof-Senior bewohnt seine eigene Zweizimmerwohnung. Die Rentner*innen bewältigen ihren Alltag dabei größtenteils selbst.

Zwei Türen weiter lebt der lebenslustige Rentner Rudolf Rumswinkel. Er ist nach dem Tod seiner zweiten Frau in das Dorf gezogen. "Das Haus war einfach zu groß für mich allein. Als ich dann die Wohnung hier sah, hab‘ ich sofort eingewilligt. Ist doch alles da, was ich brauche", meint der 96-Jährige. Dank gelebter Nachbarschaft, kurzer Wege und guter Infrastruktur fühlt sich Rudolf im Dorf pudelwohl.

Liesel Gödecke (links) und Rudolf Rumswickel (rechts) mit einer der Pflegerinnen

Ein Frühstück mit Folgen

Jeden Montag gibt es im alten Fachwerkhaus des Dorfes eine große Frühstückstafel. Ein fester Termin, der die Nachbarn zusammenbringt. Hier begegneten sich Liesel und Rudolf zum ersten Mal. "Rudolf hat immer so begeistert von seinen Reisen erzählt, da hab’ ich gesagt: Du, mit dir würd’ ich auch verreisen", verrät Liesel. Ein Moment, der Rudolf mitten ins Herz traf. "Ich weiß nicht, wie sie sich fühlen würden, aber wenn ihnen das jemand sagt, der sie kaum kennt, dann bedeutet das schon was", erzählt Rudolf. Seine Augen glänzen. Die Beiden wagten die gemeinsame Reise und sind nun seit zwei Jahren ein festes Paar. Bis auf Weiteres behält aber jeder seine eigene Wohnung.

Besonders praktisch: Sollte bei einem Dorfbewohner die Pflegebedürftigkeit eintreten, kann innerhalb des Wohnprojektes unkompliziert in den Pflegebereich "umgesiedelt" werden. Niemand muss sein gewohntes Umfeld aufgeben. So kann auch die letzte Lebensphase im Dorf weitestgehend selbstbestimmt gelebt werden.

Mit der Pflegekraft Tür an Tür

Jasmin Brieske arbeitet als Pflegekraft im Dorf. Anders als üblich hat sie keinen langen Arbeitsweg, denn ihre Wohnung befindet sich auch im Dorf. Hier lebt sie nun schon seit 13 Jahren. Im Wohnprojekt gibt es etwa 200 Wohnungen, die Mitarbeitenden und Miet-Interessenten ab 65 Jahren zur Verfügung stehen. Für das Alterswohnen stehen 210 stationäre Plätze zur Verfügung und die so genannte "Eingliederungshilfe" bietet 180 Plätze für Menschen mit Behinderungen.

Das Dorf ist größtenteils barrierearm angelegt. Alltägliche Hindernisse wie hohe Bordsteine oder enge Wege sind hier nicht zu finden. Im Dorf fahren kaum Autos. Hofladen, Friseur, Parkanlage und Dorfkirche komplettieren die Gemeinschaftsanlage in Mülheim. So kann die Alltagskompetenz der Dorfbewohner auch mit zunehmendem Alter möglichst lange erhalten bleiben.

"Was du aus deinem Leben machst, das liegt bei dir. Ich kann natürlich grummelig hier vor meiner Türe hocken und jammern, was ich alles nicht kann – oder ich nutze die Zeit und mach das, worauf ich Lust habe."
Rudolf Rumswickel, 96, Dorfbewohner
Im Dorf gibt es keine Bürgersteige, Stufen oder andere Hürden.
Farbige Gebäude, bunte Wände - das Farbkonzept erhellt die Gemüter.
Mit dem Modellvorhaben „Urbane Räume für ein gesundes Alter“ ist die erste demenzfreundliche Raumstudie, der sog. "Sinnesgarten", im Dorf entstanden. Untersucht wird hier (seit 2013) die Wirksamkeit eines Freiluft-Therapieraumes.
Die Damen mit der flinken Schere sorgen für Wohlbefinden bei den Dorfbewohner*innen - wenn nötig sogar per Hausbesuch.

Wohn-Vision in Wiesbaden: Mit einer Prise Kolping

Kolpingbruder Sebastian Sellinat beobachtet die Thematik "Wohnen im Alter" schon länger und hat mit einigen Verbündeten eine Vision entwickelt, um generationsübergreifendes Wohnen in Wiesbaden bezahlbar möglich zu machen.

"Viele Immobilien der katholischen Kirche verfallen. Das möchten wir verhindern, indem wir sie aufkaufen und in Wohnraum umwandeln, damit Jung und Alt zusammenleben können. Davon profitieren dann alle", erzählt der Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Frankfurt.

Die Idee wird konkreter, seit eine solche Immobilie in der Nähe zum Verkauf steht. Die Gründung einer Genossenschaft soll die Finanzierung gewährleisten. Ein Modellprojekt für Kolping?

Allgäu nach Mass – Genossenschaftlicher Eigenumbau für 50Plus-Bewohner

Die Bewohner von "Gemeinsamerleben" mit ihren Probe-Bewohnern

Andreas Klamt ist da schon weiter. Gemeinsam mit seiner Partnerin Kirsten Teichmann nimmt seine Vision vom Leben im Alter bereits konkrete Formen an. Das ungewöhnliche Konzept: ein genossenschaftlich organsiertes Wohnprojekt für Menschen ab 50 Jahren. Die Immobilie ist schon gefunden und könnte für ihre Zwecke perfekter nicht sein: ein großer Bauernhof auf 15 Hektar Land im Allgäu. Eine Oase im Grünen mit Blick auf Kuhweiden, Bergkuppen, unweit des Bodensees. Das älteste Gebäude des Teuringer Hofes datiert zurück auf das Jahr 1806. Zwei weitere Wohnhäuser sowie eine alte Schmiede, Stallungen als auch ein naturbelassener Schwimmteich komplettieren das idyllische Anwesen. 23 Bewohner*innen sollen hier demnächst Platz finden – aktuell werden die drei künftigen Wohnhäuser noch altersgerecht und möglichst barrierearm umgebaut.

"Wir haben den Traum, unseren dritten Lebensabschnitt zusammen mit anderen netten Paaren und Singles zu gestalten. Da die Angebote für freie Plätze in vergleichbaren Projekten äußerst rar sind, und da wir durch einen kürzlichen Firmenverkauf finanziell dazu in der Lage sind, haben wir die Sache selbst in die Hand genommen", freut sich der 64-jährige Physiker. Das Paar aus Leverkusen ist mittlerweile auf den frisch erworbenen Hof im Landkreis Ravensburg gezogen und überwacht seitdem die fortschreitenden Umbauarbeiten. Von Rückschlägen bei der Renovierung oder der aufwändigen Suche nach geeigneten Mitbewohnern lassen sich die Visionäre nicht unterkriegen, auch wenn sie täglich mit neuen Hindernissen kämpfen. "Wir haben schon literweise Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Klar hab‘ ich mal gedacht: ich kann nicht mehr. Aber es geht immer weiter", lacht die lebensfrohe 60-Jährige.

"Mein Wunsch ist, dass wir es schaffen, eine verträgliche und zufriedene Gemeinschaft zu gründen, die in der Lage ist, sich zu regenerieren."
Andreas Klamt, 64, Gründungsmitglied

Mittlerweile haben sich schon zehn weitere Menschen gefunden, die sich der Genossenschaft "Gemeinsamerleben" angeschlossen haben und sich auf das Miteinander in dem ungewöhnlichen Wohnprojekt freuen. "Wir haben uns für die Form der Genossenschaft entschieden, da sie mittelfristig eine basisdemokratische Gemeinschaft ermöglicht", erklärt Andreas Klamt. Der Gründer des Projektes ist durch eine Zustiftung vor gut 20 Jahren Kolpingmitglied geworden. Werte wie Liberalität, Toleranz, Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung, die Andreas Klamt bei Kolping schätzt, will er auch auf das gemeinsame Leben im Wohnprojekt übertragen und hier zusammen mit seinen Genossinnen und Genossen leben. "Kolping ist von seinen Statuten her offen und liberal", findet der 64-Jährige. Deshalb kann er sich sehr gut vorstellen, auch ein paar Kolpinggeschwister als potenzielle Mitbewohner*innen für das Projekt zu gewinnen.

Andreas Klamt und Partnerin Kirsten Teichmann packen mit an.

Keine Angst vor Veränderung

Obwohl der 68-Jährige nicht blauäugig in die Zukunft blickt, hat er vor dem Umzug in sein neues Leben keine Angst: "Viele fragen: Seid ihr verrückt? Der größte Schritt ist sicher, das gewohnte Umfeld aufzugeben. Aber ich glaube, das wird ’ne gute Sache. Die Kontakte, die ich hier schon zu den Genossinnen und Genossen habe, die gibt es so in meiner alten Nachbarschaft nicht. Das ist viel intensiver hier!"

Damit das Miteinander auch klappen kann, veranstaltet "Gemeinsamerleben" für potentielle Mitbewohner so genannte Probewohn-Termine. Über mehrere Tage kommen die Genoss*innen und solche, die es eventuell werden wollen, auf dem Hof zum gemeinsamen Beschnuppern zusammen. 

"Um rauszufinden, ob man für den Rest seines Lebens miteinander wohnen kann und will, muss man sich etwas länger kennenlernen. Man muss auch mal miteinander arbeiten und anpacken", findet Sekretärin Kirsten Teichmann. So wird in großer Runde getafelt und diskutiert, gekocht und auf dem Hof mit angepackt.

Dieses Mal ist auch das Rentnerpaar Ulrike und Horst Stüttgen aus Bonn dabei. Beide finden das Projekt spannend und bringen sich gerne in die Gemeinschaft ein, ob sie den Schritt in die Genossenschaft wagen, ist aber noch nicht entschieden. "Für mich ist es wichtig, mich auch zurückziehen zu können. Ich brauche auch meine eigenen vier Wände", gibt Ulrike zu bedenken. Noch ist alles offen.

POV: Die schönste Bank im Allgäu - Mit Blick aufs zukünftige Zuhause?
Im naturbelassenen Schwimmteich lässt es sich auch im Sommer gut aushalten.
Gemeinsam statt einsam, so könnte die Zukunft der Bewohner*innen aussehen.
Förster und Genosse Jörg Scham zeigt zwei Probebewohnern das Gelände.

Alle bringen sich ein

Nicht mehr überzeugt werden müssen der 68-jährige Jörg Scham und seine Frau Susanne. Schon letztes Jahr ist das Paar der Genossenschaft beigetreten und plant, gemeinsam mit Hündin Cora im Sommer 2024 ihre Dreizimmerwohnung auf Hof Teuringer zu beziehen.

"Ich wollte immer ins Allgäu, in die Region Wangen. Die hat einen hohen Freizeitwert", schwärmt der Förster im Ruhestand. Er ist sich sicher, dass der Umzug in das Wohnprojekt die richtige Entscheidung ist: "Das ist ein spannendes Projekt. Es reizt mich, die Genossenschaft mit Leben zu füllen. Alle unterstützen sich gegenseitig und jeder kann sich nach seinen Fähigkeiten einbringen."

Wie gut, dass es auf dem Grundstück der Genossenschaft gut vier Hektar Wald gibt – um die sich nun zukünftig der Förster im Ruhestand federführend kümmern wird. Praktisches Nebenprodukt: die neu installierte Heizanlage der Wohngebäude wird mit Hackschnitzeln befeuert, die zu 50 Prozent aus eigenem Holzanbau stammen. Überhaupt will die Genossenschaft auf Nachhaltigkeit setzen: So werden aktuell Solarpaneele auf dem Dach des Haupthauses installiert und die alte Zisterne aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, sodass für die Toilettenspülung künftig Regen- statt Trinkwasser durch die Leitungen fließt.

Flexibilität mitgedacht

Einen Faktor, den Genoss*innen wie potenzielle Neuzugänge schon jetzt schätzen, ist die Flexibilität in der Nutzbarkeit des Anwesens. Ob Räume zur eigentlichen Wohneinheit dazu gemietet werden können oder Wohnungen kurzfristig in Unterkünfte für Pflegepersonal umfunktioniert werden – schon beim Umbau werden diese Möglichkeiten berücksichtigt.

Bei allen Annehmlichkeiten ist das Wohnprojekt "Gemeinsamerleben" nicht ganz günstig: Jedes neue Mitglied muss nach dem Eintrittsgeld von 5.000 Euro eine Genossenschaftseinlage von 45.000 bis 60.000 Euro leisten. Hinzu kommt die monatliche Warmmiete von 13,75 Euro pro Quadratmeter für die eigene Wohnung. 330 Euro kommen pro Person noch an Kosten für die Gemeinschaftsflächen dazu. Dafür gibt es aber auch einiges: Auf rund 600 Quadratmetern entstehen ein Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und Whirlpool, ein Fitnessbereich, Tischtennis- und Billiardraum, eine große Werkstatt, ein Veranstaltungsraum und diverse Mehrzweckräume sowie Gästezimmer.

"Der Gag ist, dass wir uns selbst verwalten."
Jörg Scham, 68, Förster und Genosse
Jörg Scham, 68, Förster und Genosse mit Hündin Cora

Leben im Alter neu gedacht

Heute gibt es eine Fülle an kleineren und großen Projekten, die das Leben im Alter neu denken. Ob Mehrgenerationswohnen, Senioren-WGs, Ü-50 Genossenschaften oder auch flexible Wohnformen mit Dorfcharakter – es gibt Alternativen zum Seniorenheim oder der zu groß gewordenen Eigentumswohnung. Wichtig ist, sich frühzeitig mit dem Thema auseinander zu setzen.

Weiterführende Infos

Amaryllis eG
Adresse: Dorothea-Erxleben-Weg 28, 53229 Bonn
Tel.: 0228 965 443 30
Mail: info(at)amaryllis-bonn.de
Webseite: www.amaryllis-bonn.de


Das Dorf – Wohnen im Alter
Adresse: Schäfershäuschen 26, 45481 Mülheim a. d. Ruhr
Tel.: 02 08 48 43-400
Mail: wohnenimalter(at)fliedner.de
Webseite: www.dorf.fliedner.de


Gemeinsamerleben e.G.
Adresse:  Teuringer 2, 88289 Waldburg
Tel.: 0157 88 50 41 03
Mail: gemeinsamerleben(at)posteo.de
Webseite: https://gemeinsamerleben.org/


Hier findest Du einige Links zu dem Thema "Alternative Wohnprojekte im Alter".
Vielleicht ist Dein zukünftiges Wohnmodell ja auch dabei:

FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. Bundesvereinigung: https://verein.fgw-ev.de/
Kuratorium Deutsche Altershilfe: https://kda.de/
Portalverbund Neue Wohnformen: https://www.neue-wohnformen.de/
Das Wohnportal für Senioren: https://www.seniorenwg-gold.de/

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1 Kommentare

  • Susanne Ratzmann
    am 11.01.2024
    Genial, ich wünsche mir schon lange so eine Perspektive in meiner Wohngegend
    Im Münsterland
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  • Susanne Ratzmann
    am 11.01.2024
    Genial, ich wünsche mir schon lange so eine Perspektive in meiner Wohngegend
    Im Münsterland
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