Ausgabe 1-2023 : Februar

Unterstützung für Azubis aus dem Ausland

In den nächsten Jahren gehen viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand. Da die nachfolgenden Generationen deutlich weniger sind, werden diese Arbeitsplätze nicht alle wieder besetzt werden können. Dies verschärft den bereits bestehenden Fachkräftemangel.

Schaut man sich diese demografische Sachlage an, so muss man davon ausgehen, dass wir dies nur durch eine starke Zuwanderung auf den deutschen Arbeitsmarkt auffangen können. Realistisch ist hier die Zahl, dass 400.000 Personen zur Schließung der Fachkräftelücke einwandern müssen – und zwar jedes Jahr!

Die Bundesregierung greift dies in ihrer Fachkräftestrategie auf, und so sollen nicht nur Fachkräfte und Menschen mit Berufserfahrung angeworben werden, sondern auch junge Menschen, die in Deutschland ihre Ausbildung machen wollen. Dies macht Sinn, weil wir jedes Jahr viele unbesetzte Ausbildungsplätze haben (2022 waren dies immerhin fast 70.000). Aber vorausgesetzt wird, dass die jungen Menschen dafür gute Sprachkenntnisse bereits mitbringen. Dies ist in der Regel nicht gegeben, weil im Ausland Deutsch fast nirgends Mutter- oder Zweitsprache ist.

Ein Einwanderungsland werden wir nicht allein dadurch, dass wir zögerlich eine Öffnung ermöglichen, sondern wir müssen den Menschen, die kommen sollen, auch etwas bieten und dafür etwas tun!
Dr. Torben Schön

Es ist richtig, dass gute Sprachkenntnisse wichtig sind, um die Ausbildungsinhalte zu verstehen und sich in der Arbeit zurechtzufinden. Aber wir sollten dies nicht allein als Voraussetzung fordern, sondern auch Angebote schaffen, um junge Menschen im Laufe der Ausbildung sprachlich fit zu machen, zumal man Sprache vor allem im täglichen Gebrauch erlernt und nicht in langen Sprachkursen im Ausland. Wollen wir junge Menschen als Fachkräfte nach Deutschland holen, können wir aber nicht nur fordern, sondern müssen genauso auch Unterstützung bieten. 

Ein Einwanderungsland werden wir nicht allein dadurch, dass wir zögerlich eine Öffnung ermöglichen, sondern wir müssen den Menschen, die kommen sollen, auch etwas bieten und dafür etwas tun! Ansonsten werden die unbesetzten Ausbildungsstellen weiter steigen, genauso wie die Anzahl der fehlenden Fachkräfte.

torben.schoen(at)kolping.de

Foto: Compare Fibre/Unsplash

Kommentar verfassen

Jeder Kommentar wird von der Redaktion überprüft, bevor er im Onlinemagazin erscheint. An dieser Stellen wollen wir auch auf unsere Netiquette und Informationen zum Datenschutz hinweisen.

Ihr Kommentar wurde verschickt!

Wir bitten um etwas Geduld. Ihr Kommentar wird von der Redaktion geprüft bis er online gestellt wird.

OK

Impulse für Debatten

Die Fachreferentinnen und -referenten im Bundessekretariat des Kolpingwerkes Deutschland bringen immer wieder fachlich fundierte Ideen und Denkanstöße in verbandliche Debatten ein. Auf dieser Seite veröffentlichen wir persönliche Einschätzungen der Referentinnen und Referenten. Dies sind keine Positionen des Kolpingwerkes Deutschland, sondern Impulse und Denkanstöße für ergebnisoffene Debatten.