Ausgabe 1-2024 : Februar

Erntesteigerung statt Flucht

KOLPING Honduras stärkt kleinbäuerliche Familien im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Eine renommierte Landwirtschaftsuniversität wird den zentralamerikanischen Verband dabei unterstützen.

Die Paprikabauern Erick und José trotzen Schädlingen jetzt mit organischen Pestiziden und einer Zeltplane. So beugen sie Ernteverlusten effektiv und umweltschonend vor.

Wie überall sind die Auswirkungen des Klimawandels auch in Lateinamerika spürbar. Besonders stark ist Honduras betroffen: Dort mehren sich extreme Wetterphänomene, insbesondere tropische Wirbelstürme. Immer häufiger kommt es zu Starkregen und Überschwemmungen, die schlimme Zerstörungen mit sich bringen und fruchtbare Böden wegspülen. Gleichzeitig bedrohen steigende Temperaturen, Dürren sowie veränderte Niederschlagsperioden die landwirtschaftliche Produktion. "Die zunehmende Trockenheit durch den Rückgang von Niederschlägen ist auf dem Land mittlerweile ein riesiges Problem", sagt Rufino Rodríguez, der Geschäftsführer von KOLPING Honduras. Und noch etwas macht den Menschen zu schaffen: Immer öfter gefährden Pilzbefall und Schädlinge die Ernten. "Durch die Veränderung des Klimas treten diese Plagen häufiger und stärker auf als früher", bestätigt der Paprikabauer Erick Sai Gaitan, der sein Gemüse mittlerweile regelmäßig vor gefräßigen Larven schützen muss.
 

Ernährungssicherheit gefährdet

Die Folgen treffen insbesondere die Ärmsten hart. In Honduras leben die meisten Menschen von kleinbäuerlicher Landwirtschaft – so auch viele der rund 7.000 Kolpingmitglieder. Wie Erick ernähren sie sich von dem, was sie anbauen, neben Paprika etwa Bohnen, Kochbananen und Mais. Zusätzliche Einkünfte erzielen die Familien durch den Verkauf ihrer Ernten. Doch längst reicht das Geerntete kaum noch zum Überleben. "Die Armut hat sich verschärft, und die Ernährungssicherheit der ganzen Region ist in Gefahr", berichtet Rufino Rodríguez besorgt. Staatliche Unterstützung bekommt die Bevölkerung kaum. "Weil viele Bauern keine Perspektive mehr sehen, wandern sie ab in die Stadt oder fliehen in Richtung USA." In Danlí im Südosten des Landes, wo der Verband sein Nationalbüro hat, bestimmen Migranten mittlerweile das Straßenbild.

"Durch die Veränderung des Klimas treten diese Plagen häufiger und stärker auf als früher."
Erick Sai Gaitan, Paprikabauer

Erntesteigerung durch Weiterbildung 

Doch KOLPING Honduras lässt die Bauernfamilien mit ihren Problemen nicht alleine. Regelmäßig veranstaltet der Verband Weiterbildungen für seine Mitglieder und hilft ihnen, ihre Landwirtschaft den veränderten Klimabedingungen anzupassen. In einer Feldschule zeigen Agrarexperten den Bäuerinnen und Bauern moderne Anbau- und Bewässerungsmethoden, mit denen sie ihre Felder umstellen und die Ernten steigern können. "Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Diversifizierung der Landwirtschaft. Wir raten den Familien dazu, mehrere Obst- und Gemüsesorten anzubauen", erklärt Rufino Rodríguez. Denn je breiter die Palette der Feldfrüchte, desto besser lassen sich Missernten einzelner Sorten verkraften. Auch die Umstellung auf Bioanbau, die Terrassierung von Feldern, die Verwendung verbesserten Saatguts oder der Anbau schattenspendender Pflanzen sind Maßnahmen, die die Kleinbauern lernen. Mit großem Erfolg, wie Länderreferent Mario Schenk bei seinem letzten Besuch feststellen durfte. "Egal, wohin ich kam, berichteten mir die Kolpingsfamilien, dass sie infolge der Schulungen ihre Einkünfte um 20 Prozent gesteigert hatten", so Mario Schenk. "Sie sind den Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr so schutzlos ausgeliefert und können ein selbstbestimmtes Leben oberhalb des Existenzminimums führen." Daher ist die Migrationsrate unter den Kolpingmitgliedern auch sehr gering.

Den Umweltschutz stets im Blick 

Aber nicht nur verbesserte Ernten hat kolping Honduras im Blick: "Wir wollen unsere Mitglieder überzeugen, das 'gemeinsame Haus' – unsere Umwelt – mehr zu schützen. Deshalb vermitteln wir den Bauernfamilien, wie wichtig es ist, nicht etwa noch mehr Waldflächen zu roden und weniger Chemikalien einzusetzen", erklärt Rufino Rodríguez. Paprikabauer Erick und sein Kompagnon José sind bereits überzeugt: Um ihr Gemüse gegen Schädlinge zu schützen, setzen sie nur noch organische Pestizide ein. Wie diese hergestellt werden, haben sie bei kolping gelernt. "Diese Mittel schaden weder uns noch der Umwelt", betont Erick. "Außerdem sind sie viel günstiger als die chemischen Produkte, die man im Laden kaufen kann."
 

"Die Armut hat sich verschärft, und die Ernährungssicherheit der ganzen Region ist in Gefahr."

Rufino Rodríguez, Geschäftsführer von kolping Honduras

Kleinkredite und neue Kooperation 

Umstellungen in der Produktion erfordern oft Investitionen. Deshalb bietet kolping Honduras seinen Mitgliedern auch Kleinkredite an. Erick und José konnten sich so robuste Zeltplanen kaufen, die ihr Gemüse vor Ungeziefer schützen. Die dafür nötigen 2.000 Euro hätten die armen Bauern sonst nirgendwo als Kredit erhalten. "KOLPING hilft uns dabei, wichtige Anschaffungen zu machen", sagt José dankbar. Wertvolle Unterstützung erhält der Verband durch eine neue Kooperation mit der renommierten Landwirtschaftsuniversität Escuela Agrícola Panamericana, Zamorano. Auf einer Modellfarm sowie vor Ort wird sie Mitglieder aus 34 Kolpingsfamilien darin schulen, ihre Ressourcen effizienter und schonender einzusetzen sowie ihre Produkte besser zu vermarkten. Rufino Rodríguez hat große Erwartungen an die Partnerschaft. »Weitere rund 1.000 Menschen werden dadurch ihre Einkommenssituation erheblich verbessern und ihren Anbau an den Klimawandel anpassen können.« Das stärkt die Bauernfamilien, gibt ihnen neue Perspektiven und eine Zukunft in ihrer Heimat.


Fotos: Christian Nusch/KOLPING INTERNATIONAL; Peter Schad/Unsplash

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