Ausgabe 1-2024 : Februar

Klimawandel & Migration

Beide Themen zusammen denken!

Der menschengemachte Klimawandel ist Teil der Lebensrealität vieler Menschen in Deutschland geworden. Das haben beispielsweise die Flutkatastrophe im Ahrtal, aber auch die Wasserknappheit in Brandenburg eindrücklich gezeigt. Weltweit mehren sich extreme Hitzewellen, Dürren, Wassermangel, Waldbrände und Überschwemmungen nie gekannten Ausmaßes. Je weiter der Klimawandel voranschreitet, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ganze Landstriche unbewohnbar werden. In der Folge werden in den nächsten Jahren immer mehr Menschen gezwungen sein, ihre originären Lebensräume zu verlassen und in Gebiete zu flüchten, die (noch) nicht so stark vom Klimawandel betroffen sind. 

Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Der vorherrschende Diskurs in der deutschen Migrationsdebatte und die kürzlich beschlossene Verschärfung des Europäischen Asyl- und Migrationsrechts ignorieren diese Entwicklungen. So steht anstelle einer langfristigen Planung und Organisation der zunehmenden Migrationsbewegungen vor allem der kurzfristige Gedanke im Vordergrund, Menschen davon abzuhalten, in Europa Schutz zu suchen. Auf lange Sicht wird auf diese Weise die Klimamigration jedoch nicht aufgehalten. Stattdessen wird Geflüchteten das Gefühl vermittelt, trotz ihrer Not nicht willkommen zu sein. Dabei sind gerade wir in den "westlichen" Staaten durch jahrzehntelanges klimaschädliches Verhalten für die gravierenden Folgen des Klimawandels hauptverantwortlich. Daraus ergibt sich unsere moralische und humanitäre Verantwortung, zur Flucht getriebene Menschen nach Kräften zu unterstützen. Ob dies durch monetäre und technologische Unterstützung vor Ort oder durch die Aufnahme und Integration in unsere Gesellschaft geschieht, ist zweitrangig. Entscheidend ist, dass wir den Umgang mit Migration infolge des Klimawandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen. Anstatt aus Angst Ressentiments zu schüren und uns abzuschotten, sollten wir uns aktiv mit Ursachen und Folgen von Klimawandel und Migration beschäftigen. So werden Vorurteile abgebaut und Mauern eingerissen.

Das braucht Zeit, Ressourcen und Engagement, aber auch einen Perspektivwechsel und das Teilen von Privilegien, die wir zu lange für uns selbst beansprucht haben. Letztlich müssen wir uns an die neue Realität anpassen – ob wir wollen oder nicht! Bis dahin haben wir die Wahl, wie wir diesen Weg bestreiten wollen: Privilegiert oder menschlich?

benjamin.goebel(at)kolping.de     
christoph.hoppe(at)kolping.de


Foto: Matt Palmer/Unsplash

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