Junge Menschen, die gemeinsam singen, lachen und beten, sind nicht gerade ein alltäglicher Anblick. Meist sieht es in unseren Gemeinden anders aus: Jugendliche fühlen sich mit ihrem Glauben häufig allein. Das erklärt die besondere Atmosphäre eines Weltjugendtages. Über 1,5 Millionen katholische Jugendliche aus aller Welt versammelten sich vom 1. bis 6. August 2023 in Lissabon. Für unsere Kolpingjugend-Reisegruppe ging es Ende Juli los in Richtung Süden. Unser erstes Ziel: ein kleines Dorf namens Regilde in der Diözese Porto im Norden von Portugal. Traditionell finden in der Woche vor dem eigentlichen Weltjugendtag die sogenannten "Tage der Begegnung" statt. Ziel dieser Tage ist es, Jugendliche im Gastgeberland kennenzulernen und zu erleben, wie sie in ihrer Gemeinde den Glauben leben. Man übernachtet in Gastfamilien oder Gastgemeinden und verbringt mit ihnen Zeit. Wir haben in Regilde in einer Sammelunterkunft geschlafen und wurden von den Menschen dort mit unglaublich viel Herzlichkeit und Großzügigkeit empfangen – vor allem von Pater Philippe. Er war es auch, der die ersten Tage mit uns unterwegs war und mit uns unter anderem einen Stadtbummel durch Porto gemacht hat.
Glaubensfest in weltweiter Gemeinschaft
"Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg." Dem Motto des diesjährigen Weltjugendtages folgte die Kolpingjugend aus dem Diözesanverband Paderborn – unter ihnen Kolpingerin Eva Schröter.

In Porto haben wir viele Menschen aus der ganzen Welt getroffen, und es herrschte die ganze Zeit eine ausgelassene und aufregende Atmosphäre. Es war spannend, sich mit Menschen aus anderen Ländern zu unterhalten, was übrigens völlig problemlos funktionierte, weil gefühlt alle aus demselben Grund in Porto waren wie wir. Besonders lustig wurde es dann, wenn wir versucht haben zu erklären, wo in Deutschland Paderborn liegt. Gleichzeitig war es auch interessant zu erfahren, wo die Menschen herkamen, mit denen man sich unterhalten hatte.
Highlight unserer Zeit in Regilde war das beeindruckende Taizé-Gebet unserer Gastgemeinde, das bei einer Kapelle auf einem kleinen Hügel mit Blick über die ganze Stadt stattfand. Und obwohl wir die wunderschönen portugiesischen Lieder, die gesungen wurden, nicht verstanden haben, so wussten wir trotzdem, worum es ging und sie trafen uns mitten ins Herz. Am letzten Tag vor unserer Weiterreise nach Lissabon besichtigten wir eine Schuhfabrik. Gerade das fanden wir als Reisegruppe von der Kolpingjugend besonders cool, da auch Adolph Kolping Schuhmacher war.
Und dann ging es endlich nach Lissabon und zum Begrüßungsgottesdienst. Die nächsten Tage bestanden aus Katechesen, Besichtigungen der Stadt und Begegnungen sowie Austausch mit anderen jungen Menschen aus allen Ecken der Welt. Ein Erlebnis ist mir dabei in besonders in Erinnerungen geblieben: Wir trafen zwei Handwerksgesellen auf der Walz, von denen einer sogar Kolpingmitglied war. Das war einer dieser Momente, in denen wir gemerkt haben, wie schön es ist, Kolpinger* in zu sein.
Die Tage in Lissabon vergingen wie im Flug und dann stand auch schon der Abschlussgottesdienst an. Bereits am Tag zuvor machten wir uns auf den Weg zum Feld – zusammen mit rund 1,5 Millionen anderen jungen Menschen. Das und die Tatsache, dass es einfach unglaublich warm war, hat die Anreise etwas erschwert – schließlich mussten wir ja auch noch unsere Rucksäcke mit Klamotten für die Nacht und den nächsten Tag mit uns tragen. Am Abend vor dem Abschlussgottesdienst fand dort eine Vigil statt, bevor es dann für alle "boa noite" hieß. Am nächsten Morgen wurden wir dann schon um ungefähr 6 Uhr auf die beste Weise geweckt, die man sich vorstellen konnte: durch einen Priester-DJ, der Techno-Musik auflegte.
So schön die Tage in Lissabon und bewegend der Abschlussgottesdienst auch waren, es gab leider auch eine paar weniger schöne Augenblicke. So mussten wir die Erfahrung machen, dass unsere Regenbogenfahne nicht immer auf Zustimmung stieß. Auf dem Rückweg vom Abschlussgottesdienst wurde sie zweimal von der Fahnenstange gerissen. Dazu mussten wir uns anhören, dass wir nicht willkommen seien. Leider hatten wir mit solchen Reaktionen irgendwie gerechnet, erschreckt haben sie uns trotzdem. Aber es gab auch zahlreiche positive Erfahrungen mit Menschen, die sich über die Regenbogenfahne gefreut haben.
Letztendlich überwiegen die schönen Erlebnisse deutlich: Die Atmosphäre in der Stadt, die vielen jungen Menschen aus aller Welt, der Austausch mit ihnen. Das verändert – einen selbst und auch den eigenen Glauben.
Text und Fotos: Eva Schröter
Kommentar verfassen