Ausgabe 3-2020 : Juli

Synodaler Weg – Beschleunigungs-streifen oder Sackgasse?

2019 ist der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland gestartet. Mit Michaela Brönner hat die Kolpingjugend eine mutige Stimme vor Ort.

Die katholische Kirche in Deutschland hat massiv an Vertrauen verloren – viele Gläubige sind unzufrieden. Der Synodale Weg soll nun einen Reformprozess starten, der die Kirche zukunftsfähig macht. Michaela Brönner, Bundesleiterin der Kolpingjugend, nimmt als stimmberechtigtes Mitglied an den Synodalversammlungen teil. Sie gehört damit in vielerlei Hinsicht zur Minderheit – als Laie unter Klerikern, als Frau unter Männern und nicht zuletzt als eine von nur 15 Jugendvertreterinnen und -vertretern in einem 230-köpfigen Plenum. Doch was ist der Synodale Weg überhaupt?

„Kleriker und Laien überlegen gemeinsam, wie die Kirche in Zukunft gestaltet sein muss, damit sich dort alle wohlfühlen können“, so beschreibt Michaela den Prozess. Wenn es nach ihr ginge, sähe die Kirche der Zukunft wie folgt aus: „Kirche muss wieder ein Ort werden, an dem Gemeinschaft erlebbar ist, wo Menschen füreinander da sind und einander vertrauen können. Auch sollte sie ein Ort sein, an dem sich jede und jeder einbringen und beteiligen kann.“ So hat es die 30-jährige Würzburgerin in ihrem Statement zur ersten Synodalversammlung formuliert.

Die Synodalforen zu den vier Schwerpunktthemen


Macht und Gewaltenteilung in der Kirche
Wie kann ein Machtabbau und eine Verteilung von Macht erreicht werden?

Priesterliche Existenz heute
Wie soll das Priesteramt in Zukunft gestaltet sein, z.B. hinsichtlich des Zölibats?

Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche
Wie soll die zukünftige Rolle der Frau in der Kirche aussehen?

Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft
Wie kann sich die kirchliche Sexualmoral weiterentwickeln?

Der Missbrauchsskandal als Auslöser

Der Anlass des Reformprozesses dürfe dabei nicht aus den Augen verloren werden: Die Kirche muss Verantwortung übernehmen für den sexuellen Missbrauch an Kindern und für den Machtmissbrauch durch Kleriker, der dies überhaupt erst ermöglich hat.

Michaela ist froh, dass sie den Anliegen junger Menschen hierbei eine Stimme geben kann. „Eigentlich müssten wir noch viel stärker am Synodalen Weg beteiligt werden", sagt sie. "Denn wir sind auch in 30 Jahren noch da und wollen die Kirche von morgen gestalten!" Zur ersten Synodalversammlung in Frankfurt am Main sei sie mit gemischten Gefühlen gefahren – schließlich wusste niemand so genau, wie die Stimmung vor Ort sein würde. Dass sie mit ihrem Statement zudem vor dem gesamten Plenum sprechen würde, hatte die Nervosität noch verstärkt. „Ich habe vorher viel im Freundeskreis darüber gesprochen, was ich sagen möchte. Das hat mir Sicherheit gegeben“, so Michaela. Am Ende habe sie viel positives Feedback bekommen – auch von Bischöfen. „Am meisten überrascht hat mich die Offenheit, und dass der Austausch stets auf Augenhöhe stattgefunden hat“, sagt Michaela. Auch wenn die Positionen durchaus unterschiedlich waren, macht sie Hoffnung auf ein gutes Ergebnis. „Selbst kleine Schritte sind ein guter Anfang. Und wer weiß, vielleicht kann aus dem Synodalen Weg auch etwas Weitreichendes für die Weltkirche entstehen!“ Mutig sei der Reformprozess nämlich allemal: „So etwas gab es vorher noch nie – bisher haben die Bischöfe immer alleine beraten.“

Da die zweite Synodalversammlung aufgrund der Corona-Krise erst Anfang 2021 stattfindet, werden sich die Teilnehmenden stattdessen zu kleinen Veranstaltungen auf lokaler Ebene treffen. Die Arbeit in den vier Synodalforen geht derweil weiter. „Ich bin schon gespannt, welche Vorschläge am Ende zur Abstimmung kommen“, sagt Michaela. In der Zwischenzeit könne auch jede und jeder Einzelne zum Gelingen des Synodalen Weges beitragen: „Kirche zu leben, so wie man es gerne möchte, setzt ein wichtiges Zeichen.“

Michaela findet: Wenn wir über die Zukunft der Kirche sprechen, geht das Kolpingwerk Deutschland mit seiner demokratischen Leitungsstruktur bereits mit gutem Beispiel voran.

Text: Franziska Tillmann
Fotos: Luke Stackpoole/Unsplash, Marian Hamacher