Ausgabe 4-2021 : Oktober

#inkluencer

Mit Down-Syndrom hat man ein langweiliges Leben? Natalie Dedreux beweist das Gegenteil. Sie ist Aktivistin und setzt sich für einen lebenswerten Alltag mit Trisomie 21 ein. Ihre Stimme erhebt sie dabei vor allem online.

Die neuesten Modetrends, Schminktipps oder Schnappschüsse aus dem Urlaub: Bei den Begriffen „Influencer“ und „Social Media“ sind das bei vielen die ersten Assoziationen. Dabei hat die Online-Welt in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht – längst sind politische und gesellschaftskritische Inhalte auch auf der Plattform Instagram angekommen. Einen kleinen Teil trägt dazu auch Natalie bei. Die 22-jährige Kölnerin deckt mit ihrem Instagram-Account @natalie.dedreux dabei eine ganz bestimmte Nische ab: Sie ist Aktivistin, Journalistin und vor allem „Inkluencerin“. Was das bedeutet? „Ich setze mich für Menschen mit Down-Syndrom ein und möchte zeigen, dass das Leben mit Down-Syndrom cool ist!“, erzählt Natalie selbstbewusst.
 

Auch Interviews mit bekannten Persönlichkeiten gehören zu Natalies Alltag.

Mehr Chancen auf Leben

Der Einsatz kommt nicht irgendwo her: Natalie ist selbst mit dem Down-Syndrom geboren, hat also ein Chromosom mehr, als die meisten ihrer Mitmenschen. Vor mehr als drei Jahren hat sie beschlossen, ihren Alltag und Dinge, die ihr wichtig sind, regelmäßig in Bilder mit ein paar Zeilen zu verpacken und diese hochzuladen. Ein Thema liegt ihr dabei besonders am Herzen: Die pränatale Diagnostik. 2019 hat Natalie eine Online-Petition gegen pränatale Bluttests ins Leben gerufen. Mit den Tests kann während der Schwangerschaft festgestellt werden, ob ein Ungeborenes das Down-Syndrom hat oder nicht. Natalie möchte, dass die Kosten für den Test nicht von den Krankenkassen übernommen werden, um Ungeborenen mit Trisomie 21 mehr Chancen auf Leben zu geben. Vor wenigen Wochen hat der Gemeinsame Bundesausschuss im Gesundheitswesen entschieden, dass die Kosten für die Tests von Krankenkassen übernommen werden. Für Nathalie ein Rückschlag. Aufgeben ist für sie aber keine Option.

Natalie Dedreux

Auch in der Offline-Welt aktiv

Längst beschränkt sich ihr Aktivismus nicht nur auf die Online-Welt. Gespräche mit Politikerinnen und Politikern oder Treffen mit Persönlichkeiten, wie Eckart von Hirschhausen, gehören zu den Höhepunkten in ihrem Alltag. Alles mit einem Ziel: Mehr Menschen auf das Leben mit Down-Syndrom aufmerksam machen. Im Internet funktioniert das für Natalie bereits ganz gut: Mehr als 10.000 Menschen folgen den Inhalten der 22-Jährigen.

Die große Mehrheit von ihnen reagiert sehr positiv auf Natalies Inhalte. In den Kommentaren herrscht ein freundlicher Umgangston – auf Instagram nicht immer selbstverständlich. Natalie ist froh darüber. Für sie ist ihr Account eine Plattform, um ihrem Aktivismus Platz zu geben. Und noch mehr: Durch ihren Aktivismus hat sie dort Freundinnen und Freunde gefunden. „Marian und Tabea vom Kanal @notjustdown sind ein bisschen wie Vorbilder gewesen, als ich angefangen habe“, berichtet Natalie. „Jetzt habe ich die beiden durch Instagram auch in echt getroffen.“ 
 

"Es gibt noch so viel zu tun!"
Natalie

Natalie ist über ihre Reichweite online dankbar. Sie nutzt sie auch, um auf Themen, wie Seenotrettung, den Kampf gegen Homophobie oder den Einsatz für eine Luftbrücke aus Afghanistan aufmerksam zu machen. Dazwischen mischen sich aber auch Bilder mit Eindrücken aus Natalies WG-Alltag, einer lachenden Natalie im Impfzentrum oder dem Möbeleinkauf vor ihrem Umzug – ganz normaler Alltag eben. Ihr ist wichtig: „Die Leute sollen sehen, dass ein Leben mit Down-Syndrom ganz normal ist.“ Ans Aufhören denkt die Aktivistin dabei nicht: „Es gibt noch so viel zu tun. Immer mehr Menschen erreichen, das ist mein Ziel!“


Fotos: privat

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