Ausgabe 1-2021 : Februar

Immer weitermachen

Dass wir in den letzten zwei Jahren so intensiv über Klimawandel gesprochen haben, ist vor allem jungen Menschen zu verdanken. Sie sind auf die Straße gegangen, haben ihre Stimme erhoben und dadurch eine neue Form von Aktivismus gezeigt. Aber fühlen sie sich eigentlich ernst genommen?

Fridays-for-Future-Demonstration mit Schülerinnen die Schilder halten im Vordergrund

Maira Kellers aus Köln ist von Anfang an bei Fridays for Future (FFF) dabei gewesen – zuerst in der lokalen Ortsgruppe und mittlerweile auch als Delegierte auf Bundesebene. „In den Ortsgruppen werden vor allem die Streiks organisiert, während es auf der Bundesebene mehr um Vernetzung und globale Zusammenarbeit geht“, erklärt die 15-jährige Schülerin. Dabei ist jede und jeder Einzelne dazu angehalten, sich mit den eigenen Talenten in die Bewegung einzubringen. „So ist es auch gekommen, dass ich für Pressearbeit und Kommunikation zuständig bin.“
 

Maira ist schon früh bei der Schülervertretung aktiv gewesen und wollte ihr Engagement für mehr Klimaschutz gerne ausweiten. „Ich habe aber gemerkt, dass ich meinen Platz eher nicht in einer Partei sehe. Dann hat sich zum Glück Fridays for Future gegründet.“

Ihr persönliches Verständnis von Aktivismus beschreibt Maira als „aktives Anpacken“. In ihrer Funktion als Pressesprecherin steht sie damit noch stärker als viele andere bei FFF im Fokus der Öffentlichkeit. Klar, dass das auch Herausforderungen mit sich bringt: „Der erste Rat, den ich bekommen habe, war, mir die Kommentare unter den Texten und Videos nicht anzuschauen. Es kann unheimlich verletzend sein, was man da liest.“ In solchen Momenten helfe dann vor allem der Austausch mit Gleichgesinnten: „Sobald es keine inhaltliche Kritik mehr zu sagen gibt, gehen die Menschen auf eine persönliche Ebene. Wir versuchen, das aber eben nicht persönlich zu nehmen, sondern als unschöne Begleiterscheinung eines hitzigen Diskurses an uns abprallen zu lassen.“

Die große Verantwortung der Politik

An ihrem Engagement hat Maira deshalb nie gezweifelt – ganz im Gegenteil: „Ich stehe für das, was ich mache. Ich halte das aus!“ Positiv gesehen, würde der Hass der Andersdenkenden ja sogar eine Plattform für die Themen von FFF eröffnen. Dabei bringt Maira noch eine weitere Herausforderung zur Sprache: „Ich hatte oft das Gefühl, dass ich aufgrund meines Alters nach außen hin nicht ernst genommen werde.“ Bei FFF habe man es sich deshalb auch zur Aufgabe gemacht, insbesondere junge Frauen als Sprecherinnen der Bewegung zu bestärken.

Und was hat das Engagement bisher gebracht? „Obwohl wir zwei Jahre lang gestreikt haben, hat sich realpolitisch nicht viel verändert“, findet Maira. Die große Aufmerksamkeit für die Themen von FFF sei zwar super. „Aber das allein reicht nicht aus, solange noch Kohle subventioniert wird und wir zum Beispiel über den Schutz des Dannenröder Forsts diskutieren müssen.“

"Die Politik muss endlich handeln!"
Maira Kellers

Die erste menschliche Reaktion in puncto Klimakrise sei meistens: Ich muss etwas an mir selbst ändern! „Und das ist auch toll. Aber der Problempunkt ist leider ein anderer“, so Maira. „Die Klimakrise ist vor allem durch globale Ungerechtigkeit und wirtschaftliche Machtpositionen entstanden. Deshalb liegt die Verantwortung auch zu einem viel größeren Teil bei der Politik.“ Sie freue sich über jede einzelne Person, die vegan oder vegetarisch lebt, aber: „Wir benötigen dringend eine Systemumstellung, in der wir es schaffen, ökologisch zu leben. Und das kann nur die Politik entscheiden!“ Gerade deshalb ist Aktivismus so wichtig. Genau das ist es, was die vielen Engagierten bei FFF antreibt, immer weiterzumachen.


Fotos: Barbara Bechtloff, privat