Es ist wahrscheinlich der berühmteste Satz Willy Brandts. „Wir wollen mehr Demokratie wagen“, sagte der damalige Bundeskanzler 1969. Was genau er damit meinte, dürfte hingegen deutlich weniger bekannt sein. Denn damit sprach er sich für eine Absenkung des Wahlalters aus. Von 21 auf 18 Jahre. Und die junge Bundesrepublik wagte mehr Demokratie, das Wahlalter sank.
Knapp 50 Jahre später könnte es erneut soweit sein. Diesen Sommer haben sich verschiedene Politikerinnen und Politiker für das Wahlrecht ab 16 ausgesprochen – darunter Familienministerin Franziska Giffey, die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken und der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck. Auch die FDP hat im September auf ihrem Parteitag einen entsprechenden Beschluss gefasst. Die CDU dagegen bleibt bei ihrer Position, dass Kinder und Jugendliche erst ab 18 an die Wahlurne dürfen.
Lasse Schäfer ist Schüler in Köln. Auch er fordert das Wahlrecht ab 16. Bei der vergangenen Kommunalwahl in Köln durfte der 17-Jährige seine Stimme bereits abgeben und hat in seiner Stufe ein großes Interesse seiner Mitschülerinnen und -schüler wahrgenommen. Aber eigentlich wäre es seiner Meinung nach nur konsequent, das Wahlrecht sogar schon ab der Geburt zu gewähren. „In dieser Diskussion müssen Argumente gegeben werden, die erklären warum man überhaupt erst ab einem bestimmten Alter wählen darf“, sagt er. Es müssten Merkmale gefunden werden, die nur auf eine bestimmte Altersgruppe zutreffen und damit jüngere Menschen vom Wahlrecht begründet ausschließen würden.
Er selbst hat sein politisches Interesse schon in der Grundschule entwickelt. „Ich habe mir damals mit meinem älteren Bruder Parteien ausgedacht und dann musste unsere Mutter uns Fragen stellen, zu denen wir uns als Partei positionieren mussten“, erzählt er. Seit der vergangenen Bundestagswahl schaue er immer wieder in Sorge auf die Entwicklungen in der Bundesregierung, denn „es hätte gut passieren können, dass es Neuwahlen gibt und dann hätte ich wieder nicht mitwählen können. Neben den politischen Konsequenzen eines Koalitionsbruchs, wäre ich enttäuscht gewesen weitere vier Jahre warten zu müssen“ Er hatte sich schon lange ausgerechnet, dass er 2021 auf Bundeseben mitwählen darf. Seinen 18. Geburtstag feiert er im kommenden Juni.