Ausgabe 3-2023 : August

Noch größer und bunter

Inmitten eines farbenfrohen Meeres aus Regenbogenflaggen und jubelnden Menschen nahmen Kolpingjugendliche gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und seinen katholischen Jugendverbänden im Diözesanverband Köln

zum dritten Mal am ColognePride teil.

Pride in Köln ist eine Woche voller Workshops, Veranstaltungen und mit einem großen Straßenfest, die am Sonntag mit einer Demo endet. Eine unerwartete, aber dennoch bedeutungsvolle Allianz zwischen der katholischen Kirche und der LGBTQIA+-Gemeinschaft hat viele Menschen überrascht und inspiriert.

Das Zusammenkommen von Gegensätzen

Traditionell stehen die Positionen der katholischen Kirche und die Belange der LGBTQIA+-Gemeinschaft im Konflikt zueinander. Queere Menschen erleben weiterhin massive Ausgrenzung in der katholischen Kirche. Mit unserer Teilnahme an der Demo wollten wir zeigen, dass wir als katholische Jugendverbände für eine offene Kirche eintreten und Ausgrenzung und Diskriminierung entschieden entgegentreten – und das sollen alle Menschen sehen.

Ein Jahr lang haben wir uns auf die Teilnahme vorbereitet. Eine Vorbereitungszeit, die ziemlich anstrengend war. Nachdem wir im letzten Jahr schon dabei gewesen sind, sollte es jetzt noch größer, bunter und sichtbarer werden. Wir hatten das große Glück, einen 40-Tonner mit Auflieger gestellt zu bekommen. Einen Truck dieser Größe haben normalerweise nur große Firmen in der Demo. Unser LKW sollte am Ende auch einer der größten sein. Ein 10-köpfiges Planungsteam sorgte für Technik, Deko, T-Shirts und Awareness-Arbeit. Alle Teilnehmer*innen sollten sich während der Demo sicher fühlen und für ihre Überzeugung demonstrieren können. 
 

Ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung 

Unter dem Motto "Katholisch und Queer" trafen die Vertreter*innen dann am 9. Juli 2023 mit 180 Jugendverbandler*innen und Freund*innen auf der Deutzer Brücke zusammen. Eine Gruppe von circa 25 Kolpingjugendlichen von der Orts-, Diözesan- und Bundesebene war ebenfalls dabei. Ein Meer aus Menschen in türkisen T-Shirts, die ein Zeichen setzten für eine offene Kirche: für eine Kirche, in der sich queere Menschen beheimatet fühlen, in der Diskriminierung keinen Platz hat; für eine Kirche ohne Angst. Dabei spielte es keine Rolle, ob man selbst queer war oder ein »Ally«, also eine nicht-queere Person, die sich aus ihrer privilegierteren Position für die Rechte von LGBTQIA+- Menschen einsetzt; das Zeichen, welches wir setzen wollten, stand für uns im Vordergrund.

Wo alle Menschen willkommen sind

Für viele Beteiligte war der Weg zu dieser Teilnahme nicht einfach. Viele haben in der katholischen Kirche diskriminierendes Verhalten gegenüber queren Menschen erlebt, sei es durch die Regeln der Institution oder durch das Verhalten anderer Kirchenmitglieder. Nicht selten gab es auch traumatische Ereignisse innerhalb der eigenen Gemeinde. Dennoch wollten wir als Kolpingjugend zeigen, dass es auch Orte in der Kirche gibt, in der alle Menschen willkommen sind. Dass wir in der Menge aufgefallen sind, zeigten die Reaktionen. Schon vor der Demo machten viele Menschen Fotos von unserem Wagen. Eine Frau ist uns sehr in Erinnerung geblieben: Sie stand mit Tränen in den Augen neben uns und erzählte uns von ihrem schwierigen Coming Out in der Kirchengemeinde in den 1970er Jahren. Immer wieder bedankte sie sich bei uns für unsere Teilnahme und unsere Arbeit. Das waren die Momente, in denen uns bewusst wurde, wie schwer es viele Menschen hatten und warum wir das machen: Damit zukünftige Generationen ihre sexuelle und geschlechtliche Identität leben können, ohne Angst vor den Reaktionen anderer. Auch die Rückmeldungen der Demonstrant*innen gingen uns nahe. "Es ist unglaublich berührend zu sehen, wie Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zusammenkommen und füreinander einstehen", sagte Carolin Kicker, eine Teilnehmerin aus der Kolpingjugend Burscheid im Anschluss. "Wir können viel voneinander lernen und eine Gesellschaft schaffen, in der alle Menschen respektiert und akzeptiert werden", ergänzte die Kolpingerin.

Wir wollten mit unserer Teilnahme  am ColognePride zeigen, dass wir alle Menschen bedingungslos lieben und niemanden auszugrenzen. Die Teilnahme an einer Demo reicht aber leider nicht aus. Wir kämpfen weiter für die Anerkennung der Ehe für Alle in der katholischen Kirche und gegen die Diskriminierung von queeren Menschen. Auch im nächsten Jahr gehen wir wie-
der auf die Straße – für eine Kirche ohne Diskriminierung.  

Infos zum Pride 

Mit zahlreichen und vielfältigen Aktivitäten kämpfen die LGBTQIA+-Gemeinschaften seit vielen Jahren für ihre Rechte und um Anerkennung. Der Ursprung des Pride liegt in den Ereignissen rund um die Stonewall-Aufstände in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 in der Christopher Street in New York City. Zuvor hatten wochenlang gewaltsame Razzien in queeren Clubs und Bars stattgefunden. Der ColognePride ist Europas größte Veranstaltung zur Feier von LGBTQIA+-Rechten.

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