Ausgabe 3-2021 : Juli

Darf man... Urlaub möglichst billig buchen?

Einen Tapetenwechsel und für eine Weile Abstand zum Alltag – in den Urlaub fahren die meisten von uns gerne. Aber wie sieht das mit der Nachhaltigkeit aus? Kann man einen Urlaub in Kauf nehmen, bei dem die Menschen vor Ort und die Umwelt darunter leiden?

Welchen Stellenwert hat Urlaub für Euch persönlich?

Maria: Urlaub ist eine Zeit, in der ich bewusst sage, ich gönne mir auch etwas. Ich spare darauf hin, um mir im Urlaub auch mal mehr leisten zu können als sonst im Alltag eines Studierenden.

Tobias: Man schätzt es schon, einen Tapetenwechsel zu haben und schöne, besondere Momente mitzunehmen. Aber ich brauche Urlaub nicht unbedingt. Auch der Ort des Urlaubs ist eigentlich zweitrangig. Viel wichtiger ist es mir, mit welchen Leuten ich unterwegs bin.

Christopher: Ich sehe das ähnlich, ich brauche nicht unbedingt Urlaub. Es gab auch eine Zeit, in der ich lange nicht in den Urlaub gefahren bin. Oft reicht es mir auch einfach, wenn ich vorlesungsfreie Zeit und somit keine Abgaben habe oder Hausarbeiten schreiben muss – das ist dann schon fast wie Urlaub.
 

  • Maria Rauch

    Für die Lehramtsstudentin aus der Kolpingjugend Herrieden ist klar: „Ich will im Urlaub etwas erleben und lernen.“ Dafür spart die 21-Jährige auch gerne mal, um sich vor Ort etwas leisten zu können.

  • Tobias Mairle

    „Hauptsache man ist mit den richtigen Leuten unterwegs“: Das ist das Motto von Tobias Mairle aus dem DV Augsburg. Der 26-jährige Student findet, dass man dafür oft gar nicht unbedingt in die Ferne muss und setzt lieber auf Urlaub in der Umgebung.

  • Christopher Eing

    Kommerzielle Reiseanbieter nutzt Christopher Eing aus dem DV Münster nicht. „Ich plane meine Urlaube lieber selbst“, sagt der Student der Politikwissenschaft und Soziologie. Dabei achtet der 21-Jährige auch auf das Geld.

Auf was achtet Ihr, wenn Ihr eine Reise bucht?

Tobias: Wenn was Eintritt kostet, das keinen Eintritt verdient, und das nur eine Abzocke ist, finde ich das nervig. Mir ist wichtig, dass der Urlaub nicht komplett von Konsum gesteuert ist. 

Christopher: Wenn ich Urlaub buche, achte ich vorrangig auf den Preis – gerade als Student. Da spare ich dann auch im Urlaub an der ein oder anderen Stelle, z.B. was die Unterkunft angeht. Statt Hotel reicht mir dann auch eine Jugendherberge. Gerne fahre ich auch Fernbus anstatt Bahn, das ist häufig auch nochmal ein bisschen günstiger. 

Maria: Da bin ich gar nicht so anspruchsvoll. Wenn eine Unterkunft mal etwas teurer ist, dann schaue ich, dass ich an anderer Stelle ein bisschen einsparen kann. Wichtig ist mir vielmehr, dass es vor Ort auch die Möglichkeit gibt, etwas zu erleben.

Schon vor dem Urlaub, aber auch vor Ort, kann man an jeder Ecke Geld lassen. Aber wer sollte Eurer Meinung nach von Urlaubsreisen profitieren? 

Maria: Wenn man auf der Suche nach Unterkünften ist, finde ich es gut, direkt bei den Inhabern zu buchen und nicht über kommerzielle Internetseiten. Da weiß ich auch, dass das Geld direkt dahin geht und nicht noch an irgendeine Website. Häufig ist das dann auch ein bisschen günstiger, die Erfahrung habe ich schon gemacht. Außerdem finde ich, dass die Bevölkerung vor Ort auch etwas verlangen darf – da, wo es sinnvoll ist.

Tobias: Bei Naturdenkmälern oder Gedenkstätten gibt es ja oft einen Verein, der sich darum kümmert. Wenn Eintritt dann direkt dahin geht, ist das irgendwie persönlicher und ich zahle das lieber, als zum Beispiel bei einem großen Freizeitpark, der sowieso viel Umsatz macht. 

Christopher: Meiner Meinung nach sollte gerade bei Kultur und Natur alles kostenlos sein. So ist das zum Beispiel in vielen Museen in Paris für junge EU-Bürgerinnen und Bürger. Der Staat sollte es finanzieren, dass Leute die Kultur anderer Orte oder aus anderen Zeiten kennenlernen können.

"Der größte Konfliktpunkt ist auf jeden Fall das Fliegen – vor allem Kurzstreckenflüge."
Maria Rauch

Nachhaltigkeit und Urlaub: Wie passt das zusammen? Und geht es überhaupt, seinen Urlaub nachhaltig zu gestalten?

Christopher: Auf den ersten Blick passen Urlaub und Nachhaltigkeit nicht zusammen, gerade was den Transport angeht. Aber jede Person hat ja ein bestimmtes CO2-Budget pro Jahr. Da könnte man sich überlegen, auf andere Sachen zu verzichten, z.B. auf Fleisch in der Ernährung. So kann man den Schaden zumindest ein Stück weit begrenzen und einen Urlaub rechtfertigen – sofern er keinen Flug beinhaltet. 

Maria: Der größte Konfliktpunkt ist auf jeden Fall das Fliegen – vor allem Kurzstreckenflüge. Da kann man als Alternative immer gut den Zug oder das Auto vorziehen und zum Beispiel Fahrgemeinschaften bilden. Wichtig finde ich es außerdem, seinen Müll mitzunehmen. Gerade, wenn man in der Natur unterwegs ist. Das ist eine Sache, auf die man meiner Meinung nach gut achten kann.

Tobias: Ich finde es schwierig, dass nachhaltige Transportmöglichkeiten wie zum Beispiel die Bahn, oft so teuer sind. Da müsste die Politik mehr Einfluss darauf nehmen, dass Urlaub oder auch Reisen allgemein nachhaltiger werden kann.

Tobias findet es schwierig, dass nachhaltige Transportmittel wie die Bahn so teuer sind. Da müsste die Politik seiner Meinung nach mehr Einfluss nehmen.

Ihr habt gerade schon festgestellt, dass das Fliegen beim Reisen häufig ein Kofliktpunkt ist. Obwohl es nicht nachhaltig ist, ist es oft der praktischste und günstigste Weg. Wie geht Ihr persönlich damit um?

Tobias: Ich finde das schwierig. 2019 war ich beim Weltjugendtag in Panama und da gab es einfach keine andere Möglichkeit, als zu fliegen. Die einmalige Chance am Weltjugendtag dort teilzunehmen, hat überwogen. Ich finde es kommt immer darauf an, wohin ich möchte und wie kompromissbereit ich sein kann und will. Mir persönlich machen lange Bahnfahrten zum Beispiel auch Spaß, und man erlebt dabei auch etwas. 

Christopher: Meine Freundin kommt aus Brasilien und ihre Familie wohnt dort. Irgendwann möchte ich die natürlich auch kennenlernen. Das ist auf jeden Fall eine schwierige Situation, in der ich das Fliegen auch nicht wirklich umgehen kann – irgendwie ist es ja letztlich Urlaub, irgendwie aber auch Familie. Ich habe mich mal informiert, es gäbe auch die Möglichkeit auf Containerschiffen dorthin zu reisen, aber das steht zeitlich und preislich leider in keinem Verhältnis und ist schwer machbar. Dann werde ich wohl auch auf das Flugzeug zurückgreifen.

Maria: Es kommt auch immer ein Stück weit auf das Budget an: Wenn ich mir den vielleicht etwas teureren Zug oder Bus leisten kann, finde ich das auf jeden Fall den richtigen Weg. 
 

"Overtourism“ bezeichnet das Phänomen, dass ein bestimmtes Reiseziel oder ein bestimmter Ort von Touristen praktisch überrannt wird. Einwohnerinnen und Einwohner vor Ort sowie die Besucherinnen und Besucher sind davon genervt. Wie steht Ihr dazu?

Maria: Während der Corona-Zeit bin ich am Schloss Neuschwanstein gewesen. Ich war überrascht, wie viele Menschen da selbst in der Pandemie waren. Das ist schon verrückt. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass zumindest während der Pandemie dieses Phänomen nicht so stark auftritt.

Tobias: Venedig ist ja zum Beispiel ein Ort, der sehr unter „Overtourism“ leidet. Ich habe den Eindruck, die Meinungen in der Stadt sind gemischt: Manche Menschen dort wollen auch vom Tourismus leben, andere sagen bewusst: Bevor die Stadt unter den vielen Besucherinnen und Besuchern leidet, lieber kein Tourismus.

Christopher: Ich sehe da zwei Seiten. Wenn ich als Besucherin oder Besucher dort hingehe und selbst genervt bin von den vielen Menschen, ist irgendetwas schiefgelaufen. Die Seite der Menschen vor Ort kann ich hingegen nachvollziehen. Vielleicht kann man es schaffen, Schutzräume für Einwohnerinnen und Einwohner herzustellen. So könnte man eventuell eine Lösung für die Bevölkerung vor Ort finden.  


Foto: Kevin Woblick/Unsplash; shotinraww on Unsplash, privat (3)