Darf man... Freundschaften kündigen?

Richard: Kein Stress! Das ist für mich ein wichtiger Punkt. Außerdem finde ich es gut, wenn man entspannt miteinander reden kann, wenn man sich sieht. Und Pünktlichkeit, die ist mir auch wichtig!

Florian: Die Grundlage für jede Freundschaft sollte Vertrauen sein. Und zu einer Freundschaft gehört auch mal dazu, dass man streitet – dann finde ich es nur wichtig, so etwas auch klären und im Nachhinein positiv darauf zurückblicken zu können.

Sophie: Mir ist neben den klassischen Dingen wie Unkompliziertheit und Vertrauen wichtig, dass man Spaß hat in einer Freundschaft. Cool ist auch, wenn man dieselben Interessen teilt. Aber das muss auch nicht immer unbedingt der Fall sein. 
 

Florian: Ich finde es schwierig, wenn Menschen in einer Freundschaft zu besitzergreifend werden – zum Beispiel wenn Leute in einer größeren Gruppe immer nur mit bestimmten Freundinnen und Freunden etwas machen wollen.

Sophie: Für mich geht es gar nicht, wenn ich mitbekomme, dass hinter dem Rücken über einen gelästert wird.

Richard: Ein Tabu ist für mich, dass man sich menschenverachtend zeigt – nicht nur innerhalb der Freundschaft, sondern auch anderen Personen gegenüber.
 

Sophie: Mir ist das in diesem Jahr passiert. Bis heute weiß ich nicht so richtig, was der Grund ist. Von einem auf den anderen Tag wurde man auf allen Kanälen blockiert – und das, obwohl ich von mir aus eigentlich das Gefühl hatte, dass wir zuvor alles ausgesprochen und geklärt hatten. Manchmal finde ich das schon noch sehr schade, aber das Leben geht auch irgendwie weiter.  

Richard: Nach der Schule haben sich manche Freundschaften verlaufen – aber das war nicht wirklich verloren, würde ich sagen. Mit einer alten Freundin hatte ich vor vielen Jahren einen großen Streit, und dann hatten wir lange keinen Kontakt. Vor einiger Zeit hatten wir dann ein Gespräch, das für beide recht unangenehm war. Im Endeffekt war es aber besser, gesprochen zu haben und zu wissen, woran wir sind.

Florian: Durch einen richtig großen Streit nicht – eher war es so, dass sich Wege automatisch getrennt haben. Das war dann ein Auseinanderleben, weil man zum Beispiel auf eine andere Schule gegangen ist oder ein zuvor gemeinsames Hobby nicht mehr ausgeübt hat. 
 

Richard: Ich finde, man muss ein bisschen abwägen, ob das etwas bringt, wenn man was sagt, oder nicht. Das ist unterschiedlich und hängt sehr von den Freundinnen und Freunden ab. Bei sehr guten Freundschaften sag ich da schon mal was, auch weil ich weiß, dass sie das nicht zu ernst nehmen. Bei anderen weiß ich, dass die ein recht dünnes Fell haben, da halte ich mich lieber zurück.

Florian: Bei mir kommt das schon auch auf die unterschiedlichen Freundschaften an, aber generell bin ich immer eher dafür, darüber zu reden und anzusprechen, wenn mich etwas akut stört. 

Sophie: Ich bin ein sehr direkter Mensch und sage meine Meinung oft sehr ehrlich. Auch in Freundschaften, wenn mich etwas stört. Ab und an muss ich mich aber auch selbst ermahnen, aus einer Kleinigkeit kein großes Problem zu machen und Sachen auch einfach mal so sein zu lassen.

Florian: Wenn die Freundschaft von der anderen Seite nicht mehr wertgeschätzt wird und beide merken, dass man von der Freundschaft nichts mehr hat. Aber auch, wenn sich jemand komplett gehen lassen würde, sich nicht mehr helfen lässt und ich auch merke, dass es mir mit der Situation damit auch nicht gut geht. 

Sophie: Bevor eine Freundschaft beendet wird, würde ich erst mal immer versuchen, das im Gespräch zu klären und versuchen, etwas an der Situation zu ändern. Nur wenn dauerhaft keine Lösung sichtbar ist, dann muss man eine Freundschaft dann vielleicht auch beenden. Aber so richtig von heute auf morgen funktioniert das meiner Meinung nach nicht.

Richard: Für mich gibt es da echt sehr wenige Situationen – außer, wenn wirklich irgendetwas passiert, was überhaupt nicht mit meinen Moralvorstellungen einher geht. 

Sophie: Ich finde das ehrlich gesagt ganz schön kindisch. Ich hatte einmal die Situation, dass auch nicht mehr auf Anrufe reagiert wurde. Da dachte ich am Ende, ein persönlicher Kontakt würde an der Stelle vieles einfacher machen.

Richard: Vor ein paar  Monaten hatte ich Angst, dass ich von einem guten Freund geghostet wurde, weil er nicht mehr auf meine Nachrichten reagiert hat. Ich habe ihm weiterhin Nachrichten geschickt und die ganze Zeit überlegt, was ich denn falsch gemacht habe. Irgendwann haben wir dann eine Stunde lang telefoniert, und es hat sich herausgestellt, dass er im Krankenhaus war und sich deswegen einfach nicht gemeldet hatte. Ghosting kann schon gefährlich sein – am Ende denkt man, man wird selbst geghostet, ghostet zurück und es kommt zu großen Missverständnissen in der Freundschaft.

Florian: So richtig viel Gutes kann man davon glaube ich gar nicht halten. Wenn jemand klar sagt, ich möchte mit dir nichts mehr zu tun haben – ok, das ist eine andere Situation. Aber ansonsten finde ich das ziemlich blöd. 

Fotos: iStock/stockcam/-slav-/Halfpoint (2), privat