Ausgabe 1-2022 : Februar

Darf man... bei Geschenken immer ehrlich sein?

Die grüne Fleecejacke von Oma, die Armbanduhr mit dem dicken Band oder aber einfach nur die Schokolade, die nicht schmeckt: Nicht immer ist die Freude beim Schenken gleich groß. Wie aber geht man damit um, wenn einem ein Geschenk nicht gefällt?

Was war das schönste/ kreativste Geschenk, das ihr bekommen habt?

Wiebke: Ich habe zum 18. Geburtstag von meinen Eltern einen Schwedischkurs geschenkt bekommen, den ich dann mit einer Freundin gemeinsam gemacht habe. Inzwischen studiere ich Skandinavistik, der Kurs war also so ein bisschen der Grundstein für alles, was danach kam.

Pia: Ich freue mich jedes Mal, wenn Leute aufmerksam sind. Ich lebe vegan und freue mich, wenn die Leute, die mir Süßigkeiten schenken, daran denken.

Fabian: Ehrlich gesagt gibt es da viele Geschenke, die ein Highlight waren. Klar, als Kind war da oft das Motto „Die größte Verpackung ist die Beste“. Was aber in Erinnerung geblieben ist, war ein Geschenk zum Führerschein: Mein Opa hat mir sein Auto überlassen, mit der Bitte, ich solle ihn doch jetzt fahren.

  • Fabian Geib

    aus dem DV Speyer freut sich über Kleinigkeiten zwischendurch. „Wenn auf der Arbeit in stressigen Zeiten auf einmal eine Tafel Schokolade auf dem Tisch liegt, schätze ich das sehr!“, sagt der 22-jährige Heilerziehungspfleger.

  • Pia Held

    aus dem DV Mainz hat vergangenes Jahr ihr Abitur gemacht. „Um unpassenden Geschenken zu entgehen, finde ich Wunschzettel eine gute Idee“, meint die 19-Jährige.

  • Wiebke Harwardt

    „Mir ist vor allem der Gedanke hinter dem Geschenk wichtig“, meint die 28-jährige Wiebke Harwardt aus dem DV Köln. Was das Geschenk dann genau ist, findet sie dann gar nicht mehr so relevant.

Lieber schenken oder beschenkt werden?

Pia: Ich schenke lieber. Ich finde es oft ein bisschen unangenehm, etwas geschenkt zu bekommen und finde es schwer, etwas zu finden, was ich wirklich brauche und möchte.

Fabian: Ich bin leider nicht so kreativ, was Geschenke angeht. Bei Leuten, die ich gut kenne, fällt mir das leicht, sonst aber eher schwierig. Von daher werde ich lieber beschenkt, weil ich da nicht so kreativ sein muss.

Wiebke: Für mich macht es die Mischung. Ich bin jemand, für den es leicht ist, Geschenke zu besorgen, weil ich einfach zu begeistern bin. Wenn ich sehe, mir schenkt jemand etwas, wobei er oder sie sich Gedanken gemacht hat, kann ich mich darüber auch sehr freuen. Gleichzeitig freue ich mich, wenn ich diese Freude auch anderen mitgeben kann.

Über welche Art von Geschenken freut ihr euch am meisten?

Pia: Ich mag es gerne, gemeinsam Zeit zu verbringen. In meinem engsten Freundeskreis fahren wir inzwischen lieber zusammen in den Urlaub und schenken uns dafür nichts.

Fabian: Ich freue mich besonders über unverhoffte Geschenke: Wenn ich zum Beispiel auf die Arbeit komme und da liegt auf dem Tisch eine Tafel Schokolade – solche Kleinigkeiten schätze ich.

Wiebke: Mir ist es wichtig, dass der Gedanke dahinter zählt und ich merke, dass die Leute dahinter sich einen Kopf gemacht haben. Da ist es dann auch egal, was genau das Geschenk ist.

Gemeinsam Zeit verbringen oder sogar verreisen: Pia und ihre Freunde verzichten dafür auf Geschenke.

Habt ihr bei Geschenken eine bestimmte Erwartungshaltung?

Wiebke: Ich finde, man muss nichts schenken, nur damit man etwas schenkt. Beim Schenken ist immer eine persönliche Ebene mit dabei, bei der es um die Person selbst geht. Die ist mir wichtig.

Fabian: An sich habe ich keine bestimmte Erwartungshaltung, aber möchte gleichzeitig auch nicht, dass es nach dem Motto läuft, ich lauf durch das Geschäft und nehme einfach mal auf gut Glück etwas mit, nur weil ich weiß, dass jemand bald Geburtstag hat.

Pia: Als Kind hatte ich das schon und insgeheim natürlich gehofft, dass ich das geschenkt bekomme, was auch auf meinem Wunschzettel steht. Inzwischen ist das aber nicht mehr so.

Einen Wunschzettel zu schreiben, kann dabei helfen, keine unerwünschten Geschenke zu bekommen.

Habt ihr euch schon einmal über ein Geschenk nicht gefreut?

Pia: Als Kind habe ich von meiner Oma eine pinke Cordhose bekommen, die mir leider gar nicht gefallen hat. Ehrlich gesagt weiß ich aber gar nicht, ob meine Oma das mitbekommen hat.

Fabian: Mein Cousin und ich haben als Kinder das gleiche Spielzeug erhalten – in unterschiedlichen Farben. Ich hätte lieber die Farbe meines Cousins gehabt. Der Abend war für mich dann gelaufen.

Wiebke: Da habe ich auch eine Kindheitserinnerung: Ich habe mir zu Nikolaus eine DVD gewünscht, habe dann aber etwas anderes geschenkt bekommen und war richtig enttäuscht und wütend. Heute ist mir diese Reaktion schon fast unangenehm. Aber damals war das für mich echt schlimm.

Wie geht ihr mit Geschenken um, die euch nicht gefallen?

Pia: Wenn es eine Kleinigkeit ist, würde ich es nicht sagen. Wenn es aber etwas Größeres ist, dann begründe ich das auch gerne und hoffe, dass man das umtauschen kann.

Wiebke: Ich schreibe bis heute meistens Wunschzettel, von daher passiert das zum Glück selten. Wenn dann doch etwas falsch gekauft wurde, spreche ich das mit meiner Familie aber meistens ab und oft kann man das dann noch umtauschen.

Fabian: Ich würde das Geschenk erstmal annehmen und schauen, was ich damit machen kann. Auch wenn das Geschenk vielleicht nicht so gut ankam, hat die Person dabei ja einen guten Gedanken gehabt.

Kann man ein Geschenk auch weitergeben?

Darf man ein Geschenk weitergeben?

Pia: Bei Kleinigkeiten wie Essen oder Getränken finde ich das voll in Ordnung. Bei anderen Dingen fällt mir das schwer, weil ich dann doch irgendwie daran hänge. Verkaufen sehe ich aber eher kritisch.

Fabian: Ich finde es schwierig. Klar, ich hatte schon einmal die Situation, dass jemand zu mir kam und meinte „Das ist aber cool!“. Ich hatte darauf geantwortet, dass das ein Geschenk sei, dass er oder sie es aber gerne mitnehmen könne. Aber so richtig bewusst mache ich das dann auch nicht.

Wiebke: Ich habe auch schon einmal ein Geschenk weitergegeben. Natürlich nicht bei Sachen, die mir am Herzen liegen. Aber Dinge, die inzwischen einfach nicht mehr mein Stil sind, habe ich weitergegeben, wenn ich weiß, dass andere daran noch Freude haben. Immer noch besser, als sie auf dem Dachboden zu vergessen oder wegzuschmeißen.

Was sind Wege, um einer unangenehmen Situation beim Schenken zu entgehen?

Pia: Ich finde Wunschzettel immer eine gute Lösung. Oder das so zu machen, wie in meinem Freundeskreis: Man macht einen gemeinsamen Urlaub, sozusagen als Geschenkersatz.

Wiebke: Ein Weg ist sicherlich, etwas in Gruppen zu schenken. Das vereinfacht oft die Suche.

Fabian: Gut ist es auch, übers Jahr zuzuhören und zu beobachten, über was die Person so redet und was sie gerne hätte.


Fotos: Kira auf der Heide, Nick Fewings, Helena Lopes, Kelly Sikkema, Kate Hliznitsova/unsplash