Ausgabe 1-2024 : Februar

Der Süd-Nord Freiwilligendienst

Seit 16 Jahren gibt es nun schon den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. Jedes Jahr reisen so rund 60 junge Menschen mit den Kolping Jugendgemeinschaftsdiensten in ferne Länder, um sich vor Ort in lokalen Projekten zu engagieren. Aber das gibt es seit einigen Jahren auch andersherum – mit dem Süd-Nord Austausch! Was das genau ist, erfährst Du hier!

Jo Mari und ihre Freunde.

Für einen 12-Monate währenden entwicklungspolitischen Freiwilligendienst laden die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste (JGD) jährlich bis zu sechs junge Menschen aus Ländern des Globalen Südens nach Deutschland ein. Die Voraussetzungen: Sie müssen zwischen 18 und 28 Jahren alt sein, sich bereit erklären, Deutsch zu lernen und gewillt sein, in einem Projekt in Deutschland mitzuarbeiten. Für Sibonile, Jo-Mari und Gabrielle aus Südafrika ein No-Brainer! 

Die 19-Jährige Jo-Mari ist seit sechs Monaten im bayerischen Pfronten. Knapp zwei Stunden südwestlich von München unterstützt sie in der Familienferienstätte Zauberberg die täglichen Abläufe – von Kinderbetreuung über Housekeeping bis zum Kellnern im hauseigenen Restaurant. Auch wenn sie die Idylle des Allgäus liebt, musste sich die Südafrikanerin aus Springbok erst einmal an ihr neues Umfeld gewöhnen: "Hier geht die Sonne im Winter um 16:30 Uhr unter und im Sommer erst um 22 Uhr. Das finde ich verrückt!" 
 

Gabrielle und Jo-Mari beim Aktionstag "Eine Weltfamilie" in Bensberg bei Köln.

Schneller hat sich die Freiwillige aus dem Globalen Süden an einige typische Köstlichkeiten der regionalen Küche gewöhnt: "Mein Lieblingsgericht ist Käsespätzle, aber auch die deutschen Brotsorten sind zum Niederknien, genau wie all die unterschiedlichen Würstchen-Arten!"

"Total Deutsch: Recycling! Sowas kennen wir auf dem Level nicht von zuhause, daran musste ich mich erst gewöhnen."
Jo-Mari, 19 J. aus Südafrika

Sibonile leistet seinen Freiwilligendienst ganz in Jo-Maris Nähe: Der 19-Jährige lebt und arbeitet seit drei Monaten im Allgäuhaus in Wertach. Knapp 200 Gäste – überwiegend Familien – kann die Familienferienstätte aufnehmen. Die müssen natürlich auch alle verköstigt werden. Sibonile hilft tatkräftig in Restaurant und Küche mit. Bei einigen kulinarischen Köstlichkeiten ist für seinen südafrikanischen Gaumen allerdings Schluss: "Kartoffelsalat mit Spinat aus dem Ofen – das esse ich lieber nicht noch einmal", grinst der Freiwillige. Einiges ist auch nach ein paar Monaten immer noch ungewohnt. So wundert sich Sibonile zum Beispiel über den Klamottenstil der deutschen Teenager – denn Baggy-Jeans trägt in seiner Heimat niemand.  

Sibonile bei der Arbeit im Kolpinghaus-Allgäu in Wertach.
"Es gibt ein deutsches Wort, das mir total schwerfällt, ich kann es einfach nicht aussprechen: 'Schlittschuhlaufen'!"
Sibonile, 19 J. aus Südafrika

Als Mitglied der südafrikanischen Kolpingsfamilie Strandfontain reiste Gabrielle bereits vor zwei Jahren zu den Internationalen Jugendwochen nach Bonn. Als sie dort von dem Süd-Nord Freiwilligendienst erfuhr, war für sie sofort klar: Das will ich machen! Gesagt – getan: die 22-Jährige unterstützt derzeit als Süd-Nord-Freiwillige das Kolping Berufsbildungswerk in Hettstedt. Zu ihren Aufgaben gehört es, junge Menschen mit Handicap zu unterstützen, die eine Berufsausbildung nur mit besonderen Hilfen absolvieren können oder noch eine Berufsvorbereitung benötigen. 

Das erste Mal Schnee für Gabrielle in Hettstedt (Sachsen-Anhalt).

Bei den Kolping-Partnerorganisationen sind die Freiwilligendienste in Deutschland gefragt. Das merkt auch Hannah Hänsch. Als Referentin der Kolping JGD betreut sie die Teilnehmer*innen des Programms. "Die Süd-Nord Freiwilligendienste erleben wir als großen Schatz: Das gesamte Umfeld der Einsatzstelle und Gastfamilie wird durch diese intensive Zeit bereichert. Es ist total cool zu beobachten, wie sich die Freiwilligen im Laufe des Jahres weiterentwickeln und aus sich herauskommen!" 

"Ich liebe Schnitzel! Aber vom deutschen Kartoffelsalat bin ich kein großer Fan."
Gabrielle, 22 J. aus Südafrika

Die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste kooperieren derzeit mit Kolping-Landesverbänden in Südafrika und Tansania. Bei den Einsatzstellen handelt es sich meistens um kolpingnahe Einrichtungen. Die Freiwilligen aus dem globalen Süden sind hier gern gesehen – weiß auch Sabrina Knabe, die im Kolping Bildungswerk in Hettstedt als Teamleitung arbeitet und erste Ansprechpartnerin für die Freiwilligen ist: "Gabrielle hat sich auch deshalb als Bereicherung erwiesen, weil sowohl die Mitarbeitenden als auch unsere betreuten Menschen hier in dieser Region nur wenige Berührungspunkte mit Menschen von anderen Kontinenten haben. So konnten eventuell bestehende Vorurteile positiv beeinflusst werden und neue Perspektiven eröffnet werden."

JGD-Referentin Hannah Hänsch arbeitet daran, das Netzwerk noch weiter auszubauen und weitere Einsatzstellen für die Süd-Nord Freiwilligen zu gewinnen. In Frage kommen all solche Einrichtungen, die als Bundesfreiwilligen-Einsatzstellen anerkannt sind. "Ideal sind Arbeitsfelder, wo Freiwillige schnell mit anpacken können. Ganz unverbindlich berate ich gerne interessierte, gemeinnützige Einrichtungen."

Süd goes Nord

Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Programm bietet jungen Leuten aus Deutschland seit 2008 einen Freiwilligendienst im Globalen Süden an. 2013 kam das Incoming-Programm »Süd-Nord« hinzu. Junge Menschen aus dem Globalen Süden können darüber einen Freiwilligendienst in gemeinnützigen Einrichtungen in Deutschland leisten. Die Freiwilligen bekommen ein Taschengeld, sowie Kost und Unterkunft gestellt.

Die drei Freiwilligen aus Südafrika haben noch sechs Monate Deutschland vor sich. In dieser Zeit wollen sie noch so viel wie möglich erleben: Jo-Mari träumt davon, den Kölner Dom zu besuchen, Gabrielle liebt geschichtsträchtige Gebäude und möchte München, Augsburg und Berlin einen Besuch abstatten und Sibonile? Der Fußballfan fiebert der Fußball-Europameisterschaft entgegen. Die in Deutschland erleben – das wäre der Knaller! 

Deutsche Gastfamilien gesucht

Willst Du als Gastfamilien eine*n internationalen Freiwillige*n aufnehmen? Gerne informieren wir Dich unter:
https://www.kolping-jgd.de/weltwaerts-sued-nord-freiwilligendienste/gastfamilie-werden

Foto: Gabrielle, Jo-Mari und Sibonile

Kommentar verfassen

Jeder Kommentar wird von der Redaktion überprüft, bevor er im Onlinemagazin erscheint. An dieser Stellen wollen wir auch auf unsere Netiquette und Informationen zum Datenschutz hinweisen.

Ihr Kommentar wurde verschickt!

Wir bitten um etwas Geduld. Ihr Kommentar wird von der Redaktion geprüft bis er online gestellt wird.

OK