"Wer uns anruft, kann sich sicher sein, dass wir das, was man uns anvertraut, an niemanden weiterleiten – weder an das Jugendamt noch an die Polizei und auch nicht an die Eltern", erklärt Martina Furlan. Sie ist Erziehungswissenschaftlerin, Leiterin des Kinderschutzbundes Dortmund – und eine der Vertrauenspersonen, die ein offenes Ohr speziell für Kolpinger*innen hat.
Nicht selten hätten Anrufer*innen Sorge, dass das, was sie den Pädagog*innen anvertrauen möchten, Konsequenzen haben könnte. Muss es aber nicht. "Wir unterliegen der Schweigepflicht. Das heißt: Ohne Einverständnis machen wir erstmal gar nichts – außer zuhören", erklärt Martina weiter.
Wir, damit meint Martina Furlan sich und ihr Team, bestehend aus der Diplom-Pädagogin Stefanie Brochtrup und dem Soziotherapeut Arndt van der Wurp. Diese drei sind die Stimmen, die sich am Telefon melden, wenn man das Kolping-Hilfetelefon in Anspruch nimmt. Ein Angebot, welches das Kolpingwerk Deutschland gemeinsam mit dem Kinderschutzbund Dortmund eingerichtet hat, um Kindern und Jugendlichen aus dem Kolping-Kosmos Hilfe anzubieten, wenn diese benötigt wird, z.B. nach Gewalterfahrungen oder Missbrauch.
Aber nicht nur dann, erklärt Martina Furlan, die neben dem Kolping-Hilfetelefon auch das bekannte und oft benutzte Dortmunder Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer" betreut. Anrufen kann man, sobald irgendwas einem Kopfzerbrechen bereitet. "Das muss nicht erst dann sein, wenn man schon massive Gewalt erfahren hat, sondern wenn es z.B. um eine Situation geht, die einen irritiert oder verunsichert hat. Wo man sich möglicherweise fragt: Schätze ich das jetzt richtig ein oder bin ich möglicherweise zu empfindlich?" Anschließend werde dann gemeinsam geschaut, was genau einen beschäftigt und welche Lösungen es gibt.
Nicht selten wollen die Kinder und Jugendlichen einfach nur ihre Gedanken loswerden, sich den Frust von der Seele quatschen. Das zeigt eine Auswertung des Kinderschutzbundes Dortmund aus dem Jahr 2022. Rund 58 Prozent der Anrufer*innen beim Dortmunder Kinder- und Jugendtelefon hatten demnach lediglich einen Aussprachebedürfnis. Bei 32 Prozent konnte das Problem bereits am Telefon geklärt werden. Das bestätigt auch Stefanie Brochtrup, die ebenfalls Ansprechpartnerin beim Dortmunder Kinder- und Jugendtelefon ist. "Oft hilft es ja, wenn man einfach mal mit jemanden spricht. Wenn dann noch weitere Beratung gewünscht ist, schaut man, wo die jungen Menschen herkommen und wo in ihrer Nähe Beratungsstellen sind."
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