Ausgabe 1-2024 : Februar

Einmal Bundestag und zurück…

Lange Gänge, viele Türen und eine Kuppel aus Glas. Das ist nicht die Beschreibung eines mystischen Ortes, sondern der Deutsche Bundestag. Arbeitsplatz für 736 Abgeordnete – und 19 Teilnehmer*innen der Jugendpolitischen Praxiswoche (JPPW).

Was machen Bundestagsabgeordnete eigentlich den ganzen Tag, wie läuft eine Plenarsitzung ab und wieviel Macht hat ein Hausausweis für den Bundestag? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gab es bei der Jugendpolitischen Praxiswoche (JPPW) der Kolpingjugend vom 12. bis zum 17. November 2023 in Berlin. 19 junge Erwachsene nahmen teil und erlebten sechs Tage lang Politik hautnah. Eine von ihnen: die 20-jährige Natalie aus Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz. Interesse für Politik hatte sie schon immer, erzählt sie. Bei Florian aus Greding in Bayern war es ähnlich. "In meiner Arbeit in der Diözesanleitung und im BDKJ sind sowohl kirchliche als auch weltliche Politik einer meiner Schwerpunkte. Allerdings habe ich mich selten sehr tiefgehend mit Themen beschäftigt, geschweige denn mit Politiker*innen", sagt der 23-Jährige. Letzteres hat sich durch die Teilnahme an der JPPW geändert.
 

Jugendpolitische  Praxiswoche

Die Jugendpolitische Praxiswoche (JPPW) richtet sich an alle politisch interessierten jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren, die einen Blick hinter die Kulissen des Deutschen Bundestags werfen möchten. Eine Mitgliedschaft bei der Kolpingjugend ist nicht erforderlich. Gefördert wird die JPPW vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die nächste JPPW findet im Oktober 2024 statt. Nähere Informationen folgen in Kürze.

Ziel der JPPW ist es, den Alltag eines Bundestagsabgeordneten (MdB) kennenzulernen, Bundestagsluft zu schnuppern und politische Diskussionen mitzuerleben. Konkrete Vorstellungen davon, wie so eine Woche ablaufen würde, hatte keiner der beiden. Dass die Woche so ereignisreich wurde, damit hatte aber erst recht niemand gerechnet. Die Teilnehmer*innen erlebten den Beschluss zur Selbstauflösung der Fraktion "Die Linke", eine Regierungsbefragung, eine Anhörung zum Kindergrundeinkommen, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt 2024 sowie die dazugehörige Bereinigungssitzung hautnah mit.

Türöffner für den Bundestag - der Hausausweis

Politik live und in Farbe

Gerade letzteres hat gezeigt, wie intensiv und vor allem stressig es im Bundestag werden kann. Die Anspannung und die Bedeutung des Gerichtsurteils war auf den Gängen des Bundestags nahezu greifbar. Mindestens genau so spannend war es, die informellen Absprachen unter den Politiker*innen sowohl vor als auch nach den Fraktionssitzungen zu erleben. Und allein die Tatsache, die vielen verschiedenen Politiker*innen, die man sonst nur aus den Medien kennt, live und in Farbe zu sehen, ist schon aufregend genug. An der diesjährigen JPPW beteiligten sich Abgeordnete aus den Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und CDU/CSU. Mit ihnen durften die Kurzzeit-Praktikant*innen der Kolpingjugend zu Ausschusssitzungen, Arbeitsgruppen, Netzwerkveranstaltungen und manche sogar in die Fraktionssitzung gehen.

Natalie mit ihrer Bundestagsabgeordneten Ana-Maria Trăsnea von der SPD.

Natalie durfte Ana-Maria Trăsnea von der SPD eine Woche lang über die Schulter schauen und hat sogar die Möglichkeit bekommen, an einer Rede ihrer Bundestagsabgeordneten mitzuarbeiten. Überrascht hat sie das Pensum, welches die MdBs an den Tag legen müssen. "Vor allem in Sitzungswochen beginnt der Arbeitstag der MdBs schon früh morgens und endet erst spät abends. Sie rennen von Termin zu Termin und haben oft kaum Zeit für Pausen oder um wenigstens etwas zu essen. Das war sehr beeindruckend und ein richtiger Aha-Moment für mich." Auch Florian hat der Alltag "seiner" Bundestagsabgeordneten Emilia Fester (B90/Grüne) sehr imponiert: "Sie setzt sich mit all ihrer Kraft für die Belange von Menschen ein – besonders für die von Kindern und Jugendlichen. Dabei hat sie ein großartiges, engagiertes Team, das sie unterstützt."

"Ich war in der Schule im Sozialkundeunterricht immer schon sehr motiviert. Außerdem bin ich seit längerem auch an parteipolitischer Arbeit interessiert und überlege, in Zukunft mehr in diese Richtung zu gehen."
Natalie

Volles Rahmenprogramm

Neben dem Alltag im Bundestag besticht die JPPW durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, so bekamen die Teilnehmer*innen z. B. einen Einblick in die Arbeit des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Darüber hinaus gehörten eine Stadtführung durch Berlin, der Besuch der Bundestagskuppel sowie diverse Abendveranstaltungen zum Programm.

Das die JPPW auch unter den Politiker*innen geschätzt wird, ist mehr als nur einmal in dieser Woche deutlich geworden. Immer wieder haben sich die MdBs für das Engagement der Kolpingjugend bedankt, einige haben ihren Schützlingen sogar im Anschluss der JPPW ein Langzeitpraktikum angeboten.

"Mein persönliches Highlight war der Hausausweis! Wir durften uneingeschränkt fast überall hin, konnten einfach an der Polizei vorbei in den Reichstag und nachts noch locker in die Kuppel."
Florian Siegmund

Natalie und Florian sind mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen nach Hause gefahren. Beide sind sich einig: die JPPW hat ihren Blick auf die Politik geschärft und ihnen neue Perspektiven eröffnet. Und wer weiß, vielleicht sind sie es ja, die irgendwann selbst Mitarbeiter*in des Bundestags sind.  

Jugendpolitisches Engagement 

Du willst Deine Themen in die Politik einbringen, aber weißt nicht, wie? Hier kommen ein paar Tipps:

Zunächst einmal: Politiker*innen sind auch nur Menschen. Sie sind auf die Ideen und die Unterstützung  ihrer Wähler*innen angewiesen. Wenn Du ein konkretes Anliegen hast, hilft es, die Politiker*innen, die deinen Wahlkreis im Bundestag vertreten, zu kontaktieren. Viele haben auch extra Bürger*innensprechstunden eingerichtet, zu denen Du gehen kannst. Wenn Du Kontakt aufnimmst, erkläre den Abgeordneten kurz, dass Du die Kolpingjugend vertretest und was Dein Ehrenamt ausmacht. Dann fällt es den Mitarbeiter*innen leichter Dich einzuschätzen und Termine zu geben. Und natürlich kannst Du Dich auch ohne konkrete Anliegen an Deine Abgeordneten wenden, ein Austausch zum ersten Kennenlernen kann genauso gewinnbringend sein.

Fotos: Natalie Jaschinski, Florian Siegmund

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