Darf man Lücken im Lebenslauf haben? Was sind praktische Ferien-Freizeit-Apps? Woher nimmt ein junger Mensch den Mut, sich innerhalb der katholischen Kirche als queer zu outen? Ob bunt oder ernst – das X-Mag hat alles davon bedient. Als Jugendmagazin im Kolpingmagazin hat es sich auf die Fahne geschrieben, spannende und interessante Geschichten zu Themen über und für junge Menschen zu veröffentlichen. Neben Mutgeschichten und Informativem über Kirche und Gesellschaft gab es auch jede Menge Tipps für den Alltag und Austausch darüber, was man machen darf oder eben nicht. Alles, was die Jugend bewegt, wurde abgedruckt. Und das schon seit 1979.
Bye bye X-Mag-Magazin
45 Jahre Kolpingjugendmagazin gehen zu Ende. 45 Jahre, in denen über junge Themen, Klima und auch über die Liebe geschrieben wurde. 45 Jahre, in denen die Kolpingjugend mit ihren Mitgliedern kommunizieren konnte. Heute gibt es andere Wege, und deswegen nehmen wir Abschied und blicken zurück.
Wie kam's eigentlich zum X-Mag?
Ein Magazin für junge Leute – diese Idee wurde von der Zentralkonferenz Jungkolping, wie die Bundeskonferenz der Kolpingjugend sich damals nannte, bereits im Herbst 1978 geäußert. Ein junges Heft, welches sich mit den Themen beschäftigt, die den jungen Kolpinger*innen unter den Nägeln brennen. Und so setzte man sich mit dem Weltbildverlag zusammen, der damals die Jugendzeitschrift "Junge Zeit" herausbrachte. Schon ein Jahr später wurde in dieser die erste Beilage speziell für die Mitglieder der Altersgruppe Jungkolping abgedruckt – das "Magazin für Jungkolping". Erhalten haben die Zeitschrift damals alle Mitglieder der Altersgruppe zwischen 14 und 18 Jahren. Einer, der das damals alles live miterlebt hat, ist Ulrich Vollmer, späterer Bundessekretär: "Endlich hatte man einen Weg gefunden, mit den jungen Mitgliedern zu kommunizieren. Bis dato gab es nur das Kolpingblatt, das bekam man aber erst, wenn man 18 Jahre alt war. Für die jüngeren Kolpinger gab es nichts."
"Die Meinung junger Leute war nicht immer Verbandsmeinung. Da gab es hinsichtlich mancher Berichte kritische Rückmeldungen. Das war nicht immer einfach, aber das musste man schon aushalten und – was viel wichtiger war – sich damit auch auseinandersetzen."
Ulrich Vollmer, ehemaliger Bundessekretär und Herausgeber des X-Mag
1995 erhielt das Magazin einen neuen Anstrich: Aus "Junge Zeit" wurde das "X-Mag". Auch im Verband gab es Veränderungen, etwa zur gleichen Zeit wurde entschieden, dass die Mitglieder der Altersgruppen "Jungkolping" (Mitglieder bis 18 Jahre) und Kolping / Junge Erwachsene (Mitglieder 18 bis 30 Jahre) künftig die "Kolpingjugend" bilden. Und so erhielt auch die Beilage einen neuen Namen: "X-Mag – Das Kolpingjugendmagazin".
Das X-Mag wird eigenständig
Nach elf Jahren stand die nächste Veränderung an: Der Weltbildverlag, der das X-Mag samt Kolpingbeilage bis dato herausgebracht hatte, bot dem Kolpingwerk Deutschland an, das komplette Magazin zu kaufen. Diese Chance ließen sich die Verantwortlichen natürlich nicht entgehen und produzierten dieses künftig exklusiv für die Kolpingjugend. Und so erschien von 2006 an bis 2015 das X-Mag als eigenständiges Magazin für die Kolpingjugend.
Die Finanzierung sowie die inhaltliche Ausrichtung waren die Gründe, weshalb das X-Mag 2015 als eigenständiges Magazin schließlich aufgeben, gekürzt und in das Kolpingmagazin integriert wurde. Denn obwohl das Kolpingwerk Deutschland Verleger des Magazins war, wurde die redaktionelle Arbeit in weiten Teilen von Externen betrieben. Mit der Entscheidung, das X-Mag in das Kolpingmagazin miteinzubauen, wanderte auch die inhaltliche Ausrichtung nun komplett in die Hände der Kolpingredaktion, was bis heute noch so ist.
"Ich habe von September 2020 bis September 2022 als Volontärin beim Kolpingmagazin viel für das X-Mag recherchiert und geschrieben. Am besten hat mir daran gefallen, dass ich so auch immer wieder Einblicke in die Lebenswelten von anderen jungen Menschen bekommen habe und teilweise auch vor Ort spannende Geschichte erzählen durfte! Gern gemocht habe ich die Darf man das?-Diskussionen, weil das so ein direkter Austausch mit Kolpingjugendlichen war und immer eine richtig gute Gesprächsatmosphäre."
Franziska Reeg, ehemalige Volontärin
Zu den Autorinnen der Kolpingredakion gehörte auch Franziska Reeg. Sie war von 2020 bis 2022 Volontärin und hat in dieser Zeit viel für das X-Mag recherchiert und auch geschrieben. Am besten daran gefallen, hat ihr die Tatsache, dass sie dadurch immer wieder Einblicke in die Lebenswelten von anderen jungen Menschen bekommen hat: "Einmal durfte ich zum Beispiel einen Nachmittag eine junge Ehrenamtliche bei der Tafel begleiten und vor Ort einen Einblick bekommen, sowas war immer besonders spannend!"
Neue Zeiten, alte Themen
Viel hat sich seit der ersten Ausgabe getan. Titel wurden geändert, Verleger gewechselt, Seiten gekürzt. Wenn man alte Ausgaben durchblättert, fällt jedoch schnell auf: Es gibt Themen, die Jahrzehnte hinweg überdauern und immer wiederkommen. Fragen nach der eigenen Sexualität oder rund um das Klima, hat sich die Jungkolping 1979 genauso gestellt, wie die Kolpingjugend heute.
Und schon damals gab es zwischen dem Erwachsenenverband und der Kolpingjugend Reibungspunkte, wie sich der ehemalige Bundessekretär Ulrich Vollmer erinnert: "Die Meinung junger Leute war nicht immer Verbandsmeinung. Da gab es hinsichtlich mancher Berichte kritische Rückmeldungen. Das war nicht immer einfach, aber das musste man schon aushalten und – was viel wichtiger war – sich damit auch auseinandersetzen."
Eine Sache hat sich in den letzten 45 Jahren jedoch maßgeblich geändert: der Umgang mit den Medien. Digital statt gedruckt, das ist nun die Devise. Auf Schritt und Tritt immer up to date zu sein, dafür braucht man kein gedrucktes Magazin, dafür hat man sein Smartphone. Der Schwerpunkt heute liegt auf sozialen Medien wie Instagram, Facebook oder TikTok. Diese Entwicklung geht auch am X-Mag nicht spurlos vorbei, Leser*innen-Umfragen haben das bestätigt, was sich bereits abgezeichnet hat – die Zielgruppe wird nicht mehr erreicht. Und so gibt es nur eine logische Konsequenz: das X-Mag wird mit dieser Ausgabe eingestellt.
"X-Mag hat sich immer wieder verändert. Der Abschied jetzt steht damit in einer Reihe. Ich wünsche mir, dass wir zukünftig mit unseren starken Inhalten wieder unsere Mitglieder und deren Freund*innen berühren werden. Das war das Magazin und soll es in neuer Form wieder sein."
Peter Kube, Bundesjugendsekretär
Natürliche Entwicklung
Keine leichte Entscheidung, aber eine natürliche, findet Bundesjugendsekretär Peter Kube: "X-Mag hat sich immer wieder verändert. Der Abschied jetzt steht damit in einer Reihe. Es fühlt sich ganz natürlich an, dass wir neue Wege gehen. Die Bundeskonferenz im Frühjahr 2024 hat uns darin gestärkt."
Die ersten Schritte auf dem neuen Weg sind bereits gemacht. Im Rahmen eines mehrtägigen Workshops mit Kommunikationsexperten wurde ein neues Konzept entwickelt. So soll unter anderem zukünftig neben Instagram auch TikTok bespielt werden. Außerdem sollen auf den Kanälen zwei Hosts die User*innen in ihren Kolping-Alltag mitnehmen und damit authentisch zeigen, wie Ehrenamt in der Kolpingwelt ausschaut. Und auch im Kolpingmagazin sollen nach wie vor auch die jungen Themen Platz finden.
Und uns bleibt leider nichts mehr zu sagen, als – BYE BYE X-Mag!
Bilder: Kolpingwerk Deutschland
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